Hamas stimmt Kompromissvorschlag zu, Geiselfamilien erhöhen Druck​

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Hamas stimmt Kompromissvorschlag zu, Geiselfamilien erhöhen Druck​

In einer überraschenden Wendung hat die palästinensische Organisation Hamas bekannt gegeben, dass sie einen Kompromissvorschlag angenommen hat, um die Krise um die gefangenen Israelis zu lösen. Dieser Schritt wird als wichtiger Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Hamas und Israel gewertet. Die Familien der Geiseln haben jedoch ihre Forderungen nach einer Lösung für das Schicksal ihrer Angehörigen bekräftigt und den Druck auf die Verhandlungsparteien erhöht. Die Frage bleibt, ob dieser Kompromissvorschlag tatsächlich zu einer Lösung des Konflikts führen wird.

Ungewöhnliche Szenen in Gaza: Hamas akzeptiert Waffenstillstand - aber Frieden bleibt fern

In der Stadt Rafah im Gazastreifen sind am Montagabend ungewöhnliche Szenen zu beobachten gewesen. Menschenmassen haben auf der Straße gefeiert, nachdem die Nachricht von der Annahme des ägyptisch-katarischen Vorschlags für eine Waffenruhe durch die Hamas eingetroffen war.

Ein LKW bahnt sich im Schritttempo seinen Weg durch die Massen, auf seiner Ladefläche Kinder und Jugendliche, die triumphierend die Arme in die Höhe strecken. Sie alle feiern die Nachricht, die kurz zuvor eingetroffen ist.

Israels Militär rückt in Richtung Rafah vor - Kontrolle an Grenzübergang übernommen

Israels Militär rückt in Richtung Rafah vor - Kontrolle an Grenzübergang übernommen

Doch die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Kämpfe war von kurzer Dauer. Noch in derselben Nacht rückte Israels Armee, die IDF, in Rafah in Richtung der ägyptischen Grenze vor; am Morgen hatten die Truppen die Kontrolle über den dortigen Grenzübergang übernommen.

Schon am Tag zuvor hatte die IDF rund 100.000 Menschen im östlichen Teil Rafahs aufgerufen, sich in ein küstennahes Gebiet einige Kilometer nördlich zu begeben. Zwar teilte ein Militärsprecher am Dienstag mit, geplant sei lediglich ein präziser Anti-Terror-Einsatz in sehr begrenztem Umfang. Doch viele Beobachter gehen davon aus, dass es darum um den Auftakt einer größeren Militäroffensive handeln könnte – eine Offensive, vor der unter anderem die US-Regierung immer wieder gewarnt hat.

Hamas und Israel - ein Konflikt mit langem Vorlauf

Hamas und Israel - ein Konflikt mit langem Vorlauf

Die Hamas wird im Dezember 1987 kurz nach dem Beginn der ersten Intifada gegründet. Sie geht aus der Muslimbruderschaft hervor. Ziel der Organisation ist die Zerstörung Israels und die Errichtung eines islamischen Staates Palästina.

Die Hamas wird von westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft. Geldgeber der Organisation sind Länder wie der Iran und Katar, da auch sie Israel das Existenzrecht absprechen. Auch die Türkei finanzierte bereits die Hamas. Iran gilt als größter Waffenlieferant der Hamas.

Familien der Geiseln fürchten um ihr Leben

Viele Familien der Verschleppten fürchten jedoch, dass beide Ziele in Wahrheit im Widerspruch stehen und das Vorgehen der Armee die Geiseln gefährdet. Die Hamas behauptet, mehrere Geiseln seien bereits bei israelischen Luftangriffen ums Leben gekommen.

Der Hamas-Chef im Gazastreifen, Yahya Sinwar, soll sich manchen Berichten zufolge zu jeder Zeit mit Geiseln umgeben, um sich auf diese Weise vor israelischen Angriffen zu schützen.

Deshalb erhöhen die verzweifelten Angehörigen der Geiseln und deren Unterstützer den Druck auf die Regierung, sich mit der Hamas zu einigen. Immer wieder organisieren sie Proteste, zuletzt am Montagabend in Tel Aviv: Hunderte Menschen blockierten zum wiederholten Mal die Ayalon-Schnellstraße.

Vor dem Verteidigungsministerium hielten Demonstranten ein Schild mit der Aufschrift: 1976: Yoni wird getötet bei der Befreiung von Geiseln. 2024: Bibi tötet sie für seinen Sitz.

Netanjahus Bruder Yonatan war bei der Befreiung israelischer Geiseln in Entebbe, Uganda, ums Leben gekommen. Dem Regierungschef, dessen Spitzname Bibi lautet, werfen die Demonstranten vor, ein Abkommen zur Geiselbefreiung aus politischem Eigeninteresse zu vermeiden – weil ein solches womöglich ein Ende des Krieges und damit Neuwahlen bringen könnte, die ihm Umfragen zufolge die Macht kosten dürften.

Ganz erloschen sind die Hoffnungen auf eine Einigung indes noch nicht. Israel werde trotz der Mängel des jüngsten Kompromissvorschlags eine Delegation nach Ägypten schicken, um weitere Möglichkeiten einer Einigung auszuloten, teilte Netanjahus Büro mit. Die Rafah-Operation solle aber in jedem Fall weiterlaufen.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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