Kardinal Woelki verliert in zehn Jahren das Vertrauen der Gläubigen

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Kardinal Woelki verliert in zehn Jahren das Vertrauen der Gläubigen

Ein skandalöses Jahrzehnt geht zu Ende, das das Ansehen des Erzbistums Köln nachhaltig beschädigt hat. Kardinal Rainer Maria Woelki, Oberhirte des Erzbistums, hat in den letzten zehn Jahren massiv an Glaubwürdigkeit eingebüßt. Die Krise des Vertrauens, die sich um den Kardinal entwickelt hat, ist symptomatisch für die tiefe Zerrüttung, die das Erzbistum erfasst hat. Die Frage nach der Zukunft des Erzbistums stellt sich dringender denn je. Wie konnte es dazu kommen, dass ein vertretener Kirchenmann wie Kardinal Woelki das Vertrauen der Gläubigen so nachhaltig verloren hat?

Kardinal Woelki verliert in zehn Jahren das Vertrauen der Gläubigen

Zu sehen sind sie kaum, bedeutsam aber doch: In fünf Metern Höhe baumeln im Nordquerhaus des Kölner Doms lange goldene Holzstäbe, sogenannte Jahresstäbe. Sie machen die Amtsdauer des jeweiligen Erzbischofs zu Köln anschaulich. Und für Rainer Maria Kardinal Woelki wird demnächst ein zehnter Stab dort montiert.

Zehn Jahre Erzbischof: Woelki verliert das Vertrauen der Gläubigen

Zehn Jahre Erzbischof: Woelki verliert das Vertrauen der Gläubigen

Am 11. Juli werden zehn Jahre vergangen sein, als Papst Franziskus den damaligen Erzbischof von Berlin zum Erzbischof von Köln ernannte. Viele erschien diese Personalie auf höchster Ebene eine frohe Botschaft zu sein: Rom hatte zum direkten Nachfolger von Joachim Kardinal Meisner und 94. Nachfolger des Heiligen Maternus auf einen Mann aus Köln gesetzt.

Rainer Maria Kardinal Woelki, geboren 1956 in der Köln-Mülheimer Bruder-Klaus-Siedlung, hatte seine Priesterweihe im Kölner Dom empfangen, er war Kaplan unter anderem in Düsseldorf und Neuss, diente als sogenannter Geheimsekretär Kardinal Meisner, wurde schließlich einer der Kölner Weihbischöfe. Zudem schien ihm die kurze Berufung nach Berlin gutgetan zu haben. In der ruppigen Luft der größtenteils christfernen Hauptstadt wurde er souveräner, profilierter, auch offener und zugänglicher.

Kardinal Woelki: Von der Euphorie zum Vertrauensverlust

Heute ist die Euphorie des Anfangs vollständig verflogen und die Amtszeit zu einem Jahrzehnt der Auseinandersetzungen und Enttäuschungen geworden, der Kommunikationspannen und eines großen, anhaltend wachsenden Vertrauensverlustes. Alle Diözesen in Deutschland verzeichnen eklatante Mitgliederverluste, in Köln aber – dem noch größten deutschen Bistum hierzulande – gehen die Erosionen weit tiefer.

Woelki zum zehnten Jahrestag: Das Erzbistum Köln im Dilemma

Ob dieses Jahrzehnt seine Fortsetzung finden wird, ist keineswegs so sicher wie das sprichwörtliche Amen in der Kirche. Das könnte unter anderem vom Urteil eines weltlichen Gerichts abhängen. Noch ermittelt Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn gegen den Erzbischof wegen des Verdachts auf Meineid und falscher eidesstattlicher Versicherung.

Es geht darum, zu welchem Zeitpunkt der Erzbischof über Missbrauchsvorwürfe gegen bestimmte und von ihm beförderte Priester informiert gewesen war. Dazu gab es im Juni des vergangenen Jahres sogar eine Hausdurchsuchung im Bischofshaus, die vorab Medien bekannt und so im Bild festgehalten wurde.

Kritik und Zweifel: Woelki verliert die Unterstützung der Gläubigen

Woelki selbst hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert. Ob er aber selbst bei einer Verurteilung als Erzbischof abberufen wird, bleibt fraglich. So aktiv Papst Franziskus noch vor drei Jahren im Umfeld der Missbrauchsgutachten gewesen ist, sogar zwei Apostolische Visitatoren nach Köln schickte und dem heute 67-jährigen Kardinal später eine mehrmonatige Auszeit ans Herz legte, so passiv waren seine Reaktionen anschließend.

Rom signalisiert, dass es erst einmal keinen Grund zum weiteren Handeln sieht, gleichwohl Franziskus seinem Kardinal „große Fehler“ in der Kommunikation der Aufarbeitung attestierte.

Das Erzbistum Köln erlebt ein Kommunikationsdesaster. Ablesbar wird das an den zahlreichen Medienchefs, die im Erzbistum im vergangenen Jahrzehnt ihr Glück versuchten. Mit dem kürzlich berufenen PR-Fachmann Wolfram Eberhardt ist es der achte auf diesem Posten. Allein für die Krisenberatung zwischen 2019 bis 2021 gab das Erzbistum 820.000 Euro aus.

Es rumort an vielen Ecken und Enden; von fehlender Mitbestimmung ist die Rede, auch von einer Beratungsresistenz in der Bistumsspitze. Menschen aus dem näheren Umfeld des Erzbischofs glauben, dass die Auszeit bei Woelki Spuren hinterlassen und ihn die vorübergehende Übergabe der Bistumsleitung gekränkt habe.

Lähmung statt Aufbruch scheint vielerorts die Stimmung im großen Erzbistum zu sein. Mit Messdienern, die im Gottesdienst dem Erzbischof den Rücken zukehren, mit Gläubigen, die dem Kardinal beim Besuch ihrer Gemeinde rote Karten vors Gesicht halten, mit Kirchenchormitgliedern, die ihr Mitwirken am Gottesdienst unter Woelki verweigern.

Aus diesem Dilemma sich von Gerichten Lösungen zu erhoffen, ist das Gegenteil von dem, was eine Gemeinschaft ausmacht.

Und so ist es der 72-jährige Sozialpfarrer Franz Meurer, der mit seinem neuen Buch den Kommentar pünktlich zum Jubiläum von Erzbischof Woelki beisteuert: „Er will das Beste, macht aber das Falsche. Er will recht behalten, auch wenn das Vertrauen in die Kirche verdunstet.“

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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