Ein umgestürztes Klavier ist der letzte Gruß von Sohei Hashimoto.

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Ein umgestürztes Klavier ist der letzte Gruß von Sohei Hashimoto.

Die Musikwelt trauert um Sohei Hashimoto, den japanischen Pianisten, der am vergangenen Wochenende verstorben ist. Der 26-jährige Künstler hinterließ ein unvergleichliches musikalisches Erbe, das Millionen von Menschen auf der ganzen Welt berührt hat. Im Mittelpunkt des Medieninteresses steht nun ein umgestürztes Klavier, das als letzter Gruß von Hashimoto interpretiert wird. Dieses Symbol seiner Liebe zur Musik wird in den kommenden Tagen und Wochen zu einem Mahnmal für seine kurze, aber umso bedeutendere Karriere werden. Wir gedenken Sohei Hashimoto und seiner Musik, die uns für immer in Erinnerung bleiben wird.

Umgestürztes Klavier: Ein Abschiedsschlag von Sohei Hashimoto

Umgestürztes Klavier: Ein Abschiedsschlag von Sohei Hashimoto

Der japanische Fluxus-Künstler Sohei Hashimoto verabschiedet sich mit umgestürztem Klavier

Sohei Hashimoto war im Gegensatz zu seiner berühmten Landsfrau Yoko Ono ein armer Schlucker, der sich nicht vermarkten konnte, weder in Tokio noch in New York und schon gar nicht in Düsseldorf, wo er 1972 wegen der vielen japanischen Firmen Fuß fasste. Dennoch gehört er wie sie zu den Größen der Fluxus-Kunst, auch wenn er nie dem Publikum erlaubte, an seinen Klamotten herumzuschneiden.

Als er sang- und klanglos mit 80 Jahren diese Welt verließ, hinterließ er ein umgekipptes Klavier. Einen Nachklang. Es steht in einem mit Wasser gefüllten Becken im Eingang zur Tonhalle, bestand ursprünglich aus vergänglichem Holz und war 1988 für das 700-jährige Stadtjubiläum gedacht.

Wenn die schön gekleideten Konzertgänger in der Pause oder nach Ende der Veranstaltung das Gebäude verlassen würden, sollten sie sich wundern. Vielleicht witterten einige Kunstgänger darin sogar eine Persiflage auf die oftmals allzu klassische Musik im Haus, hatte doch John Cage schon Ende der 1950er Jahre ganz andere Töne angeschlagen.

Die Resonanz war so gut, dass sich ein ungenannter Sponsor fand, der für eine dauerhafte Installation sorgte. Die Kunstschlosserei Huiskens machte nach den Angaben des Künstlers ein Klavier aus Metall, mit einem Klavierhocker obendrauf und einer Kunstgras-Bedeckung, die an eine schwimmende Insel erinnert.

Der nicht auf Rosen gebettete Künstler bekam sogar ein Honorar in Höhe von seinerzeit 10.000 D-Mark. Die Installation ist witzig, klar in der Form und so einfach, dass sich jedermann einen Reim darauf machen kann. Es ist die einzige Arbeit im Stil von Fluxus, die es in Düsseldorf gibt.

Sofern die Stadt nicht das Wasser abschaltet, springen kleine Fontänen rund um das Klavier empor, als würden sie es mit Wasser feiern. Dann wippt das Ding, denn es ist lediglich mit einer Kette verbunden. Im Winter allerdings präsentiert sich die Arbeit wie ein gestrandeter Großkäfer im Trockenen.

Eigentlich hatte der Spaßvogel aus Japan noch ein zauberhaftes Werk geschaffen, eine stählerne Angelrute, die in einem fünf Meter hohen Bogen aus einem Wiesenstück herauswächst, als habe die Stahlrute die Wiese an sich gezogen und werde gleich zurückschnellen und dabei den Rasen wie eine Decke hochziehen. Leider gibt es diese geangelte Wiese heute nicht mehr.

Erst jetzt, ein Jahr nach seinem Tod, hat seine Witwe Hiroko eine Gedächtnisausstellung im Atelier am Höherweg organisiert. Darunter befindet sich eine kleine quadratische Holzplatte mit Schlitzen, in denen zwei Tränen aus Metall und eine Art Zunge stecken. In einer zweiten Arbeit liegt auf dem Rahmen eines Spiegels ein Jünglingskopf aus Plastik, wobei das Spiegelbild zwei schwarze Spielsteine auf den Augen hat. Nun darf jedermann raten, wer hier der Blinde ist.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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