Essen: Neue Vorwürfe von Missbrauch gegen Kardinal Hengsbach, Studie prüft sein Leben nach
Erneut hat sich ein dunkler Schatten über die katholische Kirche gelegt. Neue Vorwürfe von Mißbrauch werden gegen den verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach erhoben. Der frühere Bischof von Essen stand bereits im Verdacht, sexuellen Missbrauch begangen zu haben. Nun wird sein Leben nach einem umfassenden Studie unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet, um endlich Licht in das Dunkel der Vorkommnisse zu bringen. Die Kirche steht vor einer neuen Herausforderung, ihre Schuld aufzuarbeiten und die Opfer angemessen zu entschädigen.
Essen: Neue Vorwürfe von sexuellem Missbrauch gegen Kardinal Hengsbach
Seit Bekanntwerden der Missbrauchsvorwürfe gegen den ehemaligen Essener Kardinal Franz Hengsbach (1910-1991) im vergangenen Jahr sind sieben weitere Hinweise auf sexualisierte Gewalt bekanntgeworden. Dies teilte der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer mit.
Studie prüft Leben des Kardinals Hengsbach, Betroffene aufgerufen, sich zu melden
Die Vorwürfe sollen jetzt in einer großen wissenschaftlichen Studie untersucht werden. Am Ende der Studie soll auch eine neue Biografie des Geistlichen stehen. Die Kosten belaufen sich auf etwa 785.000 Euro, die vom Bistum Essen und anderen katholischen Institutionen getragen werden.
Die Forscher appellierten an Menschen, die von sexualisierter Gewalt oder missbräuchlichem Verhalten Hengsbachs betroffen waren, sich zu melden. Auch Menschen, die positive Erfahrungen mit ihm gemacht hätten, seien aufgerufen, diese beizusteuern.
Die Erarbeitung der Studie soll drei Jahre dauern, in einem Jahr soll ein Zwischenergebnis vorgelegt werden. Pfeffer sagte, Hengsbach sei bei seinem Tod zu einem „Ruhrgebietshelden“ stilisiert worden. „Deshalb halte ich eine solche Untersuchung für so enorm wichtig, um auch darauf aufmerksam zu machen, wohin es in der katholischen Kirche führt, wenn wir ein so massiv überzogenes Amtsverständnis haben“, so Pfeffer.
Bei der Studie gehe es nicht nur um die Person Hengsbach, sondern auch um die systemischen Hintergründe von Machtmissbrauch in der katholischen Kirche. „Fürs Bistum Essen ist uns sehr bewusst, dass wir uns da wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert haben“, sagte Pfeffer.
Hengsbach war der Gründer des Ruhrbistums Essen und genoss weit über die Kirche hinaus hohes Ansehen. Im vergangenen Jahr hatte das Bistum Essen mitgeteilt, es bestehe der gravierende Verdacht, dass Hengsbach in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn in den 1950er Jahren eine 16-Jährige sexuell missbraucht habe. Außerdem beschuldigt eine Frau Hengsbach eines weiteren Übergriffs im Jahr 1967 in seiner Essener Zeit als Bischof.
Forscher rufen Betroffene auf, sich zu melden
Die Forscher baten alle Menschen, die selbst sexualisierte Gewalt durch Hengsbach erlebt haben, sich bei ihnen zu melden. Auch an den Aussagen von Zeitzeugen, die den Geistlichen persönlich erlebt haben, seien sie interessiert.
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