In Düsseldorf wird Platz für Helena Curtens und Agnes Olmans geschaffen

Index

In Düsseldorf wird Platz für Helena Curtens und Agnes Olmans geschaffen

In der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens, Düsseldorf, entsteht ein neues Projekt, das die Geschichte zweier Frauen in den Vordergrund stellt. Helena Curtens und Agnes Olmans, zwei Persönlichkeiten, die maßgeblich zur Stadtgeschichte Düsseldorfs beigetragen haben, sollen nun einen eigenen Platz erhalten. Die Stadt Düsseldorf möchte damit ihre Wertschätzung für die Leistungen dieser beiden Frauen zeigen und ihre Erinnerung aufrecht erhalten. Ein wichtiger Schritt zur Sichtbarmachung von Frauen in der Stadtgeschichte, der die Vielfalt und Offenheit Düsseldorfs unterstreicht.

Düsseldorf schafft Platz für die Erinnerung an die Opfer der Hexenverfolgung

In Düsseldorf gibt es Straßen, die einen so schier ausufernden Namen haben, dass für sie extra lange Schilder angefertigt werden müssen. Ein Beispiel dafür ist der Helena-Curtens-und-Agnes-Olmans-Platz in Gerresheim, der, wie der Name ja schon sagt, keine Straße ist, an der Menschen eine Adresse haben.

Er dient eher der Erinnerung an ein Ereignis, und in diesem Fall war es weder ein schönes noch eines, das die Ortschaft schmückt. Denn es geht um den letzten Hexenprozess am Niederrhein, nach dem die beiden genannten Frauen am 19. August 1738 auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden.

Gerresheim ehrt die Opfer des letzten Hexenprozesses am Niederrhein

Gerresheim ehrt die Opfer des letzten Hexenprozesses am Niederrhein

Helena war damals gerade einmal 16 Jahre jung, die dreifache Mutter Agnes 48. Vor zwölf Jahren erhielt der etwas unscheinbare, dann aber immerhin sanierte Platz an der Ecke Dreherstraße/Schönaustraße seinen heutigen Namen. Gerresheimer Bürger und die Bezirksvertretung 7 hatten sich dafür starkgemacht, die Opfer der Hexenverfolgung moralisch zu rehabilitieren.

Mit dem Gedenken an die Opfer sollte zugleich daran erinnert werden, dass Menschen durch Gewalt und Verfolgung kein Leid zugefügt werden darf („für alle Gequälten und Ausgestoßenen“). In der Mitte des Platzes wurde bereits 1989 ein von Gabriele Tefke gestalteter Gedenkstein, aus Anröchter Dolomit gehauen und aufgestellt.

Den beiden Frauen wurde 1737 in dem verschlafenen kleinen Städtchen östlich von Düsseldorf der Prozess gemacht. Olmans Tochter Sibilla, ebenfalls verdächtig, hatte Glück, sie kam frei. Den Frauen wurde vorgeworfen, mit dem Teufel einen Pakt abgeschlossen, gar Geschlechtsverkehr mit ihm gehabt und obendrein Hostien geschändet zu haben.

Als Beweise dienten Richter Johann Sigismund Schwarz unter anderem Schneckenhäuser, die Helena Curtens „ausgeworfen“ haben soll. Helena hatte den Prozess selbst in Gang gebracht, nahm sie doch „Geistererscheinungen“ wahr. Schon vor ihrer Verhaftung beschuldigte Curtens auch die Nachbarin Agnes Olmans der „Buhlschaft mit dem Schwarzen“, also des geschlechtlichen Verkehrs mit dem Teufel.

Während das Mädchen auch sich selbst beschuldigte, stritt Agnes Olmans alle Vorwürfe ab und war bereit, sich einer Hexenprobe durch Eintauchen ins Wasser zu unterziehen. Doch das Gericht lehnte ab, da diese Anwendung laut Gerichtsordnung nicht mehr gestattet war.

Der „Hexenstein“ auf dem Helena-Curtens-und-Agnes-Olmans-Platz erinnert an die Opfer der Hexenverfolgung. Richter Schwarz, als scharfer Hund bekannt, erhielt nach der Verbrennung die von ihm erhoffte Beförderung. Und das alles in Zeiten der Aufklärung. Gerresheim erlangte in den Geschichtsbüchern eine traurige Berühmtheit, denn der beschriebene Hexenprozess soll der letzte seiner Art im Rheinland und dem weiteren Umfeld gewesen sein.

Lange wurde der Mantel des Schweigens über die Ereignisse gelegt. Erst 1987, als die Hexenverbrennung auf einem Karnevalsorden thematisiert wurde, erinnerte man sich daran. Noch 2011 scheiterte eine öffentliche Rehabilitierung von Helena Curtens und Agnes Olmans im Düsseldorfer Stadtrat.

In Gerresheim stellte man sich schon vorher der Vergangenheit. Und ließ auch in der Folgezeit damit nicht nach. So gab es 2013 eine vom Stadtarchiv organisierte Vortragsreihe, die später in Buchform zusammengefasst wurde. Darin wurde der Prozess noch einmal aufgerollt, die Rolle von Richter Schwarz hinterfragt.

Ein weiteres Kapitel beschäftigt sich mit Hexenglaube und -verfolgung in der Geschichte und zeigt auf, wie der Vorwurf der Hexerei bis in die Gegenwart hinein instrumentalisiert wird, um andere Menschen zu diskreditieren. Den Umgang mit Hexerei im Herzogtum Jülich während der Regierungszeit von drei Herzögen im 16. und 17. Jahrhundert – von Skepsis über Aberglaube bis zu politischem Missbrauch – dokumentiert der dritte Aufsatz.

Fazit: Die Landesherren benutzten ihre Macht, über Leben und Tod entscheiden zu können, vor allem als Beleg ihrer Unabhängigkeit. Zum Abschluss gibt es eine Abhandlung über die Neuerfindung von Hexen in der Moderne. Dort wird das Klischeedenken beschrieben, es geht zum Beispiel auch um die NS-Zeit, als Heinrich Himmler Horden von Historikern beschäftigte, um eine Hexenkartothek anzulegen, die belegen sollte, dass die Kirche die Alleinschuld an der Verfolgung trage.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up