Düsseldorf-Flingern: Die ehemalige Flurklinik war einst ein weibliches Krankenhaus

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Düsseldorf-Flingern: Die ehemalige Flurklinik war einst ein weibliches Krankenhaus

Im Herzen von Düsseldorf-Flingern befindet sich ein architektonisches Juwel, das eine reiche Geschichte birgt. Die ehemalige Flurklinik, die heute als Wohnhaus dient, war einst ein exklusives Krankenhaus für Frauen. In den 1920er Jahren erbaut, war das Gebäude ein wichtiger Teil der medizinischen Versorgung in der Region. Viele Jahre lang bot es Frauen aus der ganzen Stadt eine sichere und kompetente Behandlung an. Heute möchte wir Ihnen die Geschichte dieser einzigartigen Einrichtung näherbringen und einen Blick in die Vergangenheit werfen.

Die ehemalige Flurklinik: Ein Symbol für die Frauenrechte in Düsseldorf

Ein imposantes und historisch bedeutsames Gebäude an der Ecke Flurstraße/Degerstraße wurde am 14. Juni 1910 eröffnet: die „Frauenklinik an der Flurstraße“, abgekürzt auch Flurklinik genannt. Bei der Einweihung trug das Gebäude allerdings noch den Namen „Wöchnerinnen-Asyl“ (eine Wöchnerin ist eine Frau in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Geburt).

Jedenfalls: Tausende Düsseldorfer haben dort das Licht der Welt erblickt, und wer dort geboren wurde, durfte sich voller Stolz als „echtes Flingeraner Kind“ bezeichnen. Bereits in den 1880er Jahren hatte es an der Grafenberger Allee eine ähnliche Einrichtung gegeben, um Frauen und Kindern bei der schwierigen Phase der Geburt unterstützend zur Seite zu stehen.

Die Geschichte der Flurklinik

Die Geschichte der Flurklinik

Nach einigen Umzügen und mit der Hilfe einer gemeinnützigen Stiftung sowie engagierter Bürger konnte dann die Klinik errichtet werden, wie der Historiker Kaspar Michels bei seinen Recherchen herausgefunden hat. Architekt des Gebäudes war der Düsseldorfer Ernst Roeting, der in der Stadt viele Industriebauten, etwa die „Alten Farbwerke“ an der Ronsdorfer Straße, gebaut hatte. Er war dabei nicht nur Architekt, sondern schuf als Künstler auch Stelen, Grabsteine und Skulpturen.

1986 wurde der gesamte Baukomplex in die Denkmalliste eingetragen.

Frauenrechte in der Industrialisierung

Frauenrechte in der Industrialisierung

Ein Blick in die Vergangenheit lohnt, um die Rolle der Frau zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert zu beleuchten. Kurzum: Frauen waren weitgehend rechtlos. Sie wurden weder als Staatsbürgerinnen noch als „freie Lohnarbeiterinnen“ anerkannt, hatten kein Wahlrecht und durften keine öffentlichen Ämter ausüben. Verheiratete Frauen waren nicht geschäftsfähig und durften auch nicht frei über ihren Verdienst verfügen.

Da aber das Einkommen, das die Männer aus den Fabriken mit nach Hause brachten, oft nicht ausreichte, arbeiteten viele Frauen, Mütter und auch Kinder in den Betrieben, um die Existenz der Familien zu sichern. Die Arbeit von Frauen war bei den Fabrikanten sogar sehr beliebt, denn sie waren belastbar und ihr Lohn lag deutlich unter dem der männlichen Kollegen. Auch Mädchen arbeiteten oft schon im Kindesalter mit.

Zwangssterilisationen während der NS-Diktatur

Ein düsteres Kapitel der Flurklinik darf an dieser Stelle nicht verschwiegen werden. Während der NS-Diktatur wurden im Zuge der sogenannten „Rassenhygiene“ in Düsseldorf Tausende Menschen Opfer einer Zwangssterilisation.

Die Flurklinik heute

Als die Flurklinik, die 1977 mit dem Augusta-Krankenhaus fusioniert hatte, 2002 endgültig geschlossen wurde, gab es dort nur noch eine Klinik mit dem Spezialgebiet Gerontopsychiatrie, die ging dann über in die größere Klinik Ellbroich. Loftwohnungen und Gewerbeeinheiten entstanden. Im Souterrain erinnerte bis zum Herbst 2022 der Gastronomiebetrieb „Flurklinik“ an die alte Bestimmung des Hauses. Bis heute sind an der Fassade die Muschelkalkfiguren der Störche und die Kinderskulpturen von Hermann Nolte zu erkennen.

Die Flurklinik ist heute ein wichtiger Teil der Geschichte Düsseldorfs und ein Symbol für die Frauenrechte in der Stadt.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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