- Die Autobahn wird 100 Jahre alt - eine technische Meisterleistung mit demokratischer Wurzel
- Die Autobahn wird 100 Jahre alt - eine technische Meisterleistung mit demokratischer Wurzel
- Von Mailand nach Varese: die Geburt der ersten Autobahn
- Die Idee von Piero Puricelli
- Die erste Fahrt
- Die erste deutsche Autobahn
- Italiens Diktator Benito Mussolini
- Rennstrecken auch schon früher in USA und Deutschland
- Jahre Autobahn: eine Technik mit demokratischer Wurzel
Die Autobahn wird 100 Jahre alt - eine technische Meisterleistung mit demokratischer Wurzel
Am 5. Mai 2022 feiert die Autobahn in Deutschland ihren 100. Geburtstag. Als eine der wichtigsten Verkehrsinfrastrukturen des Landes hat die Autobahn die Geschichte Deutschlands maßgeblich geprägt. Von ihrer Eröffnung 1922 in Köln bis hin zu ihrem heutigen Zustand als ein umfassendes Netz von über 13.000 Kilometern Länge hat die Autobahn sich zu einer technischen Meisterleistung entwickelt. Doch die Geschichte der Autobahn ist nicht nur von technischen Errungenschaften geprägt, sondern auch von demokratischen Wurzeln. Die Autobahn war ein Symbol der Modernisierung und des Fortschritts in Deutschland und hat die Entwicklung des Landes nachhaltig beeinflusst.
Die Autobahn wird 100 Jahre alt - eine technische Meisterleistung mit demokratischer Wurzel
Wie oft auf ausländischen Autobahnen an der Mautstation. Wieder einmal fehlen die entscheidenden Zentimeter bis zum Lesegerät. Dann funktioniert die deutsche Karte nicht, warum auch immer, und schon fängt der Hintermann an zu drängeln.
Wie schön muss das hier, an den oberitalienischen Seen, vor einem Jahrhundert gewesen sein. Als Besitzer eines Autos war man fast noch unter sich. Gezahlt wurde nicht am Automaten, sondern in der Raststätte, in bar. Und an der Schranke stand ein Wärter in Uniform, der freundlich salutierte.
Von Mailand nach Varese: die Geburt der ersten Autobahn
Vor 100 Jahren, am 21. September 1924, wurde hier, zwischen der Großstadt Mailand und dem 50 Kilometer weiter nördlich gelegenen Varese die erste echte Autobahn der Welt in Betrieb genommen. Oder vielmehr: die erste Autostrada.
Denn die bis heute immer wieder gehörte Behauptung, dass Adolf Hitler die Autobahn erfunden habe, ist ausgesprochener Blödsinn. Auf Neudeutsch: Fake News, der ganz alten Art.
Die Idee von Piero Puricelli
Tatsächlich kam die Idee von dem Unternehmer Piero Puricelli, der auch die legendäre Rennstrecke von Monza baute und später zum Grafen geadelt wurde. Der Ingenieur gründete 1921 ein Unternehmen namens Società Anonima Autostrade, eine Art italienische Autobahn GmbH.
Das Prinzip: eine gebührenpflichtige Straße nur für den Schnellverkehr - also ohne Hindernisse wie Kreuzungen, Fuhrwerke, Kutschen, Fahrräder oder Fußgänger. Das war tatsächlich eine sehr futuristische Idee.
Die erste Fahrt
Auf Italiens Straßen waren seinerzeit noch kaum Pkw unterwegs: 57.000. Zum Vergleich: Heute sind mehr als 40 Millionen.
Der damalige König Vittorio Emanuele III. unternahm die erste Fahrt in einem Fahrzeug der bis heute existierenden Marke Lancia. Der Monarch durchschnitt auch das Band, sechs Soldaten standen Spalier.
Die Tageszeitung „La Tribuna di Roma“ vermerkte anerkennend: „Eine höchst attraktive Fahrt auf einem Beton glatt wie Parkett. Ohne tückische Rinnen oder Radfahrer oder Ähnliches, die man ins Jenseits schicken könnte .“
Die erste deutsche Autobahn
In Deutschland wurde darüber auch berichtet: aber nicht über eine Autobahn, sondern über eine „Nur-Autostraße“.
Erste deutsche Autobahn zwischen Köln und Bonn im August 1932. Bei der Gelegenheit: Hitler saß zu jener Zeit in Bayern im Gefängnis, verurteilt zu fünf Jahren, wegen eines Putschversuchs im November 1923.
Von Autobahnen war bei ihm erst 1933 die Rede: Nach der Machtergreifung veröffentlichte er ein Programm zum Bau vierspuriger „Straßen des Führers“ quer durch Deutschland. Verschwiegen wurde, dass die Pläne aus den 1920er Jahren stammten.
Italiens Diktator Benito Mussolini
Italiens Diktator Benito Mussolini, seit 1922 an der Macht, jubelte zur Eröffnung von Mailand-Varese: „Die Autobahnen sind eine großartige italienische Errungenschaft, und ein sehr konkretes Zeichen unseres Ingenieurgeistes - den Söhnen des alten Roms nicht unwürdig.“
Rennstrecken auch schon früher in USA und Deutschland
Der Kulturhistoriker Conrad Kunze („Deutschland als Autobahn“) sieht das heute anders. Aus seiner Sicht war Mussolini bei Geld und Propaganda Hitler deutlich unterlegen.
„Worin sich beide ähnelten, war die versuchte Monumentalisierung der Straße als großes historisches Werk“, so der Wissenschaftler aus Berlin.
„Nur dass die deutsche Variante wesentlich größer, teurer, tödlicher, schneller und berühmter wurde - wie eben im Dritten Reich alles mehrere Nummern größer ausfiel als in Italien.“
Jahre Autobahn: eine Technik mit demokratischer Wurzel
Die erste Autostrada war dann auch nicht billig, aber insgesamt lagen die Preise doch deutlich niedriger: zwischen 9 und 60 Lire, je nach Größe des Gefährts. Heute kostet die einfache Strecke für Pkw einheitlich 3,80 Euro.
An diesem Samstag jedoch ist die Fahrt gratis. Zur Feier des Tages werden Autos aus 100 Jahren unterwegs sein.
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