Aufs Spiel setzt Veronika Grimm bei VW: 'Der Staat sollte sich da raushalten'
Die VW-Verantwortliche Veronika Grimm hat in einem Interview klare Worte gefunden, was die Rolle des Staates bei der Umwelt- und Klimapolitik betrifft. Die Managerin fordert, dass der Staat sich aus der Automobilindustrie heraushalten sollte, um die notwendigen Veränderungen zu ermöglichen. Grimm warnt vor einer zu engen Regulierung, die die Wettbewerbsfähigkeit der Branche beeinträchtigen könnte. Stattdessen solle der Staat die Rahmenbedingungen schaffen, die es den Unternehmen ermöglichen, selbstständig die nötigen Schritte in Richtung Nachhaltigkeit zu gehen.
VWKrise: Politik soll sich zurückhalten, sagt Prof. Veronika Grimm
Frau Prof. Grimm, sollte der Staat Volkswagen in der Krise helfen? Nein, der Staat sollte sich da raushalten. Der Staat hat durchaus eine Rolle, wenn es darum geht, den Strukturwandel zu begleiten. Da geht es um Umschulung und Weiterbildung und um die Entwicklung von Standorten, an denen die Produktion etablierter Unternehmen zurückgefahren wird. Direkt die Automobilindustrie zu retten, halte ich aber nicht für den richtigen Weg.
Sind auch Sie wie die Gewerkschaften der Meinung, dass Werksschließungen nicht in Frage kommen? Nein. Es kann durchaus zu Werksschließungen kommen. Die Automobilindustrie ist in einem Strukturwandel. Mit der Produktion von Elektrofahrzeugen werden sich die Wertschöpfungsketten stark ändern. Sehr wahrscheinlich wird diese Transformation auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Automobilindustrie betreffen.
Nachdem man den Wandel zur Batteriemobilität lange hinaus schieben wollte, ist man nun ambitioniert auf diesen Zug aufgesprungen. Zugleich ändert sich aber auch das Produkt. Ein Auto ist heutzutage ein fahrender Computer und bei der Nutzung von Daten und der Digitalisierung der Mobilität haben andere Nationen die Nase vorn. Wo sich die deutsche Automobilindustrie in dieser Gemengelage positionieren kann, wird sich in Zukunft noch zeigen.
Wie konnte es zu dieser Krise bei VW kommen?
Die Automobilindustrie hat lange in Brüssel lobbyiert, um die Transformation hinauszuschieben. Auch die deutsche Politik hat hier lange Zeit nicht vorausschauend agiert und vielleicht übersehen, dass die Asiaten einen schneller überholen könnten, als man damals gedacht hat. Auch jetzt steht man sich mit zahlreichen regulatorischen Anforderungen und geringer Technologieoffenheit weiter im Weg. Das schwächt natürlich die deutsche Automobilindustrie.
Schreibe einen Kommentar