Paralympics: Was Deutschland aus den 49 Medaillen in Paris lernt
Die Paralympischen Spiele in Paris haben für Deutschland ein großes Erfolgserlebnis gebracht: 49 Medaillen, darunter 18 Goldmedaillen, haben die deutsche Mannschaft zu den erfolgreichsten Teams der Spiele gemacht. Doch hinter diesem Erfolg verbirgt sich auch eine große Chance für Deutschland, aus den Erfahrungen der Spiele wichtige Lektionen zu lernen. Wie kann Deutschland die Erfolge der Behinderten-Sportlerinnen und -Sportler nutzen, um die Inklusion in Deutschland voranzubringen? Welche Strukturen und Förderprogramme müssen geschaffen werden, um den Behindertensport in Deutschland zu stärken?
Deutschland setzt Medaillen-Trend bei Paralympics in Paris fort
Der Denkzettel von Delegationsleiter Karl Quade während der Paralympics kam wohl zur rechten Zeit. Hatte der 69-Jährige bei Halbzeit der Spiele in Paris die mäuse Medaillen-Ausbeute der deutschen Mannschaft noch kritisiert, zog er nun ein durchaus versöhnliches Fazit. „Ich hatte ja angemerkt, dass uns ein bisschen etwas fehlt. Aber wir haben, glaube ich, gut aufgeholt“, sagte Quade.
Unmittelbar nach seinem Anpfiff trumpfte Natascha Hiltrop mit Gold im Schießen auf und wenig später legte an jenem Abend Maurice Schmidt im Fechten mit der nächsten Goldmedaille nach - weitere folgten. Dennoch wird Deutschland im Medaillenspiegel knapp außerhalb der anvisierten Top Ten landen. 49-Mal Edelmetall holten die deutschen Para-Sportler insgesamt, sechs Medaillen mehr als in Tokio. Jedoch gab es in Japan drei Goldmedaillen mehr zu bejubeln.
Einige Disziplinen überzeugen, andere enttäuschen
Besonders im Schwimmen fiel die Bilanz positiv aus. Hinter den Erwartungen blieben jedoch die Leichtathleten um Weitsprung-Hoffnung Leon Schäfer. Gänzlich ohne etwas Zählbares muss der Deutsche Behindertensportverband trotz Teilnehmern in den Sportarten Rollstuhlrugby, Rollstuhltennis, Bogenschießen, Boccia und Sitzvolleyball auskommen. In allen anderen Sportarten holten die Sportler Medaillen, 2021 gelang das nur in acht.
„Gemessen am sportlichen Erfolg sind wir sehr erfreut über die Schwimmer - das ist die stärkste Teilmannschaft“, so Quade. „In der Leichtathletik werden wir sicher hinterher noch einmal etwas klären müssen. Da gab es einen deutlichen Rückgang gegenüber Tokio.“
Die Weltspitze rückt enger zusammen
Ein Aushängeschild bleibt Weitspringer Markus Rehm, der zum vierten Mal seinen Titel verteidigte. Sprinter Johannes Floors und Kugelstoßer Niko Kappel, die als Favoriten gestartet waren, mussten sich mit Silber begnügen. Das zeige, dass die Weltspitze immer enger zusammenrücke, meinte Floors. „Die Leistungsdichte hat enorm zugenommen - in vielen Wettkämpfen der Leichtathletik. Es fallen nicht zwangsweise neue Weltrekorde. Aber die Leute, die Weltrekorde aufgestellt haben, laufen nicht mehr allein vorneweg. Das ist eigentlich genau das, worum es geht.“
Floors kann dem gestiegenen Konkurrenzkampf viel Gutes abgewinnen und bewertet daher auch die Entwicklung des Para-Sports durchweg positiv. DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher pflichtet dem 29-Jährigen bei und zog auch die hohe Auslastung der Arenen und die ausgelöste Begeisterung zurate. Die Spiele könnten mit dem Stempel „einmalig“ versehen werden, sagte Beucher. „So ein begeisterungsfähiges Publikum habe ich bei Einzelveranstaltungen zwar schon einmal erlebt. Aber hier wurde einfach noch einmal eine Schippe drauf getan.“
Ziele für die Zukunft
„Wir werden uns jetzt nicht ausruhen, nur weil der Trend aus meiner Sicht gestoppt wurde. Sondern dieses Ergebnis von Paris wird unser Ansporn für die Zukunft sein, um auf diesem Weg weiterzumachen, mehr Professionalität reinzubringen“, kündigte Quade an, mit Blick auf die Spiele 2028 in Los Angeles.
Die deutschen Medaillengewinner bei den Paralympics können stolz auf ihre Leistung sein. Die Bilanz der Paralympics 2024 in Paris kann als Erfolg verbucht werden. Deutschland hat den Trend gestoppt und sich auf einem guten Weg befunden.
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