Ein Jahr nach dem Hochwasser: Gemeinde Burg trifft sich zum Gedenken

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Ein Jahr nach dem Hochwasser: Gemeinde Burg trifft sich zum Gedenken

Am 1. Juli 2022 jährte sich das verheerende Hochwasser in der Gemeinde Burg, das vielen Menschen ihre Häuser und ihre Existenz nahm. Heute, ein Jahr danach, kommt die Gemeinde zusammen, um der Opfer des Hochwassers zu gedenken und die Betroffenen zu unterstützen. Die Gemeindevertreter und die Bewohner der Gemeinde Burg werden an diesem Tag ihrer Verstorbenen und der Zerstörung gedenken, die das Hochwasser angerichtet hat. Es ist ein Tag der Erinnerung, der Trauer und der Zusammengehörigkeit.

Ein Jahr nach dem Hochwasser: Gemeinde Burg trifft sich zum Gedenken

Die Wupper fließt am Sonntag leise durch den Ort. Die Sonne scheint, ein leichter Wind weht und schickt große weiße Wolken an den Himmel über Unterburg. Auf der Wiese hinter der Kirche stehen an diesem Vormittag viele Bänke und Stühle. Weit über 100 Besucher haben auf Einladung der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen Platz genommen – genau dort, wo vor drei Jahren schulterhoch das schlammige Wasser der Wupper stand.

Ein Tag der Erinnerung und des Dankes

Ein Tag der Erinnerung und des Dankes

Das Wasser fließt inzwischen wieder leise und idyllisch an der Gemeindewiese vorbei. „Aber an einem Tag wie heute kommen die Erinnerungen sofort zurück“, sagt Irene Sigismund aus Unterburg und erzählt von der Nacht, in der plötzlich das Wasser kam und den kleinen Ort für einen Moment in Schockstarre versetzte.

Nach der Flut kommen die Handwerker in die Kirche Unterburg. Die Sanierung mit Mitteln der Hochwasserhilfe hat begonnen. Drei Jahre später ist die Schockstarre längst der Hoffnung und der Dankbarkeit gewichen. „Denn dieses Gefühl kommt heute auch wieder: Die unendliche Dankbarkeit für die Hilfe, die wir mitten in unserer eigenen Verzweiflung in den Tagen und Wochen nach dem Hochwasser erlebt haben“, sagt Irene Sigismund und blickt über die volle Wiese in Unterburg.

Wupper fließt entspannt durch Unterburg

Wupper fließt entspannt durch Unterburg

Neben ihr sitzt Marc Enzmann, der ebenfalls hart vom Hochwasser getroffen wurde. Regina Brabender feiert mit – natürlich, denn sie hat nach dem Hochwasser den Weg in den kleinen Kreis der Ehrenamtlichen gefunden, der neue Ideen für die Burger Kirche erarbeitete. Peter Siebel sitzt in den Reihen der Gemeinde, damaliger Leiter der Diakoniestation, der miterlebte, wie die Menschen aus der Demenz-Wohngemeinschaft gerettet werden mussten und die Tagespflege vom Wasser zerstört wurde.

Gemeinde feiert Gottesdienst zum Flutgedenken

Gemeinde feiert Gottesdienst zum Flutgedenken

Auf der Wiese hat auch Jörg Mündkemüller Platz genommen: Er machte sich damals mit vielen fleißigen Helfern aus der Gemeinde in Halle auf den Weg, um der Gemeinde zu helfen, die in ihrem Gotteshaus in Unterburg vor Wasser, Schlamm und Zerstörung stand. „Im Schlamassel“, aber voller Hoffnung.

Gemeinsam feiern sie nun Gottesdienst – jeder mit eigenen Erinnerungen im Gepäck. Weit über hundert Besucher sind gekommen: Politiker aus Solingen, Gemeindeglieder aus Wermelskirchen, Dhünn und Dabringhausen, die pünktlich zur Sommerkirche von Ort zu Ort reisen und nun pünktlich zum Flutgedenken an der Wupper angekommen sind.

