Warum gibt es im Osten Deutschland mehr Rentner in den Frührenten?

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Warum gibt es im Osten Deutschland mehr Rentner in den Frührenten?

In Deutschland gibt es eine interessante Entwicklung, die staatliche Statistiken aufzeigen. Im Osten Deutschlands sind signifikant mehr Menschen in den Frührenten als im Westen des Landes. Dieser Befund wirft Fragen auf, warum dies so ist. Ist es die Folge der Wirtschaftsstrukturen, die sich nach der Wiedervereinigung entwickelt haben? Oder spielen demographische Faktoren wie die altersstruktur der Bevölkerung eine Rolle? Wir werden in diesem Artikel die Gründe für diese Entwicklung untersuchen und versuchen, die Hintergründe dieser Phänomen zu eruieren.

Mehr Rentner in Ostdeutschland: Warum gibt es eine Diskrepanz?

In Deutschland nehmen viele Menschen eine vorgezogene Altersrente in Anspruch, ungeachtet der Diskussion um drohende Altersarmut. Die neusten Zahlen der Deutschen Rentenversicherung zeigen, dass der Anteil der vorgezogenen Altersrenten im vergangenen Jahr insgesamt bei 58,3 Prozent lag – Tendenz leicht steigend.

Auffällig ist jedoch, dass der Anteil in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin unter 50 Prozent und in den westdeutschen Flächenländern meist zwischen 55 und 60 Prozent liegt, während er in den östlichen Bundesländern zwischen 69 und 74 Prozent beträgt.

Warum Ostdeutsche Rentner früher in den Ruhestand gehen

Warum Ostdeutsche Rentner früher in den Ruhestand gehen

Laut dem Rentenexperten Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) liegt die Erklärung für diese Diskrepanz darin, dass in Ostdeutschland mehr Frauen die Voraussetzungen für eine vorgezogene Altersrente erfüllt haben als im Westen.

„In den neuen Ländern sind Frauen vielfach nach der Geburt von Kindern schneller wieder ins Erwerbsleben zurückgekehrt“, sagt ein Sprecher der Deutschen Rentenversicherung (DRV) auf Anfrage. Daraus entstehen höhere Rentenansprüche, dank derer man entweder früher abschlagfrei gehen oder sich Abschläge besser leisten kann.

Rentner in Ostdeutschland: Mehr Abschläge, mehr Anreize

Rentner in Ostdeutschland: Mehr Abschläge, mehr Anreize

Solche Entwicklungen sind natürlich auch Wasser auf die Mühlen von Kritikern wie Martin Werding. Der Wirtschaftsweise hatte vorgeschlagen, die Abschläge für vorzeitige Altersrenten, die derzeit bei 3,6 Prozent pro Jahr liegen, auf fünf bis sechs Prozent zu erhöhen. Wegen des Fachkräftemangels gelte es „alle geltenden Regelungen zu überprüfen, die nach wie vor zu einem frühen Renteneintritt einladen. Dazu gehören die niedrigen Abschläge“, so Werding.

Unterstützung hat er beispielsweise vom CDU-Arbeitsmarktexperten Stephan Stracke („Zu viele Leute gehen vorzeitig in den Ruhestand, weil es selbst mit Rentenabschlägen attraktiv ist, nicht mehr weiterzuarbeiten. Zu- und Abschläge müssen neu berechnet werden“) oder aus der FDP.

Die FDP argumentiert, Fachkräfte würden fern gehalten, und die Regelungen belasteten den Haushalt. Wedings Vorschlag hätte zur Konsequenz, dass auch besonders langjährig Versicherte mit 45 Beitragsjahren nicht mehr ohne Abschläge in Rente gehen könnten.

Damit hat der Ökonom nicht nur Gewerkschafter erregt, sondern auch den Sozialverband Deutschland. Dessen Vorstandchefin Michaela Engelmeier sagte unserer Redaktion: „Es ist zu beobachten, dass sich die Suche nach gesamtgesellschaftlich gerechten Lösungen für den Fach- und Arbeitskräftemangel zunehmend von konstruktiven Ansätzen entfernt. Stattdessen wird versucht, die Verantwortung auf diejenigen abzuwälzen, die bereits durch jahrzehntelange harte Arbeit ihren Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft geleistet haben. Die Forderung, Menschen nach 45 Beitragsjahren nicht mehr abschlagsfrei in Rente gehen zu lassen beziehungsweise die Abschläge für jene fast zu verdoppeln, die seit 35 Jahren versichert sind, ist inakzeptabel.“

Was Rentner hinzuverdienen dürfen

Umgekehrt arbeiten allerdings auch immer mehr Rentner zusätzlich – die einen, weil eben das gesetzliche Alterseinkommen nicht ausreicht, andere, weil sie sich Geld dazuverdienen wollen. Das kann den Fachkräftemangel lindern und ermöglicht einen gleitenden Ausstieg aus dem Berufsleben. Und es gibt zusätzliches Einkommen. Allerdings müssen die Renten-Aufstocker unter Umständen auch höhere Steuern zahlen.

DIW-Experte Geyer hat für unsere Redaktion durchgerechnet, was eine Ausweitung der Abschläge in konkreten Zahlen bedeuten würde.

Aktuell muss zwar noch kein Jahrgang bis zum 67. Lebensjahr arbeiten, um Abschläge zu vermeiden (das gilt erst für die Geburtsjahrgänge ab 1964). Aber der Einfachheit halber hat Geyer das volle Minus gerechnet, den jemand hinnehmen müsste, wenn er mit 63 in Rente ginge, sein Regelrentenalter aber erst mit 67 erreichen würde.

In diesem Fall betrüge der maximale Abschlag 14,4 Prozent (48 Monate mal 0,3 Prozent). Bei einer Rente von beispielsweise 1370 Euro läge dieser maximale dauerhafte Abschlag derzeit bei rund 197 Euro. Bei fünf Prozent Verringerung pro Jahr (also 20 Prozent über vier Jahre) wären es schon 274 Euro, bei sechs (24) Prozent 329 Euro. Also 132 Euro mehr als bei der aktuell geltenden Regelung.

Bei einer Bruttorente von 2336 Euro würde unser Modellrentner aktuell knapp 2000 Euro bekommen, nach den Vorschlägen von Werding wären es noch mal 131 respektive 224 Euro weniger. Und wenn man 875 Euro Rente bekäme, würden statt wie derzeit 125 Euro dann 174 oder 210 Euro abgezogen.

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

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