Erschöpfungskrise: Wenn Politik zum Kranksein wird

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Erschöpfungskrise: Wenn Politik zum Kranksein wird

Die Erschöpfungskrise hat in den letzten Jahren immer mehr Politiker und Politikerinnen im Visier. Die chronische Belastung durch den politischen Alltag, die ständige Medienpräsenz und die hohe Verantwortung für das Wohl der Bevölkerung führen bei vielen zu physischen und mentalen Gesundheitsproblemen. Doch wie kann es sein, dass diejenigen, die unsere Gesundheit schützen sollen, selbst zu Opfern des Systems werden? In diesem Artikel werden wir die Gründe für die Erschöpfungskrise in der Politik analysieren und nach Lösungen suchen, um den politischen Entscheidungsträgern wieder zu guter Gesundheit zu verhelfen.

Erschöpfungskrise: Wenn Politik zum Kranksein wird

Die Autorin Jackie Thomae beschreibt in ihrem neuesten Roman Glück eine fiktive junge Politikerin, die sich permanent selbst massiv unter Druck setzt und an den Erwartungen, die an sie gestellt werden, fast zerbricht. Sie ist ständig darauf konzentriert, ihr Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit zu optimieren. Dazu führt sie permanent Interviews mit sich selbst, um sich zu testen. Das extrem selbstkontrollierte Leben wird zum puren Stress.

Politiker: Von der Macht zur Erschöpfung

Politiker: Von der Macht zur Erschöpfung

Der zurückgetretene SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert (35) könnte ein Beispiel dafür sein. Der genaue Grund für sein vorübergehendes Ausscheiden aus der Politik ist zwar nicht bekannt. Aber vieles deutet daraufhin, dass sich der Sozialdemokrat mental übernommen hat. Wie eine Dokumentation eindrücklich zeigt, war er von morgens früh bis abends spät darauf bedacht, zu allen relevanten Themen Stellung zu beziehen, das Gesicht seiner Partei zu werden, seine Inhalte wirksam unter die Leute zu bringen. Das hält auf Dauer niemand aus.

Ich selbst kann nicht über mich hinauswachsen, weil ich leider nicht gesund bin, sagt Kevin Kühnert. Ist Politik in Zeiten einer allgegenwärtigen Medienpräsenz, einer hohen erforderlichen Reaktionsgeschwindigkeit und einer umfassenden Kommunikation und Netzwerktätigkeit ein so brutales Geschäft geworden, dass es die Menschen verschleißt und damit sogar unsere Demokratie beschädigt?

Krise der Selbstbehauptung: Politiker im Burnout-Modus

Krise der Selbstbehauptung: Politiker im Burnout-Modus

Der frühere SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz beantwortet diese Frage ganz klar mit Ja. Die Belastung in der Politik gehe häufig über das Maß des Erträglichen hinaus, sagte er jetzt in einem Spiegel-Interview. Eine menschliche Entscheidung, die Respekt verdient.

Der Beruf Politiker – hart, kräftezehrend und familienfeindlich. Vorbei die Zeiten, dass ein Bundeskanzler namens Konrad Adenauer, hoch in den Achtziger Jahren seines Lebens, seelenruhig am Comer See Boccia spielen konnte, obwohl sein Land geteilt war und sich zwei feindliche Blöcke mit einer entsetzlichen nuklearen Zerstörungsgewalt gegenüberstanden. Über vier Wochen dauerten die Auszeiten eines der wichtigsten Regierungschefs der westlichen Länder.

Politik als Krankheit: Die Erschöpfungsgefahr für die Demokratie

Politik als Krankheit: Die Erschöpfungsgefahr für die Demokratie

Wolfgang Schäuble, der ehemalige CDU-Politiker, widmet sich in seiner Biografie, die kurz nach seinem Tode 2023 erschien, auch dem Beruf des Politikers. Er beschreibt ihn als hart, kräftezehrend und familienfeindlich. Und zugleich fügt er hinzu, dass die permanente Erreichbarkeit, die sofortige Reaktionsbereitschaft und der öffentliche Druck in einer Weise zugenommen hätten, die Politik unmenschlich mache.

If you can’t stand the heat, get out of the kitchen, soll der frühere US-Präsident Harry S. Truman schon 1942 gesagt haben. Politik ist danach eben nur etwas für Hartgesottene, Belastbare und Unerschütterliche. Da ist sicher etwas dran. Aber verlangt eine Demokratie nicht gerade, dass Menschen aller Charaktere und Begabungen in den entscheidenden Gremien wie Parlament und Regierung vertreten sind?

Gesundheit vor Macht: Der Preis der Politiker-Erschöpfung

Gesundheit vor Macht: Der Preis der Politiker-Erschöpfung

Macht und Einfluss machen süchtig. Wiederum sind es zwei prominente amerikanische Präsidenten, die lange Zeit nicht aufhören konnten – der Erfinder des Völkerbunds, Woodrow Wilson, der in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts noch nach einem Schlaganfall versuchte, sein Amt weiterzuführen, und Joe Biden, der erst dann aufgab, als er den Verfall seiner Gesundheit und seiner mentalen Stärken nicht mehr verbergen konnte.

Politikbetrieb fordert seine Opfer. In Deutschland scheinen manche die Reißleine früher zu ziehen. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth (SPD), ein vehementer Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine, suchte wegen mentaler Überbeanspruchung eine Auszeit und erhielt sie auch. Die neue Chefin des nach ihr benannten Bündnisses Sahra Wagenknecht redete als Abgeordnete der Linken ganz offen über ihren Burnout.

Niemand muss omnipräsent sein. Doch es gilt auch festzuhalten: Keiner wird in die Politik gezwungen. Und niemand muss omnipräsent sein und darf auf keiner Party fehlen. Es gilt auch hier das Prinzip der Selbstverantwortung. Wer sich körperlich fit hält, auch mal nein sagen kann, keine Angst davor hat, mal daneben zu liegen, oder sich nicht verstellt, hat durchaus Chancen, die Fallen des Politikbetriebs zu umgehen.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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