Der Merz-Kreis um den Kanzlerkandidaten der Union - Wer sich jetzt um Rasmussen dreht
Die Union steht vor einer Zäsur in ihrer Geschichte. Der Kanzlerkandidat, um den sich alles dreht, ist noch nicht gefunden. Doch jetzt gibt es Bewegung im Merz-Kreis, einem engeren Zirkel von Vertrauten um den ehemaligen Unionsfraktionschef Friedrich Merz. Einige von ihnen haben sich nun um Rasmussen versammelt, den ehemaligen Verteidigungsminister, der sich immer mehr als möglicher Kandidat für das höchste Amt im Staat abzeichnet. Doch wer sind die Akteure, die sich jetzt um Rasmussen scharen und was sind ihre Ziele? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen des Merz-Kreises und zeigen, wer sich jetzt um Rasmussen dreht.
Der Merz-Kreis um den Kanzlerkandidaten der Union
Der Weg ins Kanzleramt ist hart. Da braucht man Verbündete, Vertraute, Berater – und man muss wissen, wer einem politisch das Leben schwermachen könnte. Die Union hat sich dafür entschieden, mit CDU-Chef Friedrich Merz als Kanzlerkandidat bei der Bundestagswahl 2025 ins Rennen zu gehen. Wer nun um den Sauerländer kreist – das ist der Merz-Kosmos.
CHARLOTTE MERZ
Besonders nah dran. Es ist kein Geheimnis, dass sie sich eine andere Lebensplanung mit ihrem Mann vorgestellt hat. Und ebenso ist bekannt, dass sich Merz am heimischen Küchentisch im Sauerland manche politische Inspiration holt. Charlotte Merz wurde 1961 im Saarland geboren, sie ist seit 1981 mit ihm verheiratet. Sie ist Richterin und Direktorin des Amtsgerichtes Arnsberg, gleichzeitig mehrfache Mutter und inzwischen auch Großmutter. „Wer seine Frau kennt, weiß, dass die beiden ein prima Team auf Augenhöhe sind“, sagt CDU-Präsidiumsmitglied Julia Klöckner. Vor der Entscheidung in der K-Frage trat sie verstärkt öffentlich auf, in einer TV-Doku oder mit Interviews. Auf dem CDU-Parteitag stellte sie energisch einen Mitarbeiter der „heute-show“ zur Rede. Im Wahlkampf soll sie aber nur ab und an eine Rolle spielen.
CARSTEN LINNEMANN
Eng angedockt. Der wichtigste Mann in der Parteizentrale. Linnemann organisiert für Merz als Generalsekretär den CDU-Wahlkampf. Er muss ein Kampagne auf die Beine stellen, die den Chef in ein breiteres Licht rückt, sodass er auch die Wählergruppen erreicht, die er bisher nicht groß anspricht. Frauen oder junge Menschen. Außerdem zeichnet Linnemann verantwortlich für das Wahlprogramm. Sollte Merz Kanzler werden, will die Union gleich mit einem Zehn-Punkte-Plan loslegen, mit Maßnahmen in der Wirtschafts- und Steuerpolitik etwa, die direkt umgesetzt werden sollen. Linnemann selber könnte in ein Kabinett Merz wechseln als Wirtschaftsminister.
THORSTEN FREI
Eng umkreisend. Er ist Dreh- und Angelpunkt in der Bundestagsfraktion. Immer ansprechbar, immer im Stoff. Frei verschafft Fraktionschef Merz im Parlament die nötige Rückendeckung und er bastelt mit Linnemann am Wahlprogramm. „Wir arbeiten derzeit heftig daran“, so der Geschäftsführer auf Nachfrage. Es würden gerade auch inhaltliche Punkte identifiziert, bei denen sich die Union noch besser aufstellen müsse. Zur Klausurtagung des Bundesvorstands Anfang kommenden Jahres in Hamburg soll das Programm dann stehen. Auch Frei gilt in einem Kabinett Merz als gesetzt – Innenminister oder Kanzleramtsminister wären mögliche Jobs.
KAI WEGNER
In einer anderen Umlaufbahn unterwegs. Aus Sicht von Merz gilt Wegner unter den Ministerpräsidenten trotz jüngster Treueschwüre als unberechenbar. Der Regierende Bürgermeister von Berlin hat Merz insgeheim für den falschen Kandidaten gehalten und ihn zuletzt immer wieder kritisiert, vor allem wegen dessen Festhalten an der Schuldenbremse. Das Thema dürfte Wegner weiterspielen, unlängst sagte er unserer Redaktion: „Aus meiner Sicht ist es absolut notwendig, dass wir vor der Bundestagswahl eine Reform beschließen.“
HENDRIK WÜST
Nah, aber nicht zu nah dran. Mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten hat Merz sozusagen ein Abkommen geschlossen. Wüst unterstützt den Sauerländer bei seiner Kandidatur und gegen CSU-Chef Markus Söder. Die Rollenverteilung ist damit klar: Wüst ist die Nummer zwei nach Merz – und die Nummer eins, wenn der NRW-Parteifreund scheitern sollte.
MARKUS SÖDER
In seiner eigenen Sphäre schwebend. Der CSU-Chef redet so oft von Geschlossenheit, dass man schon hellhörig werden muss. Söder weiß: Merz kann nur Kanzler werden, wenn er ihn auch unterstützt. Das sichert dem CSU-Chef Macht und Einfluss.
LARS KLINGBEIL
Unterwegs in einem ganz anderen Planetensystem. Wenn sie jemanden fürchten in der CDU, dann den SPD-Vorsitzenden. Gut in Erinnerung ist noch dessen Wahlkampagne zur Bundestagswahl 2021, die auch direkt auf den damaligen Unionskandidaten Armin Laschet zielte.
ANGELA MERKEL
Eine Fixstern, aber weit weg. Von der Politik Angela Merkels hat Merz die CDU gelöst. Er weiß aber, die Altkanzlerin hat weiterhin viele Fans in der Partei. Insofern war der Empfang zur ihrem 70. Geburtstag auch die Gelegenheit, sich ein wenig zu versöhnen nach den Zerwürfnissen der Vergangenheit.
HERO WARRINGS
Ein enger Begleitstern. Warrings ist neuer Leiter der Kommunikation des Kanzlerkandidaten in die Parteizentrale. Er steht Merz damit beratend zur Seite und hat erheblichen Einfluss auf den Kandidaten. Warrings ist gelernter Journalist und gilt im politischen Berlin als bestens vernetzt.
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