Der Heine-Preis für David Grossman ist ein Preis für den Frieden.

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Der Heine-Preis für David Grossman ist ein Preis für den Frieden.

Der israelische Schriftsteller David Grossman wurde mit dem renommierten Heine-Preis ausgezeichnet. Diese Ehre wird ihm zuteil, weil er sich in seinem Werk für Frieden, Versöhnung und Verständigung zwischen den Völkern eingesetzt hat. Der Heine-Preis, benannt nach dem deutschen Dichter Heinrich Heine, wird jährlich an Persönlichkeiten verliehen, die sich um die Völkerverständigung und den Frieden verdient gemacht haben. Grossman, der bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet wurde, setzt sich in seinem Werk mit den Konflikten im Nahen Osten auseinander und plädiert für eine friedliche Lösung. Die Verleihung des Heine-Preises ist somit eine Anerkennung seines Engagements für den Frieden.

Der Heine-Preis für David Grossman: Ein Preis für den Frieden und die Versöhnung

Der Heine-Preis für David Grossman: Ein Preis für den Frieden und die Versöhnung

Natürlich ist diese Ehrung ein Kommentar zur Zeit, vielleicht auch ein Bekenntnis: Mit dem Heinrich-Heine-Preis an David Grossman ehrt Düsseldorf einen großen israelischen Erzähler und Essayisten, der sein Denken, Schaffen und Fühlen dem Frieden widmet, der Versöhnung zwischen Israelis und Palästinensern. Und das auch noch nach den Massakern, die Hamas-Terroristen am 7. Oktober des vergangenen Jahres an Juden verübten. Für ihn ist und bleibt „Frieden die einzige Option“.

Allerdings ist David Grossman seither leiser geworden, zurückhaltender auch. Als er Ende des vergangenen Jahres in Amsterdam den Erasmuspreis bekam, gab er dies sich selbst, seinen Landsleuten und den Menschen in der Welt zu bedenken: „Als einer, der sein Leben lang in einem Katastrophengebiet lebt, weiß ich, wie leicht es ist, ,der Welt’ nachzugeben, sich Zynismus, Apathie und Resignation zu beugen, und von dort ist es ein kurzer Weg zu religiösem Fanatismus, Nationalismus und Faschismus.“

Seine Worte haben auch deshalb Gewicht, weil sie leidvollen eigenen Erfahrungen geschuldet sind. Grossman weiß, was Angst ist, was Krieg, und was Verlust bedeutet. Der vor 70 Jahren im Jerusalemer Viertel Bejt-Masmil geborene Autor diente in der Zeit des Jom-Kippur-Krieges 1973 in der israelischen Armee. Und während des zweiten Libanonkrieges 2006 fiel an der Front sein gerade erst 20-jähriger Sohn Uri, als er Kameraden seiner Panzerbesatzung zur Hilfe eilen wollte.

Nur wenige Tage vorher hatte Grossman mit anderen Autoren eine Waffenruhe gefordert. Vier Jahre danach bat er in der Frankfurter Paulskirche bei der Verleihung des Friedenspreises die Anwesenden um diese Anteilnahme: „Stellen Sie sich einen jungen Mann am Anfang seines Lebensweges vor, mit all seinen Hoffnungen, seinem Feuer, seiner Lebensfreude, mit der Arglosigkeit, dem Humor, den Wünschen eines jungen Mannes.“

Zu der Zeit, als sein Sohn Uri im Krieg getötet wurde, schrieb David Grossman gerade an einem neuen Roman. Sein Titel: „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“. Das ist die Geschichte eines traurigen, verzweifelten, irrsinnigen und doch verständlichen Widerstandes. Aus Angst davor, dass Militärs ihr die Nachricht vom Kriegstod ihres Kindes überbringen, flieht eine Mutter. Was nicht gehört wird, kann es auch nicht geben, hofft und fleht sie.

Genau diese furchtbare Nachricht aber mussten dann David Grossman und seine Frau Michal tatsächlich empfangen. Es gehört zu seiner Überlebensstrategie, auch danach weiter zu schreiben: „Nicht du wirst den Roman retten, der Roman wird dich retten“, soll ihm Schriftstellerkollege Amos Oz damals gesagt haben. Dazu gehört aber auch sein Reden und sein Eintreten für den Frieden. Weil David Grossman nicht hinnehmen will, dass der Krieg, nicht der Frieden das letzte Wort haben könnte.

Unerschrocken fragte er darum seine Landsleute vor drei Jahren auf einer Demo in Tel Aviv, wie es denn sein könne, dass eine Nation mit so viel Erfindungsgabe und Mut „schon über 100 Jahre die Mühlräder dieses Konflikts dreht“. Warum sei sein Land nicht in der Lage dazu, seine militärische Macht „zu einem solchen Hebel umzubauen, dass er die Wirklichkeit verändert und uns vom Fluch zyklisch wiederkehrender Kriege befreit?“ Es sei wohl einfacher, Krieg statt Frieden zu machen.

David Grossman ist ein unerschütterlicher Friedensaktivist. Doch bei allem Engagement darf nicht außer Acht bleiben, welch großer Erzähler er ist. Unter anderem mit „Das Lächeln des Lammes“, seinem Debüt 1983, vor allem aber mit seinem wunderbaren Roman „Stichwort: Liebe“ von 1986, in dem er die fiktive Rettung des jüdischen Zeichners und grotesken Erzählers Bruno Schulz neu und fantastisch erzählt.

In Wahrheit war Schulz 1942 auf offener Straße von einem SS-Mann erschossen worden.

Die mit 50.000 Euro dotierte Ehrung des Düsseldorfer Heinrich-Heine-Preis an David Grossman ist auch eine Ehrung für den Frieden.

Udo Mayer

Ich bin Udo, ein erfahrener Redakteur und Chefredakteur der Website Hol Aktuell. Als Generalistische Zeitung bieten wir nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Branche leite ich ein Team von talentierten Journalisten, um unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu liefern. Meine Leidenschaft für journalistische Exzellenz treibt mich an, sicherzustellen, dass unsere Artikel fundiert und ausgewogen sind. Bei Hol Aktuell steht die Qualität der Berichterstattung an erster Stelle.

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