20 Jahre nach der Premierenfolge: Wie die Kult-Serie 'Stromberg' die Herzen der Zuschauer eroberte

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20 Jahre nach der Premierenfolge: Wie die Kult-Serie 'Stromberg' die Herzen der Zuschauer eroberte

Vor 20 Jahren ging die Kult-Serie 'Stromberg' auf ProSieben auf Sendung und eroberte damit die Herzen der Zuschauer. Die von Christoph Maria Herbst verkörperte Figur des Büroangestellten Berthold Stromberg avancierte zum Kultfiguren der deutschen Fernsehlandschaft. Mit seinem ungehobelten, aber zugleich sympathischen Auftreten schaffte es Stromberg, Millionen von Zuschauern zu begeistern und eine treue Fangemeinde aufzubauen. In diesem Artikel werfen wir einen Blick zurück auf die Erfolgsgeschichte der Serie und analysieren, was 'Stromberg' zu einem der beliebtesten deutschen TV-Formate machte.

Jahre nach der Premierenfolge: Stromberg, der Chef, der die Herzen der Zuschauer eroberte

Theoretisch war er ganz anders; einer wie du und ich, nur deutlich besser. Auf allen Ebenen. Als Kreuzung aus Brad Pitt und St. Martin sah sich Bernd Stromberg, bloß nach seiner Scheidung einsam wie Gott. Ein Freund flacher Hierarchien, mit stets zwei, drei offenen Ohren für den Mitarbeiter. Philosophisch, progressiv, kompetent, galant, unübertroffen empathisch. Das Meeenschliche, betonte Bernd Stromberg gern, sei für ihn zentral.

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Praktisch allerdings kam er selten bis nie dazu, und diese kolossal klaffende Kluft zwischen seiner Selbst- und Fremdwahrnehmung machte die Pro-Sieben-Serie Stromberg vor 20 Jahren zum wahren Ereignis. Serie über den schlechtesten Chef der Welt.

Bernd Stromberg, als einer von zwei Leitern der Abteilung Schadensregulierung der Capitol-Versicherung zuständig für die Kunden mit Nachnamen M bis Z, ist der schlechteste Chef der Welt. Eines Tages, so die Prämisse der Serie, eröffnet sich ihm die Chance, ganz groß rauszukommen als Star einer Dokumentation über den Alltag in einem ganz normalen deutschen Büro. Vor laufender Kamera überdreht Stromberg immer weiter – und erzeugt ein einmaliges Gefühlschaos aus totaler Fremdscham und enormer Belustigung fast wider Willen.

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Die Doku-Parodie (Mockumentary), deutlich inspiriert vom BBC-Erfolg The Office, wirkt wie das bessere Original. Besser, weil böser. Zu verdanken ist das dem Quartett aus Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, Autor Ralf Husmann, Regisseur Arne Feldhusen – und Bjarne Mädel in seiner ersten großen Rolle als Büro-Depp Ernie Heisterkamp. Stromberg ist ein Gesamtkunstwerk, von der Kulisse der Siebzigerjahre-Hochhäuser des Kölner Technologieparks Braunsfeld bis hin zu den Mini-Szenen von altersschwachen Druckern, welkenden Topfpflanzen, fürchterlichem Filterkaffee.

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Schauspieler Herbst in der Rolle seines Lebens Geradezu hypnotisch aber macht Stromberg das Spiel von Herbst in der Rolle seines Lebens. Praktisch jede Wortmeldung des Hauptdarstellers ist wie ein Autounfall, ein Raketenstart, eine Brückensprengung: Man kann Augen und Ohren nicht abwenden, wenn Stromberg schwadroniert über all jene, die ja praktisch auch Menschen seien, irgendwie.

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Möchtegern-Alphamännchen mit Stammtischparolen Wie triumphierend das Möchtegern-Alphamännchen seine Stammtischparolen zum Besten gibt, ist fast schon imposant. Über seinen Rivalen Sinan Turçulu (Sinan Akkuş) sagt er: Es geht hier um Karriere, Beförderungen, und, ähh, Pipapo. Und da sieht der Kollege Turçulu wohl gerade seinen, ähh, Döner den Bach runtergehen.”

Tabubrüche dieser Art im Minutentakt sind kein Selbstzweck, sondern illustrieren die ganze Erbärmlichkeit von Stromberg, der in jeder Staffel, jeder Folge, jeder Szene tiefer sinkt. Wie er sich auch aus den verzwicktesten Lagen herauslaviert, immer wieder einen Doofen findet, verfolgt man gebannt, aber ohne sich mit ihm gemein zu machen, sondern mit der Faszination eines Forschers.

Das Gelächter, das explosionsartig immer wieder die fürchterliche Fremdscham durchbricht, hat einen klaren Adressaten. Man lacht nicht mit, sondern über den Mann, der über keine Qualitäten verfügt außer Schmerzfreiheit und Kampfeswillen.

Der verdiente Lohn für Husmann, Herbst und Co. waren mehrere Comedy-, Fernseh- und Grimme-Preise. Dass Stromberg je auf Sendung ging, kann man als mittelgroßes Wunder sehen. Wobei Herbst einmal im RP-Interview betonte, er beurteile die Serie als ziemlich gesellschaftspolitisch. Ausschnitte daraus würden genutzt, um Manager zu coachen. Um zu zeigen, wie es geht – und wie nicht.

Nicht nur die Serie selbst, sondern auch die Figur des Stromberg haben es geschafft, in die Herzen der Zuschauer zu dringen. Dass die Serie zum Kult wurde, liegt auch daran, dass Büroarbeiter aller Art – in Versicherungen, Banken, Ämtern, Verwaltungen von Firmen aller Art und Größe – vieles wiedererkannten.

Parallelen zu Trump Zur Wahrheit gehört, dass Stromberg in einer anderen, entspannteren Zeit lief. Dem Publikum traute man zu Recht zu, dass es begriff: Mit all den verbalen Blutgrätschen heischte kein Comedian um Aufmerksamkeit, sondern eine fiktive Kunstfigur.

Und zwar eine selten erbärmliche: Stromberg ist ein lebendes Fossil, aber beileibe kein T-Rex. Bloß ein Gift und Galle spuckender Goldkettchenträger. Ein Menschenfeind mit Manierismen en masse, der beim Mobbing munter mitmacht. Ein mittelaltes weißes Würstchen mit Halbglatze und Klobrillenbart.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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