- Experte für Terrorismus Peter R. Neumann über das Attentat auf Trump und die Auswirkungen auf den US-Wahlkampf
- Experte für Terrorismus warnt vor neuer Radikalisierung in den USA
- Attentat auf Trump könnte Wahlkampf entscheiden
- Trump-Anschlag: Warum der Secret Service versagt haben könnte
- Nach dem Attentat: Trumps Wahlkampf wird entscheidender
- Biden muss sich neu positionieren
Experte für Terrorismus Peter R. Neumann über das Attentat auf Trump und die Auswirkungen auf den US-Wahlkampf
In einem exklusiven Interview äußert sich der renommierte Terrorismus-Experte Peter R. Neumann zu den jüngsten Ereignissen um den Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Der Angriff auf das Leben des Staatsoberhauptes hat nicht nur schockierte Reaktionen in den USA ausgelöst, sondern auch Fragen nach den Auswirkungen auf den US-Wahlkampf aufgeworfen. Peter R. Neumann, Professor für Internationale Beziehungen am King's College in London, gibt Einblick in die möglichen Konsequenzen des Attentats für die politische Landschaft in den Vereinigten Staaten und die dortige Wahlkampagne.
Experte für Terrorismus warnt vor neuer Radikalisierung in den USA
Ein Attentäter feuert mit einer halbautomatischen Waffe von einem Dach auf den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Wer hätte das verhindern müssen?
Neumann: In den USA ist der Secret Service dafür zuständig, die Institutionen in den USA zu schützen, dazu gehören die höchsten Repräsentanten des Staates. Auf Donald Trump trifft das zweifach zu, denn einerseits werden ehemalige US-Präsidenten geschützt, andererseits Präsidentschaftskandidaten mit realistischen Aussichten auf das Amt.
Attentat auf Trump könnte Wahlkampf entscheiden
Neumann: Hat der Secret Service also einen Fehler gemacht? Nach allem, was man bisher weiß, ja. Wenn sich tatsächlich bestätigt, dass der Attentäter mit Gewehr auf dem Dach eines Gebäudes gegenüber von der Bühne stehen konnte, wäre das ein großer Lapsus.
Bei solchen Veranstaltungen werden in der Regel alle möglichen Schusspositionen geprüft und dort Leute positioniert, die genau das Szenario verhindern sollen, das es nun anscheinend gegeben hat. Allerdings sind Wahlkampfveranstaltungen im Freien für Personenschützer auch besonders problematisch.
Trump-Anschlag: Warum der Secret Service versagt haben könnte
Neumann: Warum? Weil es keinen ganz klaren Ein- und Ausgang gibt und die Umgebung weniger strukturiert ist als eine Halle. Da gibt es mehr Möglichkeiten für Angriffe und mehr Unwägbarkeiten. Das Freie lässt sich viel schlechter kontrollieren.
Darum machen die meisten Kandidaten ihre Veranstaltungen auch in Hallen. Im Freien tritt eigentlich nur Donald Trump auf. Das soll nicht heißen, dass er selbst Schuld hätte. Aber er will Bilder mit großen Menschenmengen im Freien, das setzt ihn großen Gefahren aus.
Nach dem Attentat: Trumps Wahlkampf wird entscheidender
Neumann: Trump ist nach dem Schuss, der ihn am Ohr verletzte, sofort wieder auf die Füße gekommen, hat nach seinen Schuhen verlangt, ist von seinen Sicherheitsleuten umringt worden, hat dann aber noch die Faust gereckt und „fight, fight“ skandiert.
Trump mit Blutspritzern in Siegerpose – ist das das Bild des künftigen US-Präsidenten? Neumann: Welche Kraft dieses Bild haben würde, dessen war sich Trump sofort bewusst. Er hat gleich verstanden, dass die für ihn so bedrohliche Situation wahrscheinlich die entscheidende für den gesamten Wahlkampf sein wird.
Biden muss sich neu positionieren
Neumann: Für Biden ist es eine schwierige Lage, weil Biden die Gewalt natürlich verurteilen muss. Natürlich muss er auch Trump in dieser Lage unterstützen. Auf der anderen Seite bleibt er sein Gegner.
Biden wird Unterstützern wie Neuwählern signalisieren: Schaut, das ist passiert, weil unsere Gesellschaft so gespalten und polarisiert ist! Die Leute sollen selbst erkennen, dass die Ursache dafür Trump ist. Biden wird sich weiter präsentieren als der Kandidat der für Zusammenhalt, nicht für Spaltung steht.
Mehr kann er politisch im Moment nicht tun. Ich glaube, dass Biden davon auch zutiefst überzeugt ist. Schon 2020 hat er mit der Begründung kandidiert, die Gesellschaft brauche jemanden, der zusammenführt, nicht spaltet.
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