Alle Städte in Nordrhein-Westfalen malen auf die Zukunft schwarz

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Alle Städte in Nordrhein-Westfalen malen auf die Zukunft schwarz

Die Zukunftsaussichten für die Städte in Nordrhein-Westfalen sehen düster aus. Laut einer aktuellen Studie müssen sich alle Kommunen in diesem Bundesland auf massive Einnahmeneinbußen einstellen. Die Finanzlage der Städte ist bereits heute angespannt und wird sich in den kommenden Jahren weiter verschlechtern. Die Hauptursache dafür liegt in der rückläufigen Bevölkerungsentwicklung und der damit einhergehenden Verringerung der Steuereinnahmen. Die Städte müssen daher umdenken und neue Wege zur Sicherung ihrer finanziellen Zukunft finden.

Kommunen in NRW warnen vor Finanzieller Katastrophe: Bund und Land verwehren Hilfestellung

Die kommunalen Spitzenverbände haben in seltener Schärfe Bund und Land vorgeworfen, sie finanziell im Stich zu lassen. Städte- und Gemeindebund sowie Städtetag NRW hatten erstmals alle Kommunen des Landes zu ihrer aktuellen Situation und ihren Erwartungen für die kommenden fünf Jahre befragt.

„Der Befund ist nahezu flächendeckend dramatisch“, bilanzierte Städtetags-Vorsitzender Thomas Eiskirch (SPD), Oberbürgermeister von Bochum. „Kaum eine Stadt schafft es in diesem Jahr noch, einen strukturell ausgeglichenen Haushalt vorzulegen.“ Gerade einmal 18 Städte und Gemeinden von insgesamt 396 seien dazu überhaupt noch in der Lage. Die meisten Kommunen müssten bereits ihre Rücklagen verbrauchen.

„Und das kennt jeder von zu Hause: Das kann man nur mal ganz kurz machen. Wenn man anfängt, das zur Regel werden zu lassen, dann wird das irgendwann strukturell ausgesprochen kritisch“, warnte der Bochumer OB und sprach von einem echten Alarmsignal. Wenn sich nichts entscheidendes ändere, bleibe vielen nichts anderes übrig, als Steuern zu erhöhen und das Angebot zu verkleinern.

Der Präsident des Städte- und Gemeindebunds NRW und Bürgermeister von Kamp-Lintfort, Christoph Landscheidt (SPD), erklärte, dass 95 Prozent der Kommunen ihre Situation in fünf Jahren als „schlecht“ oder „sehr schlecht“ bewerteten. „Nicht einmal fünf Prozent, das sind in unserer Umfrage 20 Kommunen, kommen halbwegs klar.“

Es werde den Spitzenverbänden häufig vorgeworfen, dass diese nur jammerten. „Und dass wir auf hohem Niveau jammern. Das ist nicht richtig“, sagte Landscheidt. „Wenn angesichts dieser dramatischen Situation unsere Kommunalministerin sagt, die Haushalte seien robust, und uns vorwirft, dass wir praktisch den Untergang des kommunalen Abendlandes propagieren, fühle ich mich als Bürgermeister und als Präsident nicht mehr ernst genommen.“

Auch der Brandbrief von mehr als 300 Bürgermeistern an den Ministerpräsidenten sei nahezu folgenlos geblieben. „Bekommen haben wir praktisch nur als Erleichterung ein paar kosmetische Dinge im Haushaltsrecht, mit denen wir die Pleite hinausschieben können, aber nicht wirklich verhindern.“

Städte und Gemeinden auf Kippe: Spitzenverbände fordern drastische Änderungen in der Finanzierung

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Eiskirch unterstrich, dass die Kommunen selbst ihre Ausgabensituation nicht wirklich selbst beeinflussen könnten. Die Sozialausgaben würden allerdings gerade weggaloppieren. In den vergangenen fünf Jahren hätten diese um 4,5 Milliarden Euro zugelegt, gegenüber 2009 gebe es sogar eine Verdopplung auf 24 Milliarden Euro.

„Ganz besonders deutlich wird das noch mal bei den Jugendhilfekosten, also für Kitas und Jugendsozialarbeit“, kritisierte Eiskirch. Er kritisierte zudem, dass das Land anders als andere Länder, kein echtes Geld für die 6,5 Milliarden Euro Folgekosten von Corona und Ukrainekrieg zur Verfügung stelle und diesen nur erlaube, diese Kosten aus den Haushalten herauszurechnen und über 50 Jahre zurückzuführen.

Auch der NRW-Gemeindebunds-Präsident Landscheidt kritisierte, dass die Regel, wonach derjenige, der etwas bestelle auch dafür bezahle, inzwischen umgangen werde. Beim Ganztagsanspruch weigere sich das Land, ein Ausführungsgesetz vorzulegen und lade so die Kosten bei den Kommunen ab.

Die Verbandsvertreter verlangten als einen ersten Schritt eine Anhebung des Verbundsatzes, also des Anteils der Kommunen am Steueraufkommen von 23 auf 25 Prozent anzuheben – also in etwa 1,3 Milliarden Euro mehr.

Die Opposition im Landtag nutzte die Steilvorlage der Kommunen. FDP-Fraktionschef Henning Höne sagte: „Das Land ist in der Verantwortung und muss die finanziellen Mittel dauerhaft und verlässlich erhöhen. Im Gegenzug könnte eine mutige Streichung von Förderprogrammen vorgenommen werden. Der Förderdschungel hilft zu oft den Findigen statt den Bedürftigen.“

Oppositionsführer Jochen Ott (SPD) brachte es auf die plakative Formel: „Die Städte und Gemeinden sind nicht der Packesel der Landesregierung, der immer mehr Lasten tragen darf, während sich der Ministerpräsident im Schloss BelleWüst nur in die Sonne stellt und auf schönes Licht für das nächste Foto wartet.“

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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