Ein Jahrhundert alter Ton: Hörspiel zum ersten Mal vor 100 Jahren ausgestrahlt

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Ein Jahrhundert alter Ton: Hörspiel zum ersten Mal vor 100 Jahren ausgestrahlt

Vor genau 100 Jahren wurde ein Meilenstein in der Geschichte des Rundfunks erreicht: Am 23. Februar 1922 wurde das erste Hörspiel der Welt ausgestrahlt. Dieses Ereignis markierte den Beginn einer neuen Ära in der Medienlandschaft und revolutionierte die Art und Weise, wie Menschen unterhalten und informiert wurden. In diesem Beitrag möchten wir auf die Geschichte des ersten Hörspiels zurückblicken und die Bedeutung dieses Ereignisses für die Entwicklung des Rundfunks und der Medienindustrie erforschen.

Ein Jahrhundert alter Ton: Hörspiel zum ersten Mal vor 100 Jahren ausgestrahlt

Das deutschsprachige Hörspiel ist im Chaos geboren: Immer aufs Neue versucht der Ansager am 24. Oktober des Jahres 1924, das Programm des Senders „Frankfurt am Main auf Welle 467“ zu moderieren. Doch das ist ihm in der Radioproduktion „Zauberei auf dem Sender“ nicht vergönnt: Erst drängelt sich die Märchentante ans Mikro, die den Kindern auch mal abends vorlesen will. Dann versagen alle Schalter. Plötzlich legen Orchesterinstrumente ohne Musiker von allein los. Schließlich taucht ein Zauberer auf, der sich mit diesen ganzen Streichen an dem Sender rächt, bei dem er nicht auftreten durfte.

Das erste Hörspiel:

Das erste Hörspiel: 'Zauberei auf dem Sender' läutet ein neues Medium ein

„Zauberei auf dem Sender“ war vor 100 Jahren Deutschlands erstes Hörspiel. In wohl keinem anderen Land der Welt ist diese Kunstform so populär. Wie in einer Hörspielwerkstatt Geschichten entstehen, erklärt Marcus Gammel, Abteilungsleiter für Hörspiel, Feature und Klangkunst bei Deutschlandfunk Kultur: „Was Hans Flesch gemacht hat, war buchstäblich visionär. Er hat alle Elemente eingesetzt, die auch heute noch im Hörspiel vorkommen.“

Hörspiele im Jahrhundert: Von der

Hörspiele im Jahrhundert: Von der 'Zauberei' bis zum 'Neuen Hörspiel'

Die vermutlich bekanntesten deutschen Hörspiele entstanden in der frühen Nachkriegszeit und sind mit Namen wie Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Ilse Aichinger und Günter Eich verbunden. Heute sprechen Fachleute wie Meißner vom sogenannten Alten Hörspiel. „Beispielhaft für das „Alte Hörspiel“ ist „Träume“ von Günter Eich aus dem Jahr 1951, was auch eine weitere Sternstunde des Hörspiels war“, so Meißner.

In der Nachkriegszeit entstand in Westdeutschland eine Hörspiellandschaft, die ihresgleichen sucht. „Ich glaube, da hat die föderale Struktur in Deutschland eine große Rolle gespielt und eben die Landesrundfunkanstalten, die nach dem Krieg aus guten Gründen stark aufgebaut wurden“, sagt Gammel.

Eine Stimme für die Ewigkeit: Das deutsche Hörspiel feiert 100 Jahre

Eine Stimme für die Ewigkeit: Das deutsche Hörspiel feiert 100 Jahre

Das „Neue Hörspiel“ suchte am Ende der 60er Jahre neue Wege. „Da war das Stück „Fünf Mann Menschen“ von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker ausschlaggebend“, so Meißner. „Ein 15-Minuten-Hörspiel, chorisch und stereophon - denn die Stereophonie gab es ja inzwischen auch, die neue Erzählweisen und Ästhetiken ermöglichte.“

Die Generation der „Kassettenkinder“ Während neue Technik bis hin zum Sampling der literarischen Kunstform neue Möglichkeiten eröffnete, begann in den 70er Jahren außerhalb des Kulturbetriebs leise eine Revolution. Kommerzielle Hörspielstudios wie Europa, Kiosk und Maritim richteten sich mit den Drei ???, TKKG oder Bibi Blocksberg an junge Hörer.

Die Chefin des Labels Europa, Heikedine Körting, erinnert sich: „Geradezu ideal war der Zeitpunkt für den Start der „Drei ???“-Hörspiele vor 45 Jahren im Herbst 1979.“

Heute sprechen Fachleute wie Meißner vom sogenannten Alten Hörspiel und vom Neuen Hörspiel. Auch wenn öffentlich-rechtliche Hörspielmacher oft eine scharfe Trennlinie zwischen diesen Jugendklassikern und dem klassischen Funkstück ziehen, treffen sich beide Welten heute als Nachbarn bei Spotify und Co.

„Es sind nicht nur die Produktionsmittel demokratisiert worden, sondern auch die Vertriebswege“, schildert Meißner die Entwicklung. „Es gibt jetzt die Streamingdienste, die Plattformen - und auch die ARD bemüht sich ja jetzt, da Fuß zu fassen, und zwar eher mit Formaten, die, wie sie meinen, da angemessen wären. Das sind meistens serielle Formate.“

Was bringt die Zukunft? Sicher ist: Die Öffentlich-Rechtlichen müssen sparen und daher mehr auf Effizienz und digitale Ausspielwege achten. Meißner betrachtet die Entwicklung mit einer gewissen Sorge. „Ich fürchte, dass das eher so eine Entwicklung ist wie beim Fernsehen, in der die anspruchsvollen Sachen in der Nische des „Kleinen Fernsehspiels“ abgeschoben werden. Und das ist wirklich schade. Denn wir haben ja in Deutschland durch den Föderalismus nach dem Krieg eine wirklich beispielgebende Hörspiel-Tradition gehabt.“

Es ist ein 100. Geburtstag in unruhigen Zeiten.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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