Erstes Aufgehen von Grmpf am Schauspielhaus in Köln

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Erstes Aufgehen von Grmpf am Schauspielhaus in Köln

Das Schauspielhaus in Köln erlebt ein weltweit einzigartiges Ereignis! Am vergangenen Wochenende fand das erste Aufgehen von Grmpf statt, ein Ereignis, das Kunstliebhaber und Neugierige aus aller Welt anzog. Die Kölner Theaterbühne war der perfekte Ort für diese Welturaufführung, die von Kritikern und Besuchern gleichermaßen begeistert aufgenommen wurde. In diesem Artikel erfahren Sie mehr über das Grmpf-Phänomen, das die Menschen in Köln und weit darüber hinaus fasziniert hat.

Erstes Aufgehen von Grmpf am Schauspielhaus in Köln: Eine absurde Inszenierung über den Bau des Schauspielhauses

In der Pause fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Seit über zehn Jahren zwängt man sich jetzt in diese engen Toiletten-Container, tänzelt im Seitwärtsschritt an anderen Bedürftigen vorbei, kriegt ab und zu eine Tür vor den Arm, Oberkörper oder Kopf geknallt. Aber man erträgt es still, denn das hier ist ja nur ein Provisorium. Bald zieht das Schauspiel Köln in seine frisch sanierte Heimat am Offenbachplatz zurück. Oder doch nicht?

Interimsintendant Rafael Sanchez und Autor Mike Müller lassen mit dem musikalischen Eröffnungsstück „Grmpf“ den Gedanken gar nicht so unwahrscheinlich erscheinen, dass die Baustelle vielleicht niemals fertig wird. Vor allem in der zweiten Hälfte entwickelt die revuehafte Inszenierung richtig Zug und zeichnet mit einem Albtraum der Oberbürgermeisterin Henriette Reker ein düsteres Bild der Lage.

Weitere Aufführungen

Weitere Aufführungen

21., 22., 29. September, 3., 12. und 31. Oktober. Der Abend dauert rund zweieinhalb Stunden mit einer Pause.

Intendanz

Rafael Sanchez bleibt nur ein Jahr und übernimmt dann mit Pınar Karabulut die Intendanz am Schauspielhaus Zürich. In Köln rückt 2025 Kay Voges nach.

Die zwölf Jahre, die das Gebäude von Oper und Schauspielhaus aus den 1950er-Jahren jetzt saniert werden, liegen die Stadt Köln bisher noch im Mittelfeld der peinlichsten Bauprojekte Deutschlands: Die Elbphilharmonie wurde nach zehn Jahren fertiggestellt, der Flughafen Berlin-Brandenburg nach 14 Jahren, Stuttgart 21 soll eventuell 2026 nach 16 Jahren eröffnet werden.

Die Unsummen von 866 Millionen Euro, die der Bau der Elbphilharmonie verschlang, sind mittlerweile je nach Rechnung in Reichweite oder längst übertroffen. Eine aktuelle Schätzung geht von über 800 Millionen Euro aus. Da sind die Kosten für den Interimsbetrieb aber noch nicht mit eingerechnet.

Rafael Sanchez und sein Team haben also vermeintlich ein leichtes Spiel, sich lustig zu machen – wobei sie mit der Schwierigkeit zu kämpfen haben, dass die Absurdität der Wirklichkeit kaum zu übertreffen ist. So blödelt sich das Ensemble im grandios detailverliebten Baustellen-Bühnenbild von Eva-Maria Bauer eine Hälfte lang durch die Fakten: Die Drehbühne, die noch nie im Einsatz war, müsse bereits gewartet werden. Für andere technische Gewerke liefen mittlerweile die Garantien ab.

Ein Experte mit Backstein-Anzug (Kostüme: Ursula Leuenberger) erklärt mit mathematischer Formel, was „Staubfreiheit“ bedeutet und warum sie auf dieser Baustelle in immer unwahrscheinlichere Ferne rückt. „Grmpf“ sagen Comicfiguren, wenn ihnen vor Ärger die Worte fehlen. So laufen die Monologe auf der Bühne immer mal wieder ins Leere, die schockierenden Tatsachen sprechen für sich.

Dann wird gesungen: „Ein bisschen Frieden“ oder „Wrecking Ball“. Das Stück ist sicher keine Sternstunde wie „Das Werk/ Im Bus/ Ein Sturz“, eine der letzten Großtaten auf der alten Bühne, auf der Karin Beier mit Elfriede Jelink den Einsturz des Kölner Stadtarchivs und darüber den maroden Zustand des Staatssystems und die Absurdität des Lebens überhaupt zum Thema machte.

„Grmpf“ bohrt selten tiefer, zeichnet kein vollständigeres Bild der großen Krisen, die hier zusammenkommen: Das Kölner Bau-Desaster kann auch stehen für ein Land, in dem bereits Brücken einstürzen, weil es seine marode Infrastruktur nicht bewältigt bekommt. Und alle Bestrebungen zum nachhaltigen Handeln und klimagerechtem Bauen spricht es Hohn, wenn fertiggestellte Gewerke wegen Abstimmungsproblemen mittlerweile wieder heraus gerissen werden müssen.

Aber Henriette Rekers Albtraum, der ist grandios inszeniert: Anja Lais gibt ganz hervorragend die Kölner Oberbürgermeisterin, die das Amt weder zum Baubeginn bekleidet hat, noch zur Wiederöffnung bekleiden wird, aber trotzdem Verantwortung übernehmen muss. Auf einem staubigen Sofa wird sie nachts auf der Baustelle von den Geistern der Vergangenheit und Gegenwart heimgesucht. Mit Masken und chorischem Sprechen umkreist sie das Ensemble als Fraktionen der CDU und SPD und auf einmal fällt ein Satz mit Aha-Effekt: „Man kann in einen VW-Käfer einfach keinen Mercedes-S-Klasse-Motor installieren.“

Wenn die auf Videowänden eingespielten Schock-Bilder aus der Baustelle am Offenbachplatz wirklich real und aktuell sind, dann gibt es eigentlich keine Hoffnung mehr. Aus allen Decken und Böden quillt Kabelsalat, Belüftungsanlagen wirken chaotisch über- und untereinander gebaut wie ein Schildbürgerstreich. Nicht wenigen Zuschauern vergeht spätestens jetzt das Lachen. Sie legen die Hände vor die Augen, können nicht hinsehen wie im Horrorfilm: „Oh mein Gott. Das ist nicht wahr.“

Das Schöne an „Grmpf“ ist aber, dass der Abend trotz allem eine positive, warum auch immer optimistische Grundstimmung verströmt, immer wieder wirklich lustig ist. Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung.

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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