Kult-Serie Stromberg erreicht das 20-jährige Jubiläum

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Kult-Serie Stromberg erreicht das 20-jährige Jubiläum

Die deutsche Fernsehlandschaft kann sich glücklich schätzen, dass sie eine Serie wie Stromberg hervorbringen konnte. Die von Rolf Silber entwickelte Sitcom hat sich über die Jahre zu einem Kultklassiker entwickelt und feiert in diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum. Die Geschichte des sympathischen, aber auch äußerst ungehobelten Büroangestellten Ernst Stromberg hat Millionen von Zuschauern in ihren Bann gezogen und wird auch nach zwei Jahrzehnten nicht alt. Wir nehmen den runden Geburtstag zum Anlass, um auf die Erfolgsgeschichte von Stromberg zurückzublicken und die Gründe für den anhaltenden Erfolg dieser Kult-Serie zu analysieren.

Kultserie Stromberg feiert 20-jähriges Jubiläum: Ein Meisterwerk des Lachens

Theoretisch war er ganz anders; einer wie du und ich, nur deutlich besser. Auf allen Ebenen. Als Kreuzung aus Brad Pitt und St. Martin sah sich Bernd Stromberg, bloß nach seiner Scheidung einsam wie Gott. Ein Freund flacher Hierarchien, mit stets zwei, drei offenen Ohren für den Mitarbeiter. Philosophisch, progressiv, kompetent, galant, unübertroffen empathisch. Das Meeenschliche, betonte Bernd Stromberg gern, sei für ihn zentral.

Der schlechteste Chef der Welt

Der schlechteste Chef der Welt

Praktisch allerdings kam er selten bis nie dazu, und diese kolossal klaffende Kluft zwischen seiner Selbst- und Fremdwahrnehmung machte die Pro-Sieben-Serie Stromberg vor 20 Jahren zum wahren Ereignis. Bernd Stromberg, als einer von zwei Leitern der Abteilung Schadensregulierung der Capitol-Versicherung zuständig für die Kunden mit Nachnamen M bis Z, ist der schlechteste Chef der Welt.

Eines Tages, so die Prämisse der Serie, eröffnet sich ihm die Chance, ganz groß rauszukommen als Star einer Dokumentation über den Alltag in einem ganz normalen deutschen Büro. Vor laufender Kamera überdreht Stromberg immer weiter – und erzeugt ein einmaliges Gefühlschaos aus totaler Fremdscham und enormer Belustigung fast wider Willen.

Ein Meisterwerk der Komödie

Ein Meisterwerk der Komödie

Die Doku-Parodie (Mockumentary), deutlich inspiriert vom BBC-Erfolg The Office, wirkt wie das bessere Original. Besser, weil böser. Zu verdanken ist das dem Quartett aus Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst, Autor Ralf Husmann, Regisseur Arne Feldhusen – und Bjarne Mädel in seiner ersten großen Rolle als Büro-Depp Ernie Heisterkamp. Stromberg ist ein Gesamtkunstwerk, von der Kulisse der Siebzigerjahre-Hochhäuser des Kölner Technologieparks Braunsfeld bis hin zu den Mini-Szenen von altersschwachen Druckern, welkenden Topfpflanzen, fürchterlichem Filterkaffee.

Das Spiel von Herbst in der Rolle seines Lebens

Das Spiel von Herbst in der Rolle seines Lebens

Kinder, ganz kurz mal eben – Kommt Stromberg zurück ins TV? Schauspieler Herbst in der Rolle seines Lebens Geradezu hypnotisch aber macht Stromberg das Spiel von Herbst in der Rolle seines Lebens. Praktisch jede Wortmeldung des Hauptdarstellers ist wie ein Autounfall, ein Raketenstart, eine Brückensprengung: Man kann Augen und Ohren nicht abwenden, wenn Stromberg schwadroniert über all jene, die ja praktisch auch Menschen seien, irgendwie.

Schließlich habe er so ein großes Herz für die ganzen Randgruppen: Behinderte, Schwule, Frauen…. Gern denkt er laut: Blind ist glaube ich am schlimmsten – dann lieber taub, oder eine Hand weg. Ein Brustverlust bei Frauen sei sicher auch nicht schön. Rollstuhl sei etwa wie taub, nur dass man mehr mitkriegt….

Tabubrüche im Minutentakt

Tabubrüche im Minutentakt

Jede Abweichung von der Norm (männlich, hetero, weiß) kommentiert er mit Sprüchen, die inhaltlich jenseits von Gut und Böse sind, aber herrlich kreativ. Etwa: Früher haben halt die Männer im Team das Mammut erlegt, während die Frauen im Wald herumgeschlendert sind und Himbeeren gepflückt haben. Apropos: Stromberg, der gleich in der ersten Szene beim Porno-Konsum im Büro erwischt worden war, sexualisiert eine Kollegin nach der anderen – verbal und auch mit Grabschereien.

Ein Kult, der nicht vergehen wird

Ein Kult, der nicht vergehen wird

Lange faszinierte das die Fans; zwischen 2004 und Anfang 2012 ganze 46 Folgen von Stromberg; beinahe parallel lief in der Sendung “Switch Reloaded” die im Dritten Reich angesiedelte durchgeknallte Parodie “Obersalzberg” mit Michael Kessler als Hitler. Der letzte Akt war Anfang 2014 “Stromberg - Der Film” im Kino.

Dass Stromberg je auf Sendung ging, kann man als mittelgroßes Wunder sehen. Wobei Herbst einmal im RP-Interview betonte, er beurteile die Serie als ziemlich gesellschaftspolitisch. Ausschnitte daraus würden genutzt, um Manager zu coachen. Um zu zeigen, wie es geht – und wie nicht.

Zum Kult wurde die Serie, weil Büroarbeiter aller Art – in Versicherungen, Banken, Ämtern, Verwaltungen von Firmen aller Art und Größe – vieles wiedererkannten. Kantinen und IT-Probleme gibt es fast überall, Klatsch und Tratsch sowie die Archetypen erst recht: Den planlosen Chef, den Deppen, den Faulenzer, das fleißige Bienchen, den Ehrgeizling.

Parallelen zu Trump

Zur Wahrheit gehört, dass Stromberg in einer anderen, entspannteren Zeit lief. Dem Publikum traute man zu Recht zu, dass es begriff: Mit all den verbalen Blutgrätschen heischte kein Comedian um Aufmerksamkeit, sondern eine fiktive Kunstfigur. Und zwar eine selten erbärmliche: Stromberg ist ein lebendes Fossil, aber beileibe kein T-Rex. Bloß ein Gift und Galle spuckender Goldkettchenträger. Ein Menschenfeind mit Manierismen en masse, der beim Mobbing munter mitmacht. Ein mittelaltes weißes Würstchen mit Halbglatze und Klobrillenbart.

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

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