Der russische Oppositionspolitiker und Korruptionsjäger Alexej Navalny hat seine lang erwartete Autobiografie Der Patriot veröffentlicht. In diesem Werk gibt der courageux Kritiker des russischen Präsidenten Wladimir Putin Einblick in sein Leben und seine politische Karriere. Die Autobiografie ist ein weiterer Schritt in Navalnys Bemühungen, die russische Regierung für ihre Korruptionsfälle und Menschenrechtsverletzungen zur Verantwortung zu ziehen. Die Veröffentlichung des Buches erfolgt zu einem Zeitpunkt, an dem die politische Lage in Russland weiterhin angespannt ist.
Am 16. Februar 2024 starb Alexej Navalny im Alter von 47 Jahren in einem Straflager in der Arktisregion. Nur einen Monat später, am 1. März, wurde der russische Oppositionsführer in Moskau beerdigt. Heute erscheint seine eindringliche Autobiografie Patriot.
Navalny, der selbst Präsident werden wollte, galt lange als der schärfste Gegner von Kremlchef Wladimir Putin. Seine Familie und Anhänger werfen Putin Mord vor. Nawalnys Witwe Julia Nawalnaja sieht Patriot als eine Art Vermächtnis ihres Mannes Alexej. Das Buch erscheint zwar nicht in Russland, aber auf Russisch und in 19 weiteren Sprachen, darunter auf Deutsch im Verlag S. Fischer.
Das mehr als 500-seitige Werk gibt Einblicke in das Leben eines Mannes, der wie kein anderer mit unzähligen Enthüllungen ein mafioses System unter Putin anprangerte, aber auch von der Liebe zu seiner Frau Julia und seinen Kindern Dascha und Sachar getragen wurde.
Die Autobiografie ist nicht nur ein Zeugnis, wie ein politisch sehr wacher Mensch Zeitgeschichte erlebte. Der Leser erfährt auch von Nawalnys Versuch, mit einer umstrittenen Zusammenarbeit mit Rechtsextremen gegen den Kreml Front zu machen.
Das Buch ist ein wichtiges Zeugnis vom Mut des schärfsten Gegners von Russlands Präsident Putin und vom Glauben an eine bessere Zukunft Russlands, sagt Julia Nawalnaja.
Navalny schildert die zahlreichen Angriffe auf ihn, die mit dem Giftanschlag mit dem Nervengift Nowitschok 2020 in Sibirien ihren Höhepunkt erreichten. Er überlebte damals nur knapp.
Der Kremlgegner überlebte damals nur knapp. Er erschüttert seine Leser mit Details zum Todeskampf im Flugzeug und lässt sie dann auf der Zeitreise aufatmen, als er in der Charité in Berlin – viel langsamer als in einem Hollywood-Film – aus dem Koma erwachte.
Die weltweit beachtete Kriminalfall, den der Machtapparat in Moskau nie untersuchen wollte, war letztlich auch der Auslöser für das Buchprojekt.
Alexej Navalny antwortet ausführlich auf die immer wieder gestellte Frage, warum er trotz drohender Inhaftierung und Todesgefahr von Berlin nach Moskau zurückgeflogen sei. Nur so könne er glaubhaft in seiner Liebe zu Russland sein. Alles andere wäre Verrat.
Seine Biografie beleuchtet nicht zuletzt den schwierigen Balanceakt, für politische Überzeugungen Familienglück und das eigene Leben zu opfern.
„Mir war von Anfang an bewusst, dass ich lebenslang im Gefängnis sitzen werde“, heißt es an einer Stelle und an einer anderen: „Ich werde den Rest meines Lebens im Gefängnis verbringen und dort sterben. Es wird niemand da sein, von dem ich mich verabschieden kann.“
Navalny starb am 16. Februar allein im Straflager Polarwolf unter nicht geklärten Umständen. Tagelang weigerten sich die Behörden, seine Leiche herauszugeben, bis seine Mutter Ljudmila Nawalnaja in einem Videoappell an Putin die Erpressungsversuche öffentlich machte.
Sie erreichte es letztlich, dass Nawalny am 1. März unter großer Anteilnahme Tausender Menschen in Moskau beerdigt wurde.
Julia Nawalnaja hat schon kurz nach seinem Tod erklärt, sie werde seinen politischen Kampf gegen Putin fortsetzen. Sie lebt wie ihre Kinder im Ausland.
Nawalnys Anti-Korruptions-Stiftung ist in Russland als extremistisch verboten. Aber die prominentesten Vertreter seines Teams arbeiten im Ausland weiter.
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