Eine Waldnielerin ist 50 Jahre lang die Amme des Dorfes für Kinder

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Eine Waldnielerin ist 50 Jahre lang die Amme des Dorfes für Kinder

In dem idyllischen Dorf Kleinwald gibt es eine besondere Persönlichkeit, die sich über viele Jahrzehnte hinweg um die Kleinsten gekümmert hat. Die Waldnielerin, eine weise und herzensgute Frau, hat sich seit 50 Jahren als Amme des Dorfes für die Kinder des Ortes engagiert. Sie hat Generationen von Kindern betreut, beraten und unterstützt, und damit ein wichtiger Teil des Dorflebens geworden. Ihre selbstlose Arbeit und ihr uneingeschränktes Engagement haben ihr die Herzen der Dorfbewohner gewonnen. In diesem Artikel möchten wir Ihnen die Geschichte dieser außergewöhnlichen Frau erzählen und ihre Verdienste um das Dorf hervorheben.

Jahre lang die Amme des Dorfes: Ida Dunkel erzählt von ihrer Zeit als Kinderdorfmutter

Wenn Ida Dunkel heute in ihrer Küche vom Kastanienhof Im Kamp in Waldniel steht und mit den Kochtöpfen hantiert, dann muss sie lachen. „Die Umstellung war fürchterlich. Wenn man über Jahrzehnte für eine große Familie gekocht hat und ich hatte Zeiten, da waren es über zehn Kinder, dann ist es ganz komisch, für ganz wenige Personen zu kochen oder nur für mich. Meistens mache ich zu viel und muss dann zwei Tage davon essen“, erzählt sie.

Kinderdorfmutter für Leben: Ida Dunkel hat 63 Kinder betreut und nie bereut ihre Entscheidung

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Wenngleich die 70-Jährige doch des öfteren für viele kochen darf, denn 50 Jahre als Kinderdorfmutter aktiv zu sein sorgt für eine große Familie, auch wenn man sich eigentlich schon seit fünf Jahren in Rente befindet. Gerade wurde das Jubiläum mit nahezu all ihren erwachsenen Kindern und deren Familien sowie den Kindern und Mitarbeitern aus dem Bethanien Kinderdorf gefeiert.

Aufgewachsen auf einem Bauernhof in der Eifel, war mit anpacken für die junge Dunkel schon immer eine Selbstverständlichkeit. „Ich glaube, das hat mich geprägt und mich auch zum Berufswunsch Erzieherin geführt. Wobei ich damals allerdings nicht vorhatte Kinderdorfmutter zu werden“, sagt Dunkel.

Sie besuchte nach der Mittleren Reife die Maria-Lenssen-Berufsschule in Rheydt. InfoNeues Zuhause für Kinder und Jugendliche: Seit rund 65 Jahren nehmen die Bethanien Kinderdörfer Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren leiblichen Familien leben können, auf und geben ihnen ein neues Zuhause in familienähnlicher Atmosphäre. Die Kinder und Jugendlichen leben in Kinderdorffamilien und Wohngruppen zusammen. Die Bethanien Kinderdörfer befinden sich nicht nur in Schwalmtal-Waldniel sondern auch in Bergisch Gladbach-Refrath sowie in Eltville-Erbach in Hessen.

Dann kam das Anerkennungsjahr als Erzieherin. Eine Stelle in Aachen und im Bethanien Kinderdorf in Waldniel standen zur Auswahl. Die damals 19-Jährige entschied sich für Waldniel. Am 1. September 1974 ging es im Sternenhaus in Bethanien los. Nach dem Anerkennungsjahr blieb Dunkel als Erzieherin in Waldniel. Sie arbeitete an der Seite der Dominikanerin von Bethanien, Schwester Ludgera. Diese bot als Kinderdorfmutter zwölf Kindern ein Zuhause.

„Die Arbeit machte mir Freude. Eine Kinderdorfmutter zu werden stand zu dieser Zeit aber immer noch nicht auf meinem Lebensplan. Ich dachte eher an eine eigene Familie“, erinnert sich Dunkel. Dann aber trat ein Ereignis ein, das alles auf den Kopf stellen sollte. 1977 kam vom Jugendamt Mönchengladbach eine Anfrage für eine neunköpfige Geschwisterschaar. Dunkel wurde gefragt, ob sie sich vorstellen könnte für diese Kinder – drei Mädchen und sechs Jungen, die sich im Alter zwischen 1,5 und 14 Jahren befanden – eine Kinderdorfmutter zu werden.

Dunkel konnte und stellte damit die Weichen für ihren weiteren Lebensweg. „Wir sind damals in den Kastanienhof gezogen. Der war eigentlich nur für sechs Kinder ausgelegt. Wir mussten alle ein wenig zusammenrücken. Ich habe damals mit den beiden kleinsten Kindern in einem Raum geschlafen“, erzählt sie von den Anfängen. Über der Garage des Kastanienhofes wurde angebaut, um mehr Platz zu schaffen. Eine Tätigkeit, die seinerzeit in den Ferien erfolgen sollte, wo Dunkel mit den Kindern in einem Ferienhaus in der Eifel war.

Eine Waldnielerin, die eine Familie großgezogen hat: Ida Dunkel feierte ihr jähriges Jubiläum als Kinderdorfmutter

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War es anfangs noch so, dass der Wunsch nach einer eigenen Familie bestand, so verschwand dieser. „Ich hatte eine Fünfjahresklausel in meinem Vertrag. Die Zeit ging irgendwie ruckzuck vorbei und ich dachte mir, nein, du kannst jetzt nicht gehen. Wir hatten in den fünf Jahren so viel zusammen erlebt, dass es mir unmöglich machte, die Kinder zu verlassen“, sagt Dunkel. Für sie wurde klar, sie hatte ihre Familie gefunden.

Insgesamt sind es letztendlich 63 Kinder geworden, die sie in ihrer Tätigkeit als Kinderdorfmutter betreut hat. Auch wenn Dunkel 2019 offiziell in Rente gegangen ist, so ist das nicht das Ende ihrer Zeit als Kinderdorfmutter. Als sie vor neun Jahren in den Kastanienhof Im Kamp zog, geschah das mit sechs Kindern. Eins davon ist jetzt immer noch da, wenngleich die 19-Jährige kurz vor dem Auszug steht.

„Ich bin von der Kinderdorfmutter zur Kinderdorfoma geworden. Der Kontakt zu fast allen meiner Kinder besteht nach wie vor. Ich bin inzwischen Oma und Uroma“, sagt Dunkel. Wo Not am Mann ist, springt sie immer wieder ein. Das Kinderdorf zieht sich weiterhin wie ein roter Faden durch ihr Leben. Sie hat es nie bereut sich für die Aufgabe als Kinderdorfmutter entschieden zu haben. „Ich würde es jederzeit immer wieder machen. Die Zeiten mit den Kindern waren die schönsten Zeiten“, betont sie.