Bewegt sich die Moralische Empörung von Mockridge, Sylt und Co zu wenig an echten Problemen?

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Bewegt sich die Moralische Empörung von Mockridge, Sylt und Co zu wenig an echten Problemen?

In den letzten Wochen hat sich in Deutschland eine breite moralische Empörung über die Skandale um Mockridge, Sylt und Co. entwickelt. Viele Menschen sind entsetzt über die Enthüllungen von Missständen in der Politik und Wirtschaft. Doch die Frage stellt sich, ob diese Empörung tatsächlich zu einer Veränderung führt. Oder bleibt sie nur bei wortreichen Erklärungen und symbolischen Aktionen stehen? Wir sollten uns fragen, ob die Moralische Empörung nicht vielmehr von den echten Problemen ablenkt, die unsere Gesellschaft plagen. Es ist Zeit, sich mit den wahren Herausforderungen auseinanderzusetzen und Konsequenzen zu ziehen.

Moralische Empörung als Show: Warum wir uns zu viel Zeit mit belanglosen Affären verschwenden

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, warum wir uns heutzutage so leidenschaftlich mit fremdenfeindlichen Gesängen betrunkener Yuppies auf Sylt oder den dummen Witzen von Luke Mock­ridge beschäftigen? Warum wir uns in einen Überbietungswettbewerb an moralischen Abscheubekundungen und Forderungen nach härtesten Konsequenzen hineinsteigern? Und warum manchmal sogar der Bundeskanzler mitmacht, als hätte er nichts Wichtigeres zu tun?

Eine schlichte Erklärung bietet das lesenswerte Buch „Moralspektakel“, das den diesjährigen Tractatus-Preis gewonnen hat. Der Philosoph Philipp Hübl widerlegt auf der Basis empirischer Untersuchungen eine Vielzahl gängiger Vorstellungen von angeblich verbreiteten moralischen Übeln wie der Diskriminierung von Migranten. Und er liefert eine einfache Erklärung für die Diskrepanz zwischen der moralischen Erregung etwa über die Sylter Bösewichte und der gesellschaftlichen oder politischen Relevanz solcher „Probleme“:

Das Moralspektakel fällt nicht zufällig mit der Verbreitung sozialer Medien zusammen. Sie ist nicht etwa auf gestiegene moralische Ansprüche zurückzuführen. Vielmehr handelt es sich um ein Moralspektakel.

Das Problem des Moralspektakels

Das Problem des Moralspektakels

Moral wird zum Spektakel, wenn die öffentliche Äußerung moralischer Empörung andere Ziele verfolgt als die Beseitigung wirklicher Missstände und Ungerechtigkeiten. Hübl schreibt dem Spektakel rein selbstbezogene Funktionen zu: Der Empörte sammelt „moralisches Kapital“, das er im Kampf um Status, Einfluss und Macht einsetzen kann.

Dies bietet auch eine schlüssige Erklärung für die in vielen Unternehmen und auch Hochschulen obligatorischen „Diversity-Trainings“. Es ist längst empirisch belegt, dass sie nicht nur wirkungslos, sondern kontraproduktiv sind, da sie Ressentiments wecken; und es gibt viel wirksamere Maßnahmen. Warum wird an der schädlichen Praxis dennoch festgehalten? Weil es nicht um die Beseitigung von Missständen geht, sondern um die Selbstdarstellung der Institutionen im Wettbewerb.

Unsere Autorin ist Philosophie-Professorin an der Ruhr-Universität Bochum. Sie wechselt sich hier mit der Pflanzenbiologin Petra Bauer und der Biochemikerin Birgit Strodel ab.

Udo Mayer

Ich bin Udo, ein erfahrener Redakteur und Chefredakteur der Website Hol Aktuell. Als Generalistische Zeitung bieten wir nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Branche leite ich ein Team von talentierten Journalisten, um unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu liefern. Meine Leidenschaft für journalistische Exzellenz treibt mich an, sicherzustellen, dass unsere Artikel fundiert und ausgewogen sind. Bei Hol Aktuell steht die Qualität der Berichterstattung an erster Stelle.

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