Die jüngste Demonstration der Venezianer in Venedig hat Aufsehen erregt, als bekannt wurde, dass die Stadt eine Eintrittsgebühr für Tagesausflügler einführen wird. Diese Maßnahme soll dazu dienen, die übermäßige Anzahl an Besuchern zu kontrollieren und die Überlastung der Stadt zu verringern. Venedig leidet seit langem unter den Auswirkungen des Overtourismus, der die Lebensqualität der Bewohner beeinträchtigt und die historische Substanz gefährdet. Die Einführung einer Eintrittsgebühr für Tagesausflügler ist ein umstrittener Schritt, der sowohl Befürworter als auch Gegner auf den Plan gerufen hat. Während einige die Maßnahme als notwendig erachten, um die Stadt zu schützen, sehen andere darin eine Einschränkung des Zugangs zu einem kulturellen Erbe. Die Diskussion über die Zukunft Venedigs und den Umgang mit dem Tourismus wird somit weiterhin hitzig geführt.
Demonstration der Venezianer gegen Eintrittsgebühr für Tagesausflügler in Venedig
Als weltweit erste Stadt verlangt Venedig seit Donnerstag ein Eintrittsgeld von Tagestouristen: An ausgewählten Tagen müssen Kurzzeiturlauber künftig eine Gebühr in Höhe von fünf Euro zahlen. Venedig gehört zu den meistbesuchten Städten der Erde, mit der Tagesgebühr sollen die Besucherströme in erträglichere Bahnen gelenkt werden. Bei den Venezianern selbst ist die Gebühr jedoch umstritten, am Donnerstag demonstrierten hunderte Menschen dagegen.
Venedig führt Tagesgebühr für Touristen ein: Kontroverse und Proteste
Bis zum späten Donnerstagvormittag wurden rund 13.000 Tagestickets verkauft, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Die Tagesgebühr wird zunächst probeweise eingeführt. Im laufenden Jahr wurden insgesamt 29 Tage festgesetzt, an denen das Eintrittsgeld fällig wird. Ausgewählt wurden traditionell besonders besucherstarke Tage, darunter vor allem die Wochenenden zwischen Mai und August. Die Anzahl der Tagestickets ist nicht begrenzt. Ziel ist es vielmehr, Besucher dazu zu bewegen, auf weniger volle Tage auszuweichen.
„Ich finde das gut, vielleicht kann man so die Touristenzahlen in Venedig verringern“, sagte der französische Tourist Sylvain Pélerin, der seit mehr als 50 Jahren in die Lagunenstadt kommt. Am Bahnhof Santa Lucia demonstrierten am Donnerstag rund 300 Menschen mit Plakaten wie „Venedig steht nicht zum Verkauf“ oder „Nein zum Ticket“. Marina Dodino vom Anwohnerverband Arci kritisierte die Abgabe: „Das ist hier kein Museum und kein Umweltschutzgebiet, dafür sollte man nicht zahlen müssen - es ist eine Stadt!“ Laut Venedigs Bürgermeister Luigi Brugnaro ist das neue System zunächst vor allem „ein Experiment“. Es werde nur „sehr sanfte Kontrollen“ und „keine Warteschlangen“ geben.
Mit der Einführung der Tagesgebühr reagiert Venedig auch auf den Druck der UN-Kulturorganisation Unesco, die die auf mehr als hundert Inselchen errichtete Stadt sowie die dazugehörige Lagune 1987 zum Weltkulturerbe erklärt hatte. Im vergangenen Jahr drohte die UN-Organisation damit, Venedig als „gefährdetes“ Welterbe einzustufen - unter anderem wegen „unzureichender Schutzmaßnahmen“ mit Blick auf den Massentourismus. Venedigs historisches Stadtzentrum zählt nur gut 50.000 Einwohner. Zu Spitzenzeiten übernachten dort 100.000 Touristen pro Nacht, hinzu kommen täglich zehntausende Tagesbesucher, viele davon Kreuzfahrttouristen.
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