„Es ist irre, wie viele Menschen heute hier sind“, sagt Regina Brabender glücklich. Pfarrer Manfred Jetter und Pfarrerin Anke Schäfer haben den Gottesdienst mit einem Team vorbereitet. Applaus gab es für Jörg Mündkemüller (r.) aus Halle - hier im Gespräch mit Manfred Jetter: Er war gemeinsam mit freiwilligen Helfern nach Unterburg gekommen, um nach der Flut zu helfen.

Ein Jahr nach dem Hochwasser: Unterburg erinnert sich an die Flutkatastrophe

Ein Jahr nach dem Hochwasser: Unterburg erinnert sich an die Flutkatastrophe

Die Sanierung der Kirche hat begonnen. Die Gerd Kaimer-Bürgerstiftung aus Solingen hat 120.000 Euro versprochen. Jüngst konnten die Sanierungsarbeiten beginnen. „Schauen Sie heute durch die offenen Türen in die Kirche“, lädt Manfred Jetter die Besucher ein, „wir können schon sehen, was diese Kirche für ein besonderes Schätzchen wird.“

Daran haben die freiwilligen Helfer aus Halle einen großen Anteil. Und so gilt Jörg Mündkemüller ein großer Applaus: Er hat stellvertretend für die Teilnehmer der Baufreizeit aus Halle auch die Mitwirkung im Gottesdienst zugesagt. Und er bringt seine eigenen Erinnerungen mit: „Uns war als Gemeinde in Halle klar: Wir wollen einer anderen Gemeinde helfen, die vom Hochwasser betroffen ist“, erinnert er sich an den Tag nach der Flut.

Die Wermelskirchener hätten die ausgestreckte Hand als erstes ergriffen: „Also dachten wir: Fahren wir halt mal nach Unterburg und machen die Kirche chic.“ Die Gemeinde staunte, wie entschieden die freiwilligen Helfer mit anpackten – beim Aufräumen beim ersten Besuch. Zweimal kehrte die Gruppe in die Kirche zurück. Dabei legten sie auch den Holzboden, der zum Symbol für den Neuanfang wurde. Und die Haller brachten eine Spende von mehr als 3000 Euro für den Wiederaufbau mit.

Die Gemeinde hat Pläne für die Sanierung der Kirche entwickelt. Der Denkmalschutz entschied, dass die Wände wieder verputzt werden müssen – es soll aber an einer Stelle erkennbar bleiben, wie hoch das Wasser stand. Diese „Erinnerungsstelle“ wird mit Plexiglas geschützt. Ein Lerchenboden wird gelegt, moderne Heiz- und Belüftungstechnik installiert und die Sakristei umgebaut.

Kosten Rund 600.000 Euro sind für die Sanierung veranschlagt – die durch die Fluthilfen, die Gerd Kaimer-Stiftung, Spenden und die Kirchengemeinde finanziert werden. Bis Ende des Jahres sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

„Wir haben hier inzwischen Freunde gefunden“, erzählt Jörg Mündkemüller. Und dann wirft er einen Blick auf die Sanierungsarbeiten. Der provisorische Holzboden ist inzwischen wieder entfernt. „Das Holz wird in Hünger für den Bau eines Kanu-Unterstandes verwendet“, erzählt Regina Brabender. Jörg Mündkemüller nickt zufrieden: Das sei ganz in seinem Sinne, sagt er.

Ohnehin plane die Gruppe aus Halle, das nächste Mal für eine Kanutour auf der Wupper ins Bergische zu reisen. Und schon kommt er mit den Unterburgern über die Reisepläne ins Gespräch. „Vorsicht“, wirft Regina Brabender dann mit Blick auf die geplante Kanutour ein: „Die Wupper ist unberechenbar.“ Und sie muss es wissen.

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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