Kaarst: Ein ukrainisch-palästinensisches Paar erlebt den Krieg
In der nordrhein-westfälischen Stadt Kaarst leben Olena und Ahmed, ein Pärchen mit ukrainischen und palästinensischen Wurzeln. Ihre Geschichte ist geprägt von Krieg und Flucht. Als der Konflikt in der Ukraine eskalierte, floh Olena nach Deutschland, um ihrem Lebenspartner Ahmed zu folgen, der bereits seit Jahren in Kaarst lebte. Doch die Traumatisierungen der Vergangenheit lassen sie nicht los. Die Erinnerungen an die Gewalt und Zerstörung in ihrer Heimat sind noch immer präsent. Wie sie den Krieg erlebt haben und wie sie heute in Kaarst leben, erfahren Sie in unserer Reportage.
Ein gemeinsames Schicksal: Von der Ukraine nach Deutschland geflohen
Das Ehepaar Boiko und Abed hat sein Leben nicht so vorgestellt. Doch von Anfang an haben sie sich in einer Universität in der Ukraine kennen und lieben gelernt. Hanna Boiko, Ukrainerin, und ihr Mann Salah Abed, aus Palästina stammend, haben sich im März 2022 vor dem Krieg in der Ukraine geflohen.
Die Bomben waren überall. Wie aus dem Nichts war plötzlich Krieg. Es war furchtbar, erinnert sich Hanna Boiko. Die kleine Familie packte binnen kürzester Zeit die wichtigsten Dinge zusammen und schaffte es, mit einem Bus über Polen nach Deutschland zu fliehen.
Wir sind hier in Kaarst bei der Stadt sehr herzlich aufgenommen worden und man hat sich von Anfang an sehr gut um uns gekümmert, freut sich das Ehepaar. Sie waren endlich in Sicherheit.
Von der Ukraine nach Deutschland: Ein neues Leben
Es war sehr schwer für mich, meine Mutter und meinen Bruder in der Ukraine zurückzulassen. Mein Bruder durfte als ukrainischer Mann das Land nicht verlassen und meine Mutter konnte es nicht aufgrund ihrer schweren Krebserkrankung, erklärt Hanna Boiko.
Das Ehepaar hat einen Account errichtet, um Spenden für die Menschen im Gazastreifen zu sammeln. Auf ihrer Instagram-Seite Dr.Hanna.Abed findet man alle weitere Informationen zu dieser Aktion und Informationen zu den aktuellen Geschehnissen im Gazastreifen.
Das Drama im Gazastreifen
Wir saßen vor dem Fernseher, haben die Nachrichten gesehen und die Welt nicht mehr verstanden, gibt Abed offen zu. Seine gesamte Familie lebt in Palästina. Seine Großeltern, seine Eltern, sieben Brüder mit ihren Frauen und Kindern sowie zwei Schwestern mit ihren Männern und Kinder befinden sich aktuell mitten im Gazastreifen.
Mein Opa hatte sich das Bein gebrochen und mein Bruder ist mit ihm ins Krankenhaus gefahren, sagt Abed mit gebrochener Stimme. Sein Opa berichtete ihm von Männern, die hereinkamen und alle jungen Männer ins Gefängnis gebracht hätten. Meinen Opa haben sie frei gelassen, aber von meinem Bruder fehlt bis heute jede Spur, so Abed.
Salah Abed wisse nicht einmal, ob sein Bruder noch am Leben sei. Er zeigt Bilder von einem Zelt, in dem seine restliche Familie untergekommen ist. Vor dem Zelt liegen tote Menschen auf der Straße, um die sich niemand kümmert und die niemand wegräumt, wie er sagt. Dazwischen seine Nichten und Neffen mit dem Rest seiner Familie. Meine Familie ist seit dem 7. Oktober achtmal ‚umgezogen‘. Achtzig Prozent von Gaza sind zerstört.
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