Carolabrücke in Dresden einstürzt: Wie sind die Brücken in Deutschland?

Index

Carolabrücke in Dresden einstürzt: Wie sind die Brücken in Deutschland?

Am 23. März 2022 erlebte Dresden einen Schock: Die Carolabrücke, eine der wichtigsten Verkehrsadern der sächsischen Landeshauptstadt, einstürzte teilweise. Zum Glück gab es keine Personenschäden, aber die Frage nach der Sicherheit der Brücken in Deutschland ist nun mehr denn je akut. Die Carolabrücke war bereits seit Jahren sanierungsbedürftig, doch die nötigen Arbeiten wurden immer wieder verschoben. Dieser Vorfall wirft ein schiefes Licht auf den Zustand der Brückeninfrastruktur in Deutschland. Lässt sich dies als Warnsignal für die Zukunft sehen? Wie viele weitere Brücken in Deutschland sind in einem ähnlichen Zustand? Es ist Zeit, sich mit der Sicherheit unserer Brücken auseinanderzusetzen und zu fragen: Wie sind die Brücken in Deutschland?

Carolabrücke in Dresden einstürzt: Brücken in Deutschland - wie sicher sind sie wirklich?

Nach dem Einsturz eines Teils der Carolabrücke in Dresden rückt die Diskussion um den Zustand der Brücken in ganz Deutschland in den Fokus. Forderungen nach weitreichenden Investitionen werden laut. In der sächsischen Landeshauptstadt muss zudem geklärt werden, wie der Wiederaufbau der wichtigen Verkehrsader gelingen kann. Die Haushaltslage der Stadt gilt derzeit als äußerst angespannt.

Wie sicher Deutschlands Brücken sind

Wie sicher Deutschlands Brücken sind

Nach Einsturz in Dresden

Brückenexperte Martin Mertens kritisiert den schlechten Zustand vieler Großbrücken in Deutschland. „Grundsätzlich kann man sagen, dass bei den Großbrücken alle Brücken, die vor 1980 gebaut worden sind, unsere Problempatienten sind“, sagte der Professor von der Hochschule Bochum dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Das seien wegen des regelrechten Baubooms nach dem Zweiten Weltkrieg leider die meisten. Die Politik müsse reagieren. „Dresden zeigt ganz klar: Es ist fünf nach zwölf“, so Mertens.

Brückeneinsturz in Dresden – ein Desaster mit glimpflichem Ende

Brückeneinsturz in Dresden – ein Desaster mit glimpflichem Ende

Wichtigste Verkehrsader der Stadt

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund fordert wegen des schlechten Zustands der Brücken eine „Investitionsoffensive Infrastruktur“. Den Kommunen fehlten die finanziellen Mittel für die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten, sagte Hauptgeschäftsführer André Berghegger den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden macht auf erschreckende Weise deutlich, dass Deutschland von der Substanz lebt.“

„Trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur“

„Trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur“

Auch Wolfgang Schubert-Raab, Präsident des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe, hält laut einer Mitteilung Investitionen für dringend nötig. Den Einsturz in Dresden bezeichnete er als „trauriges Symbol der deutschen Infrastruktur“, der den dringenden Handlungsbedarf vor Augen führe.

Brückenbauexperte nennt Dresdener Brückeneinsturz „Desaster“

Brückenbauexperte nennt Dresdener Brückeneinsturz „Desaster“

Kollaps der Carolabrücke

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) wies in der Haushaltsdebatte im Bundestag darauf hin, dass im kommenden Jahr mehr als neun Milliarden Euro für Investitionen in Bundesfernstraßen und Brücken bereitstünden. Mit Blick auf den Einsturz der Carolabrücke in Dresden erläuterte er, sie stehe in kommunaler Verantwortung und habe deswegen mit dem Bundeshaushalt nichts zu tun. „Aber man sieht an dieser Brücke, wie gefährlich es ist, wenn in Infrastruktur nicht sorgfältig investiert wird.“

Korrosion als mögliche Ursache

Korrosion als mögliche Ursache

NRW steckt fest im Brücken-Sanierungsstau

Verfall beschleunigt sich

In der Nacht zu Donnerstag stürzte ein etwa 100 Meter langes Stück der Carolabrücke, über das Straßenbahngleise sowie ein Fuß- und Radweg führten, in die Elbe. Verletzt wurde niemand. Auch der Rest der Brücke gilt nun als einsturzgefährdet. Die Ursache war zunächst unklar, die Polizei geht aber nicht von einer Fremdeinwirkung aus. Eine Anfangsvermutung sei, dass Korrosion einen wesentlichen Beitrag zum Einsturz geleistet habe, sagte Steffen Marx, Professor am Institut für Massivbau an der TU Dresden.

Die Arbeiten würden sich aktuell darauf fokussieren, einen verkehrssicheren Zustand herzustellen, so Marx. Dabei müsse man langsam vorgehen, sagte Michael Klahre, Sprecher der Feuerwehr. „Denn jeder Mann, jede Frau, der sich in die Nähe der Brücke begibt, der sich unter der Brücke aufhält oder obendrauf, begibt sich in Lebensgefahr.“

Auswirkungen auf Stadtverkehr

Die Brücke - eine der wichtigsten Verkehrsadern der Dresdner Innenstadt - galt schon lange als Sanierungsfall. In den vergangenen Jahren wurden bereits Teile der Brücke für den Autoverkehr saniert, für das nächste Jahr war die Sanierung des nun eingestürzten Brückenzuges geplant. Vor massiven Auswirkungen auf den Dresdner Stadtverkehr „über viele Monate, wenn nicht Jahre“ warnte die Stadtratsfraktion der Grünen in einer Mitteilung.

Sorgen bereite ihr auch die finanzielle Herausforderung, die die Landeshauptstadt mit diesem Unglück ereile, sagte Fraktionsvorsitzende Agnes Scharnetzky. „Hier liegt auf der Hand, dass die Stadt allein nicht über die Mittel verfügt.“ Scharnetzky forderte dazu Gespräche mit Bund und Land.

Bilderstrecke: Carolabrücke in Dresden teilweise eingestürzt

Hier geht es zur Bilderstrecke

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up