Awo Düsseldorf präsentiert: Schritt-für-Schritt-Programm für Berufsbildung

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Vom Schüler zum Meister - Das SchrittfürSchritt-Programm der Awo

Vom Schüler zum Meister – das ist keine ungewöhnliche Geschichte. Der Lernende überflügelt durch Hingabe, Ehrgeiz oder Geschicklichkeit den Lehrenden und wird möglicherweise sogar selbst dazu. Bei Shannon Jatzke jedoch erwartete wohl kaum jemand, dass er diesen Weg einschlagen könnte, denn Jatzke besuchte mit einer Lernschwäche eine Förderschule.

Heute, da ist er sich sicher, könnte er seinem früheren Meister erklären, wie die Arbeit eigentlich erledigt wird. Der 29-Jährige steht in einer Werkstatt im Berufsbildungszentrum der Arbeiterwohlfahrt (Awo), zwischen Schraubstöcken, Werkzeug und großen Maschinen für die Metallarbeit. „Heute weiß ich das besser“, sagt er über einen vermeintlich fehlerhaften Arbeitsschritt, der ihm eine Rüge des früheren Meisters einbrachte.

Das SchrittfürSchritt-Programm - ein Erfolgsgeschichtchen

Das SchrittfürSchritt-Programm - ein Erfolgsgeschichtchen

Das SchrittfürSchritt-Programm gibt es seit 25 Jahren. 1999 beginnt das Awo-Bildungszentrum mit zwei Schulen, aus denen 20 Förderschüler mit einem Langzeitpraktikum versorgt werden sollen. Kooperation Heute sind es zehn Kooperationsschulen und insgesamt 85 Plätze für förderbedürftige Schüler. Auch die Agentur für Arbeit ist an dem Programm beteiligt.

Dass er in der Übungswerkstatt stand, ein Praktikum absolvierte und sich korrigieren lassen musste, ist mittlerweile mehr als zehn Jahre her. Seitdem hat er zwei Ausbildungen abgeschlossen, eine zur Fachkraft für Agrarservice, eine zum Industriemechaniker. Außerdem absolvierte er das Fachabitur und machte einen Meister in Maschinentechnik.

Von der Förderschule zum Meister

Dass er es von einem eher desinteressierten Schüler einer Förderschule zum Meister gebracht hat, hat zumindest in den ersten Schritten auch viel mit dem Programm SchrittfürSchritt des Awo-Berufsbildungszentrums zu tun. Damit soll jungen Menschen mit Förder- und mittlerweile auch Hauptschülern mit Unterstützungsbedarf durch Praktika ein erster Einblick ins Berufsleben gegeben werden, eine erste Orientierung bei der Frage: Was interessiert mich überhaupt?

Das Programm hat kürzlich 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Seit 2010 wird es von Christian Klevinghaus geleitet. 700 Absolventen gibt es seitdem, sagt er. „100 davon haben wir in Ausbildung gebracht.“ Dabei sei das gar nicht das erklärte Ziel. Wichtiger sei es, den Schülern eine Möglichkeit zu geben, herauszufinden, wo eigene Stärken liegen, welche Arbeit für sie interessant sein könnte.

Ein Meister mit Leidenschaft

Shannon Jatzke absolvierte sein Praktikum schließlich auf dem Gut Diepensiepen in Ratingen, wo er dann auch ausgebildet wurde. Dort lernte er, dass Mathe mehr ist als nur den Dreisatz auswendig lernen. Dass Rechnen beispielsweise für die Anreicherung der Dünge- und Schutzmittel wichtig ist, sich also von der Theorie direkt in die Praxis umsetzen lässt. „Ich fand das besser, als in die Schule zu gehen“, so Jatzke.

Dass ihn die praktische Umsetzung begeistert hat, ist das eine. Wichtiger scheint fast noch seine auffällige Leidenschaft für seine Arbeit. Kommt er einmal ins Erzählen, ist er kaum zu stoppen, berichtet von verschiedensten Situationen aus seinem Arbeitsalltag der vergangenen Jahre. Details von Reparaturen an Maschinen, die wohl nur andere Fachkräfte verstehen, von Konflikten mit Kollegen oder Vorgesetzten.

Jatzke ist jemand, der stolz ist auf das, was er erreicht hat und sich die Butter nicht vom Brot nehmen lässt, wie er betont. Doch wird er gebeten, einen der für Außenstehende unverständlichen mechanischen Vorgänge zu erklären, tut er das mit einer Geduld und Ruhe, die ihn fast schon wie einen Lehrer wirken lässt – oder eben einen Meister in einer Werkstatt.

Ein besonderes Vertrauensverhältnis

Bei seinem Weg unterstützte ihn die Awo auch in Person von Sozialpädagogin Britta Schmitz, die Jugendliche wie Jatzke begleitet. Die Sozialpädagogin erklärt, dass ihre Aufgabe vor allem darin besteht, „ein gutes Verhältnis aufzubauen. Sonst hat man keinen Zugang.“ Einen allgemeingültigen Geheimtipp dafür gebe es nicht, jede Person sei anders.

Wer Jatzke und Schmitz sieht, merkt sofort, dass zwischen ihnen ein besonderes Vertrauensverhältnis besteht. Sie reden viel miteinander, quatschen über die Arbeit, aber auch über aktuelle Themen, wie den Fachkräftemangel. Schmitz nimmt Jatzke ernst, interessiert sich für sein Leben – auch Jahre nachdem er das Programm abgeschlossen hat.

Und natürlich helfen auch die Betriebe dabei, die sich der Jugendlichen offen annehmen müssen, viele scheinen sich über die Möglichkeit zu freuen. Klevinghaus erzählt: „Die sagen: ‚Mir ist lieber, ich habe jemanden, der zuverlässig und motiviert ist, als jemanden, der ein gutes Zeugnis hat, aber überhaupt keine Lust‘“. Mit Jatzke haben verschiedene Arbeitgeber genau so jemanden gefunden. Mittlerweile ist er sogar Betriebsleiter.

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

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