Asphalt-Festival: Ich stehe von Parnia Shams aus Iran

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Asphalt-Festival: Ich stehe von Parnia Shams aus Iran

Am Asphalt-Festival, einer der bedeutendsten Veranstaltungen für Straßenkunst und Urban Art, gibt es in diesem Jahr eine besondere Attraktion: Die iranische Künstlerin Parnia Shams wird mit ihrer beeindruckenden Street-Art-Installation Ich stehe zu sehen sein. Die 30-jährige Künstlerin aus Teheran setzt sich in ihrem Werk mit Themen wie Identität, Freiheit und Frauenrechten auseinander. Ihre Arbeiten sind von einer starken Emotionalität und einer tiefgründigen politischen Aussage geprägt. Wir freuen uns darauf, die Eindrücke und Erfahrungen von Parnia Shams auf dem Asphalt-Festival zu erleben und möchten Ihnen einen ersten Einblick in ihr Werk geben.

Iranische Jugend in der Schule: Eine Regisseurin zeigt die Unterdrückung

Mit Prüfungsstress, Angst vorm Versagen, Eifersüchteleien, aber auch mit altersgemäßer Lebensfreude. Nur: Was ist diese Freude in einem Land, wo die Religion das Leben bestimmt? Wo schon die kleinste Abweichung vom Regelwerk als „unangemessen“ sanktioniert wird?

Das Asphalt-Festival präsentierte die Szenenfolge „Ist“ der Iranerin Parnia Shams. Sie spielt in einem Teheraner Klassenzimmer mit Schulbänken, Kreidetafel und Spinden. Die Zuschauer werden Zeugen von Unterrichtsstunden, Pausengesprächen und Unterredungen bei der Direktorin. Die man aber nicht sieht, weil alles aus der Perspektive der Schülerinnen erzählt wird.

Ein kleines Wunder

Ein kleines Wunder

Dieses Stück ist ein kleines Wunder. Die 1996 geborene Theatermacherin Parnia Shams kennt ihr Heimatland nur als von Mullahs unterdrücktes System des gesellschaftlichen Normiert-Seins. Also zeigt sie, zusammen mit sechs iranischen Schauspielstudentinnen, die staatliche Unterdrückung im Kleinen.

Handlungsrahmen ist der Wechsel einer Schülerin aus der Provinz in die private Teheraner Mädchenschule, wo das Geld der Eltern dafür sorgt, dass manche Regelüberschreitung nicht weiter geahndet wird. Auf die Neue, sie heißt Mahoor, reagieren die anderen Mädchen mit Misstrauen und sogar mit Mobbing.

Als zwischen Mahoor und der Klassenbesten eine innige Freundschaft entsteht, streuen die Mitschülerinnen einen Verdacht: Zwischen den Beiden könne etwas Unangemessenes, Sexuelles vor sich gehen. Die Schulleitung verlangt von den Mädchen, die kaum wissen, wie ihnen geschieht, ein schriftliches Geständnis und ein Versprechen, sich zu trennen. Die eine unterschreibt, die andere nicht.

Ein Spiegel für die westliche Gesellschaft

Das Wunder dieser Inszenierung findet nicht auf der Bühne des Central statt. Es vollzieht sich in den Köpfen der Zuschauerinnen und Zuschauer. Einer westlichen Gesellschaft, die mit „Big Brother“ einen Überwachungsstaat als Unterhaltungs-Event feiert, wird hier der Spiegel vorgehalten: Nicht einmal an dem intimen Ort einer Toilette sind die Schülerinnen vor den Kameras geschützt. Schultaschen werden durchsucht, Hygienebinden als ebenso subversiv bewertet wie ein Mobiltelefon.

Und die Möglichkeiten, sich gegen das Unrecht zu wehren? Mahoor und ihre Freundin befüllen die Rucksäcke der Denunziantinnen aus dem Mülleimer. Beinahe wäre man versucht, diese Form der „Résistance“ als niedlich zu bezeichnen. Wenn man nicht medial erlebt hätte, wie brutal das Mullah-Regime den Unbeugsamen zu Leibe rückt.

Durchaus erstaunlich ist deshalb, dass Parnia Shams‘ Theaterarbeit an der Universität von Teheran möglich war und sogar im Land selbst mehrere Preise gewonnen hat. Große Hochachtung für die junge Regisseurin und großes Kompliment für das Sommerfestival der Künste, welches dieses Gastspiel möglich machte.

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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