- Antibiotika und mehr: Diese Medikamente in Nordrhein-Westfalen könnten bald ausverkauft sein
- Medikamentenengpässe in NRW: Antibiotika, Asthma-Mittel und mehr fehlen
- Schönreden löst keine Arznei-Krise
- Immer mehr Infektionen in NRW – wieder werden Kindermedikamente knapp
- Engpässe bei Penicillin V
- Asthma- und Diabetes-Arznei
- In Krefeld fehlen knapp 500 Medikamente
- Impfstoffe
- Gesamtlage
Antibiotika und mehr: Diese Medikamente in Nordrhein-Westfalen könnten bald ausverkauft sein
In Nordrhein-Westfalen gibt es aktuell Anzeichen für einen drohenden Mangel an bestimmten Medikamenten. Laut aktuellen Berichten könnten Antibiotika und weitere lebenswichtige Medikamente in Kürze aussverkauft sein. Dieser Mangel würde sich nicht nur auf die Krankenhäuser, sondern auch auf die ärztlichen Praxen und Apotheken auswirken. Die Gründe für diesen Mangel sind noch nicht genau bekannt, aber es gibt bereits erste Vermutungen über mögliche Ursachen. In diesem Artikel werden wir genauer auf die Situation in Nordrhein-Westfalen eingehen und versuchen, die Hintergründe für diesen Mangel zu ergründen.
Medikamentenengpässe in NRW: Antibiotika, Asthma-Mittel und mehr fehlen
In Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit Lieferengpässe bei etwa 500 Medikamenten, was Patienten verunsichert und Praxen und Apotheken viel abverlangt. Am Donnerstag war das Thema im Landtag.
„Wir haben ein Lieferproblem, aber wir haben Gott sei Dank kein Problem, dass wir akut irgendetwas verschieben müssen“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in einer Aktuellen Stunde.
Schönreden löst keine Arznei-Krise
Einige Medikamente wie Kochsalzlösung, die für Infusionen, Operationen und zum Spülen von Wunden benötigt wird, fehlt in Apotheken. Laut Thomas Preis, Chef des Apothekerverbands Nordrhein, können viele Hersteller die öffentlichen Apotheken nicht mehr ausreichend beliefern.
NRW-Kliniken können laut Land nur noch 80 Prozent ihres Bedarfs decken. Nun reagiert der Bundesgesundheitsminister: Er schafft übergangsweise die Voraussetzung für den Import als Arznei.
„Kochsalzlösungen sind elementar bei Operationen und auch in der Krebstherapie. Deswegen nutzen wir alle Möglichkeiten, um Lieferengpässe zu vermeiden, und werden den Import erlauben“, sagte Karl Lauterbach (SPD).
Immer mehr Infektionen in NRW – wieder werden Kindermedikamente knapp
Die Lage ist prekär: In NRW fehlen Antibiotika für Kinder und Erwachsene. Besonders kritisch sieht es zurzeit bei Azithromycin und Clarithromycin aus.
„Diese Breitbandantibiotika sind Mittel der ersten Wahl bei Keuchhusten und bei Lungenentzündungen durch Mykoplasmen und kaum noch erhältlich“, so Preis.
Für Erwachsene stehe alternativ Doxycyclin zur Verfügung - das aber in Deutschland schon seit Wochen nicht mehr verfügbar sei.
Engpässe bei Penicillin V
Die Engpässe bei Penicillin V würden „zu großen Teilen“ bis Ende Oktober behoben sein.
Asthma- und Diabetes-Arznei
Engpässe sind auch bei Arzneien für Diabetes-Patienten wie Ozempic, Salbutamol für Asthma-Patienten sowie Timolol (Augentropfen bei erhöhtem Augeninnendruck) zu beklagen.
Andreas Gassen, Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), kritisiert die Rabattverträge der Krankenkassen: „Die Margen für die Hersteller sind häufig so gering, dass die Verlockung groß ist, auf Medikamente umzustellen, die mehr Gewinn bringen.“
In Krefeld fehlen knapp 500 Medikamente
Apotheker in Sorge wegen Lieferkrise: In Krefeld fehlen knapp 500 Medikamente.
Fiebersäfte für Kinder dürften leider wieder knapp werden, fürchtet Gassen. Derzeit ist das aber nicht der Fall.
„Für Paracetamol- und Ibuprofen-Säfte sind derzeit keine Lieferengpässe gemeldet“, betont das BfArM.
Impfstoffe
Die eigentlich ab Oktober empfohlene RSV-Immunisierung für Neugeborene und Säuglinge kann laut Preis nicht starten. Der Hersteller Sanofi habe angekündigt, dass er nicht genug vom Mittel Beyfortus zur Verfügung stellen könne.
Gesamtlage
„Das Gesetz zur Lieferengpass-Bekämpfung wirkt kein bisschen. Die Lage ist prekär“, sagt Gassen.
Ähnlich äußert sich Preis: „Trotz des Gesetzes gehen wir schlecht vorbereitet in die Infektionssaison.“
Das Bundesgesundheitsministerium weist Kritik zurück: „Die Versorgung hat sich deutlich verbessert. Nur noch circa ein Prozent der verschreibungspflichtigen Arzneimittel sind von Lieferengpässen betroffen.“
Für 2023 habe das BfArM rund 1000 Engpässe gezählt, für 2024 bislang nur rund 500. Bei Engpässen stünden „fast immer“ wirkstoffgleiche Arzneien oder Alternativen zur Verfügung.
Die Ursachen der Misere sind vielfältig: Hersteller haben sich etwa wegen geringer Gewinnmargen oder Regulierung aus Europa zurückgezogen, Deutschland ist teilweise abhängig von wenigen Herstellern in China oder Indien. Der Landtag fordert, sich unabhängiger zu machen.
Doch das große Zurückholen der Hersteller kostet Geld. „Wenn wir die Resistenz der Arzneimittelherstellung in Europa wollen, dann werden Arzneimittel tendenziell teurer“, sagt Laumann.
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