Wrexham: Walisische Stadt blüht auf durch Ryan-Reynolds-Serie
In der walisischen Stadt Wrexham herrscht einzigartiger Aufbruchstimmung. Und das nicht nur, weil die Stadt zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Wrexham AFC, den lokalen Fußballverein, besitzt. Nein, der wahre Grund für die Begeisterung liegt in der Ryan-Reynolds-Serie, die die Stadt in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt hat.
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Wrexham: Wie Ryan Reynolds den Tourismus in die Höhe schraubt
Mit einem Glas Guinness in der Hand sitzt Nestor Aguedelo mit seiner Schwester und seiner Schwägerin scherzend in einer Ecke des „The Turf“. Das Pub im Norden von Wales hat sich überraschend zu einem touristischen Hotspot in Großbritannien gemausert.
Die Wrexham-Story: Von der ehemaligen Bergbaustadt zum touristischen Hotspot
„Wir sind wegen der TV-Doku nach Wrexham gekommen“, sagt Aguedelo, ein Ingenieur aus der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá. „Dadurch sind wir auf die Stadt aufmerksam geworden, und wir wollten sie einfach mit eigenen Augen sehen.“ Solche und ähnliche Geschichten werden in der ehemaligen Markt-, Bergbau- und Brauereistadt inzwischen überall erzählt.
Die Wende für Wrexham kam, als die Hollywood-Stars Ryan Reynolds und Rob McElhenney 2021 für 2,5 Millionen Dollar (2,3 Millionen Euro) den glücklosen Fußballverein der Stadt kauften. Der Hype nahm weiter zu, seit die beiden Schauspieler die Fernsehserie „Welcome to Wrexham“ starteten, die die Fußballspieler und einige Bewohnerinnen und Bewohner auf Bildschirmen weltweit zu bekannten Gesichtern machte.
Der 'Rob-und-Ryan-Effekt': Wie Hollywood-Stars den Wirtschaftsboom in Wrexham auslösen
Jetzt kommen Touristen aus der ganzen Welt, um mehr über die lange unbeachtete 45.000-Einwohner-Stadt zu erfahren. „Wenn wir an Ryan Reynolds denken, denken wir an Wrexham“, sagt die 70-jährige Urlauberin Linda Williams aus Reynolds Heimatland Kanada bei einem Spaziergang durch die Stadt.
Die Einnahmen aus dem Tourismus stiegen in Wrexham im vergangenen Jahr auf etwa 180 Millionen Pfund (215 Millionen Euro). Im Vergleich zu 2022 war das nach Angaben der Stadt ein Anstieg um 20 Prozent, seit 2018 sogar um fast 50 Prozent. Wrexham sei für Besucher aus Amerika inzwischen ein so fester Bestandteil der Reiseroute wie Windsor Castle, sagt der Vorsitzende des Stadtrats, Ian Bancroft.
Der US-Lebensmittelkonzern Kellogg’s kündigte kürzlich an, im Industriegebiet von Wrexham für 100 Millionen Dollar die größte Müslifabrik Europas bauen zu wollen. In der ganzen Stadt schießen Boutique-Hotels aus dem Boden und der Wohnungsmarkt boomt.
Die lokale Brauerei Wrexham Lager, Sponsorin des Clubs, profitiert vom neuen Ruhm der Stadt. Die Fernsehserie habe das Unternehmen so bekannt gemacht, dass man nun international expandiere, sagt Firmenchef James Wright.
Mit PR-Unterstützung von Reynolds und McElhenney will Wrexham britische Kulturstadt 2029 werden. Den Status als Stadt hat es erst seit 2022. Die Übernahme des Fußballvereins und die TV-Serie hätten als „Katalysator gewirkt, um den Wandel in Wrexham voranzutreiben“, sagt Stadtratschef Bancroft.
Pub „The Turf“ ist der Mittelpunkt der Doku. Die 72-jährige Janice Hopp aus dem US-Staat Indiana hat die Vereinigten Staaten noch nie verlassen, bis sie nun mit ihrem Sohn Casey nach Wrexham reiste, das sie in der Serie begeistert hatte. Ihr erster Stopp war „The Turf“. „Das ist, was sie wollte – ‚The Turf’ zu sehen, den Club zu sehen, einen Blick hinein (ins Stadion) zu werfen“, sagt Casey.
Kneipenchef Wayne Jones ist durch seine regelmäßigen Auftritte in „Welcome to Wrexham“ selbst zu einer Berühmtheit geworden, zu seinen Gästen gehörten schon die Schauspieler Will Ferrell und Paul Rudd. Er gestattet sogar dem britischen Prinzen William, hinter der Bar ein Pint zu zapfen.
„Wir wachen jeden Tag auf und kneifen uns selbst“ „The Turf“ sei es ähnlich ergangen wie ganz Wrexham, sagt Jones: „Die Stadt hatte zu kämpfen, die Unternehmen dort hatten zu kämpfen, und wir haben großes Glück gehabt. Wir wachen jeden Tag auf – die meisten Wrexham-Fans werden dem zustimmen – und kneifen uns selbst, weil wir den Jackpot gewonnen haben, nicht wahr?“
Für den Fußballclub trifft das definitiv zu: Wrexham hat gerade nach zwei Aufstiegen in Folge die dritte Liga erreicht und liegt dort zwei Monate nach Beginn der neuen Saison auf dem zweiten Platz. Der Traum von Reynolds und McElhenney ist der Aufstieg in die lukrative Premier League. Der Wert des Vereins beträgt inzwischen wohl mehr als das Vierfache des ursprünglichen Kaufpreises.
Bei der Übernahme des Clubs hatten Reynolds und McElhenney auch Verbesserungen für die ganze Stadt versprochen – und das haben sie bis jetzt gehalten. Geplant sind unter anderem ein neues Fußball-Museum für Wales in der Nähe des Stadions sowie die Einrichtung eines Veranstaltungszentrums in der Innenstadt. Der Stadtrat verlieh den beiden Schauspielern 2022 die höchste Ehrung der Stadt.
„Sie scheinen Wrexham und unsere Menschen ins Herz geschlossen zu haben“, sagt Jones.
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