Düsseldorf setzt sich auf der Suche nach Work-Life-Gleichgewicht mit Faust auseinander

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Düsseldorf setzt sich auf der Suche nach Work-Life-Gleichgewicht mit Faust auseinander

Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat sich ambitionierte Ziele gesetzt, um das Work-Life-Gleichgewicht ihrer Bürgerinnen und Bürger zu fördern. Im Zentrum dieser Bemühungen steht die Kooperation mit Faust, einem erfahrenen Partner im Bereich der Work-Life-Balance. Durch diese Zusammenarbeit möchten die Stadtverantwortlichen die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben für die Düsseldorfer Bevölkerung verbessern. Die Initiative richtet sich insbesondere an junge Eltern, Singles und Alleinerziehende, die oftmals unter einer Überlastung durch Arbeit und familiären Verpflichtungen leiden.

Düsseldorfer Theater setzt sich auf der Suche nach WorkLifeGleichgewicht mit Faust auseinander

Die Premiere des Jungen Schauspiels in Düsseldorf hatte ein kurioses Zeitmanagement. Mit Faust 1+2+3 eröffnete das Theater seine neue Spielzeit. Das Titelfoto auf dem Programmheft zeigt einen jungen Mann in blauem Wams. Etwas überrascht, vielleicht auch ratlos, blickt er nach oben zu den Sternen. In den Händen hält er ein kleines Heftchen.

Wer dabei an die Reclamausgabe des größten Dramas deutscher Sprache denkt, liegt richtig. In der jugendfrischen Fassung des Goethe-Stücks – erstellt und auf die Bühne gebracht von Felix Krakau – werden noch vier weitere Figuren auftreten. Zusammen werden die Fünf den Faust spielen, nicht nur den allseits bekannten ersten Teil, sondern auch den zweiten und einen selbst erfundenen dritten Teil gleich dazu.

Faust auf der Bühne: Das Junge Schauspiel eröffnet neue Spielzeit mit jugendfrischer Fassung

Faust auf der Bühne: Das Junge Schauspiel eröffnet neue Spielzeit mit jugendfrischer Fassung

Das Ganze soll in anderthalb Stunden ablaufen, doch als es nach 80 Minuten aus dem Kerker heißt Sie ist gerichtet und dann Ist gerettet, fragt man sich, was jetzt noch kommen könnte. Aber der Reihe nach.

Info: In der nächsten Spielzeit am neuen Standort

Spielplan: Die Faust-Inszenierung von Felix Krakau wird in den kommenden Monaten immer wieder auf der Münsterstraße zu sehen sein.

Karten: Vorverkauf per Mail unter [email protected] oder telefonisch unter 0211-369911.

Spielort-Umzug: Ab der kommenden Spielzeit wechselt das Junge Schauspiel nach über dreißig Jahren von Mörsenbroich in die Spielstätte Central am Hauptbahnhof

Zunächst einmal gibt es, ganz wie im Original, ein Vorspiel auf dem Theater und sogar einen Prolog im Himmel. Jede Menge an Bildungs-Zitaten, bis es heißt: Der Worte sind genug gewechselt. Für diese Eingangs-Episode haben sich Schülerinnen und Schüler dreier Gymnasien, eines auch aus Bocholt, in langen Proben fit gemacht.

Nicht einen Moment lang sind sie völlig lost, wie es aber später wiederholt heißen wird. Dann öffnet sich der Vorhang einer Drehbühne, und es erscheint ein bestens gelauntes Paar (hervorragend: Leon Schamlott und Hannah Joe Huberty), das sich als Theaterdirektion zu erkennen gibt. Es geht um alles, heißt es von ihnen, weil wir einen Bildungsauftrag haben.

WorkLifeBalance auf der Bühne: Das Junge Schauspiel inszeniert Faust in neuer Form

WorkLifeBalance auf der Bühne: Das Junge Schauspiel inszeniert Faust in neuer Form

In diese Aufgabe passen alle Szenen von Der Tragödie erster Teil. Auch der Pudel, als dessen Kern sich die Schauspielerin Natalie Hanslik elegant mephistophelisch auf Menschenhöhe in die Welt schraubt. Kein Problem für die teuflisch-charmante Verführerin, den Doktor Faustus des Felix Werner-Tutschku für ein neues, abenteuerliches Leben zu gewinnen. Denn der Gelehrte ist auf der Suche nach einer Work-life-Balance.

Felix Werner-Tutschku spielt den Gelehrten Faust. Und schon schubsen die Theaterdirektoren ihre Bühne für einen Wirbel aus Goethes Welten an. Raus aus dem Studierzimmer, warum nicht zunächst in Auerbachs Keller anhalten, einer angesagten Location, ein Must-be, da gibt es eine wilde Party.

Weiter geht es in die Hexenküche und dem Mischen eines Zaubertranks, einen wenig idyllischen Garten, auch zu Wald und Höhle, bis die Wanderung schließlich im Rave der Walpurgisnacht kulminiert. Wenn die Goethe-Verse den schnellen Rhythmus zu behindern drohen, heißt es: Achtung: Monolog, der Reigen kommt zu kurzem Stillstand und nimmt dann wieder Fahrt auf.

Als es dennoch zeitlich immer enger wird, hilft nur der Zeilensprung. Und Gretchen? In der Gestalt von Ayla Pechtl erlebt man das Gegenbild einer dörflich geprägten Naiv-Jungfer. Selbstbewusst, zuweilen geradezu widerborstig, drückt sie der Handlung ihren Stempel auf.

Im Vergleich mit dieser jungen Frau wirkt Felix Werner-Tutschku als Faust weniger gestaltend. Erst im Duell mit Gretchens Bruder Valentin (Leon Schamlott) kann er für kurze Zeit mit Bühnendominanz punkten. Dieses Duell hat Felix Krakau als Capoeira-Tanz zwischen einem Bücherberserker und einem Elitekämpfer inszeniert.

Die Premierenzuschauer waren vom Warm-up sofort angefixt. Sprachlich dient sich diese Inszenierung doch sehr dem jugendlichen Jargon an. Auch wenn sich nicht wenige der angesagten Ausdrücke als treffend erweisen, erkennbar an der spontanen Reaktion des Publikums, die übermäßige Strapazierung des F-Worts reichert den gesprochenen Text definitiv nicht an.

Und das Zeitmanagement für die Teile zwei und drei? Faust II gibt es in einem furiosen Parcours, den erfundenen Teil drei ebenfalls, getreu den Worten des Theaterdirektors beim Vorspiel: So schreitet in dem engen Bretterhaus, den ganzen Kreis der Schöpfung aus, und wandelt mit bedächt’ger Schnelle, vom Himmel in die Welt zur Hölle.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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