Anne Applebaum erhält Friedenspreis

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Anne Applebaum erhält Friedenspreis

Die amerikanisch-polnische Historikerin und Schriftstellerin Anne Applebaum wird in diesem Jahr mit dem renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Der Preis wird jährlich an Personen verliehen, die sich durch ihr Werk oder ihre Tätigkeit um die Völkerverständigung, die Förderung des Friedens und die Verteidigung der Menschenrechte verdient gemacht haben. Applebaum, die unter anderem für ihre Arbeiten über die Geschichte des Kalten Krieges und den Umbau Europas bekannt ist, wird für ihre herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Geschichtsschreibung und ihre engagierten Beiträge zur öffentlichen Debatte geehrt.

Anne Applebaum erhält Friedenspreis: Ein Appell an Deutschland, Verantwortung zu übernehmen

So wenig Rückendeckung hat der Pazifismus in der Paulskirche wohl selten bekommen. Weil ebendieser Ruf nach Pazifismus „angesichts einer aggressiven Diktatur oft nichts anderes ist als die Hinnahme dieser Diktatur. Anne Applebaum sagt das, Historikerin, Amerikanerin sowie Polin und in diesem Jahr die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels.

Ihre „Dankesrede in der Paulskirche zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse war ein Aufruf eigentlich an ganz Deutschland, Verantwortung zu übernehmen, den naiven Blick auf den Krieg in Europa abzulegen und genau diese Lehre aus seiner eigenen Geschichte zu ziehen: „nicht, dass Deutsche nie wieder Krieg führen dürfen, sondern dass sie eine besondere Verantwortung dafür haben, sich für die Freiheit einzusetzen und dabei auch Risiken einzugehen.

Ein Warnruf an Deutschland

Ein Warnruf an Deutschland

Applebaum sagt es in dieser vielleicht historischen Rede noch klarer, fordernder, kompromissloser: „Wer Pazifismus fordert und nicht nur Gebiete an Russland abtreten will, sondern auch Menschen, Prinzipien, Ideale, der hat rein gar nichts aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts gelernt.

Den Kampf gegen aggressive Diktaturen, die unsere Freiheit bedrohten, könne nach Aplebaums Worten Deutschland sogar „mit anführen. Für die Europaabgeordnete und Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sei der Friedenspreis an Applebaum auch deshalb „grandios, weil sie „mit ihrer klaren eindeutigen Einordnung den Menschen erklärt, dass nicht Schwäche und Verzagtheit zum Frieden führt, sondern nur Klarheit und Stärke, sagte die FDP-Politikerin unserer Redaktion.

Kritik und Bewunderung

Dass Applebaum eine für Intellektuelle hierzulande ungewohnt barrierefreie Sicht auf die Notwendigkeit militärischer Stärke pflegt, war wenig überraschend. Das hatte im Vorfeld auch zu kritischen Stimmen geführt, die Karin Schmidt-Friderichs als Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels gleich zu Beginn einzufangen versucht: Denn wie könne man jemanden mit einem Preis ausgerechnet für den Frieden ehren, die umfängliche Waffenlieferungen an die Ukraine einfordert?, fragt sie.

Schmidt-Friderichs schaute auf ihr eigenes, früheres Engagement mit Ostermärschen und Demos gegen atomare Aufrüstung zurück, auch auf Perestroika und Mauerfall und die spätere Hoffnung, Russland doch mit Handel zu wandeln. Aber: Wir sollten unsere Ideale auch an der Realität ausrichten, so die Vorsteherin.

Ein Appell an die Deutschen

War somit vieles falsch? Doch zu naiv? Und möglicherweise gar der Versuch, nur das zu sehen, was wir sehen wollen? Anne Applebaum kennt Osteuropa. Als Korrespondentin, Zeitzeugin und Autorin etlicher Bücher wie „Der Gulag, „Der Eiserne Vorhang, „Roter Hunger – Stalins Krieg gegen die Ukraine und jüngst „Die Verlockung des Autoritären.

Sie appelliert nie leichtfertig. Auch in den Tagen zuvor hat sie auf der Buchmesse auf verschiedenen Podien vor neuen antidemokratischen Strukturen gewarnt, in den USA etwa vor Trump. Der sei verlogen, korrupt – und weil er sagt, was er denkt, gibt er Menschen in den USA gewissermaßen die Erlaubnis, sich auch danebenbenehmen zu dürfen. Das sei Teil seiner Macht.

Die Rede von Anne Applebaum war alles andere als die so annoncierte „Dankesrede. Sie war ein Appell an die Deutschen, ein Warnruf, dessen Echo über diesen Tag in der Paulskirche hinausreichen dürfte. Der lange, aber durchaus geteilte Beifall ist noch kein Indiz dafür. Aber er ist zumindest ein Hinweis darauf, dass in Deutschland im Herbst 2024 wieder neu und offener über Frieden und militärische Stärke nachgedacht wird.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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