ARD, ZDF und Co.: Der radikalste Struktumbau der Sendergeschichte

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ARD, ZDF und Co.: Der radikalste Strukturbau der Sendergeschichte

Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF stehen vor einem radikalen Strukturbau, wie es ihn in ihrer Geschichte noch nie gegeben hat. Infolge der fortschreitenden Digitalisierung und der Veränderung der Mediennutzungsgewohnheiten müssen die Sender ihre Strukturen und Prozesse grundlegend anpassen. Die Überlegungen zur Zukunft der Rundfunkfinanzierung und die Notwendigkeit einer Modernisierung der Senderstrukturen zwingen die Verantwortlichen, neue Wege zu beschreiten. Es geht um nichts weniger als die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Medien in Deutschland. In den kommenden Wochen und Monaten werden weitreichende Entscheidungen getroffen, die den Charakter der Sender nachhaltig prägen werden.

Radikale Umstrukturierung: ARD, ZDF und Co müssen sich anpassen

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk durchlebt gegenwärtig das radikalste Umbauprogramm seiner Geschichte. Es gibt wenige Bereiche in unserer Gesellschaft, die so konsequent ausgeleuchtet werden wie derzeit der öffentlich-rechtliche Rundfunk.

Rundfunkkommission der Länder, Zukunftsrat, Geschäftsberichte von ARD, ZDF und Deutschlandradio, die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs (Kef) analysieren in detaillierten Reports, Studien und Papieren die Aufstellung der Sender, ihre Finanzierung und die Kosten des Programms.

Der öffentlichrechtliche Rundfunk im Wandel: Neuorganisation und Sparmaßnahmen

Der öffentlichrechtliche Rundfunk im Wandel: Neuorganisation und Sparmaßnahmen

Zugleich beschäftigen die einzelnen Rundfunkanstalten ganze Heere von Unternehmensberatern, Coaches und Psychologen, die daran arbeiten, die Effizienz und Qualität der Sender zu verbessern und sie zu einem attraktiven Arbeitgeber zu machen.

Erst vor wenigen Tagen hat die Rundfunkkommission der Länder den Entwurf eines neuen Staatsvertrags vorgelegt, über den die Ministerpräsidenten und -präsidentinnen Ende Oktober abstimmen sollen. Er sieht eine schlankere Organisation und eine Reduzierung der öffentlich-rechtlichen Hörfunksender von gegenwärtig 74 auf 53 Wellen vor.

Zugleich will er die TV-Kanäle für Live-Berichterstattung, Kultur und Heranwachsende von aktuell neun auf nur noch drei verringern. Davon betroffen sind so bekannte Sender wie Arte, 3Sat, Kika oder Phoenix.

ARD, ZDF und Deutschlandradio: Der radikalste Strukturbau der Sendergeschichte

Das Senderangebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten soll stark ausgedünnt werden, Synergien sollen entstehen, Doppelsendungen vermieden werden. Zugleich wollen ARD, ZDF und Deutschlandradio, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk tragen und jährlich knapp neun Milliarden Euro an Rundfunkbeiträgen kassieren, ihre Produktions- und Personalkosten senken.

Dazu sollen zentrale Kompetenzcenter für die überregionale Berichterstattung bei den Themen Gesundheit, Klima oder Verbraucher entstehen. ARD und ZDF wollen ihre Mediatheken zusammenlegen, die Intendanten- und sonstigen Führungsgehälter deckeln sowie Personal in nennenswertem Umfang einsparen.

Kein Zweifel: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk durchlebt gegenwärtig das radikalste Umbauprogramm seiner Geschichte. Nötig geworden ist das durch den Unwillen etlicher Bundesländer, den Rundfunkbeitrag auch nur um einen Cent zu erhöhen.

Aber auch die scharfe Kritik von Seiten der Politik, besonders bei FDP und Union, bis hin zu den Anfeindungen der rechtspopulistischen AfD, die den durch Pflichtbeiträge finanzierten Rundfunk abschaffen will, hat den Druck massiv erhöht.

Der Rechtsaußenpartei geht es freilich nicht um eine Reform, ihr passt der kritische Journalismus der öffentlich-rechtlichen Medien nicht. Gleichwohl gilt: Die von allen Seiten angegriffenen Sender kämpfen um ihr Überleben.

Und nur ein rigider Sparkurs, eine nutzerfreundliche Programmreform und die Beseitigung des bürokratischen Wasserkopfs in vielen Sendeanstalten können ARD und ZDF noch retten.

Doch irgendwo muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit dem Sparen beginnen. Jede Sendung, jeder Kanal, jede Sparte hat ihre feste Anhängerschaft. Auf sie darf die Führung der Sender nicht immer hören.

Gleichwohl muss das Verhältnis stimmen. Es dürfen auf der einen Seite nicht die Millionen für Übertragungsrechte im Fußball ungehemmt fließen, wenn Sendungen über die gesellschaftliche Bedeutung des Sports gestrichen werden.

Ersteres können die privaten Anbieter genauso gut, Zweiteres gehört zum Programmauftrag der Öffentlich-Rechtlichen. Auch die gern als „Lagerfeuer“ apostrophierten Showsendungen dürfen kein Tabu sein, zumal sie mit 6800 Euro pro Sendeminute eher zu den teureren Produktionen zählen.

Es ist nicht die Pflicht von ARD, ZDF und Co., den Eurovision Song Contest zu übertragen. Auch Spielshows wie „Groß gegen Klein“ oder Musik-Events mit Florian Silbereisen sind kein unverzichtbarer Teil des Programmauftrags.

Richtig ist: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist auch in der Unterhaltung tätig, weil sie die Menschen in andere Sendungen ziehen kann und das Image verstärkt. Aber ARD und ZDF sollten keinesfalls mit den Spaßsendern RTL oder ProSiebenSat1 mithalten.

Wenn die mehr für ihre Moderatoren und das Outfit der Studios zahlen, sollte man ihnen den Vortritt lassen. Oder andere Formate erfinden. Interessant ist, dass gerade die für öffentlich-rechtliche Unterhaltung stehenden Kultkrimi-Reihen wie „Tatort“ oder Realserien wie „Tiere bis unters Dach“ beim finanziellen Aufwand ganz oben stehen.

Der Umbau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist berechtigt. Auch Prestigeobjekte, deren Baukosten derzeit kaum zu kalkulieren sind, sollten besser unterbleiben.

Hier dürfen die Verantwortlichen sich nicht ein Denkmal setzen, wenn der Nutzen unklar ist. Schließlich müssen die Manager und Managerinnen wie gerade die neu gewählte WDR-Intendantin Katrin Vernau, von Herkunft Schwäbin und von Beruf Betriebswirtin, ihre Verwaltungen und Redaktionen neu aufstellen.

Dabei können sie viel von den Privaten lernen, von kostengünstigen Dreh-Teams bis zu schlanken Betriebs- und Redaktionsabläufen. Hier ist eine Revolution angesagt.

Wenn die nicht gelingt, nützt auch die neue Offenheit nur wenig. Dann könnten die renitenten Länderchefs und -chefinnen dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk langsam den Hahn zudrehen. Auch zum Schaden unserer Demokratie.

Udo Mayer

Ich bin Udo, ein erfahrener Redakteur und Chefredakteur der Website Hol Aktuell. Als Generalistische Zeitung bieten wir nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Branche leite ich ein Team von talentierten Journalisten, um unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu liefern. Meine Leidenschaft für journalistische Exzellenz treibt mich an, sicherzustellen, dass unsere Artikel fundiert und ausgewogen sind. Bei Hol Aktuell steht die Qualität der Berichterstattung an erster Stelle.

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