Meerbusch macht Geschichte: Der große Streit um den Nauenhof

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Meerbusch macht Geschichte: Der große Streit um den Nauenhof

In der rheinischen Stadt Meerbusch tobt ein Streit, der die Gemüter der Bürger erheblich bewegt. Es geht um den Nauenhof, ein historisches Gelände, das für viele Einwohner von großer Bedeutung ist. Die Pläne für eine umstrittene Bebauung des Areals haben zu heftigen Protesten geführt. Die Befürworter sehen in der Neuentwicklung eine Chance für die Stadt, während die Gegner befürchten, dass die Geschichte und die Identität Meerbuschs verloren gehen könnten. Wir werfen einen Blick auf die Hintergründe des Konflikts und die Argumente der Beteiligten.

Der Nauenhof: Ein Bauernhof voller Intrigen und Streitigkeiten

Der Nauenhof liegt heute friedlich in einer Kurve gegenüber des Hauses Latum, aus Richtung Ossum kommend kurz vor dem gleichnamigen Ortsteil von Lank. Aber der Friede täuscht. Die Geschichte des Bauernhofes war im 18. Jahrhundert von jahrelangem Zwist zwischen den Nachbarn geprägt.

Der Erbpächter Johann Christoph von Backum

Der Erbpächter Johann Christoph von Backum

Verursacher der Auseinandersetzung war Johann Christoph von Backum, der auf dem Haus Latum saß und 1714 Erbpächter der Kölner Hofkammer werden wollte. Die Hofkammer war eine Verwaltungsbehörde, die sich um die Besitzungen und Einkünfte des Kölner Erzbischofs als Kurfürst von Köln kümmerte.

Die Hofkammer befürwortete die Idee des Vogt-Majors von Aachen und schuf damit zunächst Fakten. Nun aber schwärzte der bisherige Pächter Heinrich Sassen, der seine Position bedroht sah, den adeligen Nachbarn beim Domkapitel an, das seinerseits 1715 intervenierte und befürchtete, dass das Gut auf dem Wege der Erbpacht dem Kurfürsten entfremdet werden würde.

Der Fälscher von Osterath

Der Fälscher von Osterath

Das Domkapitel argwöhnte, dass „diese von euch erschlichene Verfügung zu ewerem unfehlbahr mercklichen Schaden gereichen dörffte“, und meinte damit den Landesherrn.

Der Pächter warf in seiner Not von Backum vor, er wolle die Besitzungen mit seinen Gütern vermischen, was das Domkapitel alarmiert hatte. Der Freiherr hingegen zeigte sich erbost, dass man, ohne ihn anzuhören, „einem Bawren“ Glauben schenke.

Der Streit um den Nauenhof

Der Streit um den Nauenhof

Trotz der Auseinandersetzung hatte von Backum den Hof in seine Hand gebracht und den Pächter zu St. Martin 1716 genötigt, das Gut zu verlassen. Der klagte nun, man habe ihn und seine Familie mitten im Winter mittellos aus ihrem Heim vertrieben, und verlangte Entschädigungen für seine Aufwendungen zum Erhalt des Hofes in den letzten 25 Jahren.

Bei ihrem Auszug ließ die Familie lediglich einen eisernen Ofen im Haus zurück. Auch für von Backum war der Disput noch nicht beendet, erst Ende 1724 hielt er den begehrten Erbpachtbrief in Händen, weil sich die Querelen zwischen Hofkammer und Domkapitel dahinschleppten und zeitweise sogar eingeschlafen waren, ohne ein Ergebnis zu zeitigen.

Der Neubau des Hofes

Mit dem Erbpachtbrief in der Hand begann von Backum schließlich 1725 mit dem Neubau des Hofes. Rund 700 Reichstaler – fast das Neunfache der jährlichen Erbpacht – hatte von Backum dafür veranschlagt. Deshalb war übrigens auch die Hofkammer mit der Erbpacht einverstanden, denn sonst wären ihr diese Kosten zur Last gefallen.

Der Nauenhof liegt mit Wohnhaus, Scheune und Backhaus um 1795 neben dem Adelssitz Haus Latum inmitten von Feldern am Ortsrand von Latum. An der Hofseite ist immer noch das Fachwerk zu erkennen. An anderen Stellen – besonders in Bodennähe – wurde es im Laufe von drei Jahrhunderten durch Mauerwerk ersetzt oder verblendet.

Der zweite Zwist

Der zweite Zwist verursachte Johann Christoph von Backums Nachkomme Rudolf Constans von Geyr-Schweppenburg. Dieser war Ende des 18. Jahrhunderts in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und verkaufte den Nauenhof 1787 an seinen Pächter Andreas Wellen.

Eine Klausel des Kaufvertrages sah allerdings eine Wiedereinlöse innerhalb von 20 Jahren vor, was nicht unüblich war. Diese Karte zog aber bald dessen Sohn Ferdinand, der eigentlich Domherr zu Lüttich war. Die Eltern hatten ihm das Recht zu Wiedereinlöse übertragen.

Allerdings fehlte dem jungen Freiherrn das nötige Kleingeld, das er sich unter anderen beim Schwiegervater Wellens lieh. Die Rückzahlung der 8.275 Reichstaler – einer ausgesprochen stolzen Summe – sollte aus jährlichen Holzverkäufen bewerkstelligt werden.

Der erste Verkauf wurde im Dezember 1791 angesetzt und spülte tatsächlich die vorgesehene Rate von 1.000 Reichstalern in die Kassen. Aber offenbar muss von Geyr entgegen den Verkaufsbedingungen Bezahlungen selbst eingenommen haben, sodass Wellen, der vom Eigentümer wieder zum Pächter geworden war, schließlich im Namen seines Schwiegervaters den legendären Pastor Wilhelm Jacobs von der Kanzel herab verkünden ließ, dass jeder, der noch Zahlungen an von Gyer zu leisten habe, ausschließlich an ihn zahlen dürfe.

Die Forderung nach Widerruf

Ferdinand von Geyr reagierte wutentbrannt auf die „beständigen eigenmächtigen Quatularien, Grossprechereien und öffentlichen Verleumdungen von euch und eurem Schwiegervater“ und forderte einen öffentlichen Widerruf. Allerdings hatte er wohl übersehen, dass Wellen und Schmitz einen gerichtlichen Titel in der Hand hatten.

In der Folge bestellte von Geyr seinen Pächter zur Generalabrechnung am 30. Dezember 1791, was bedeutet, dass er Wellen die Pacht aufgekündigt hatte und dieser den Nauenhof verlassen musste.

Wellens Schwiegervater ging auf Nummer sicher und ließ den nächsten Holzverkauf so ankündigen, dass der Zahltag auf Fastnacht 1792 bestimmt wurde. Zu diesem Termin wolle er persönlich aus dem bergischen Egen nach Latum auf den Nauenhof kommen, um die Zahlungen in Empfang zu nehmen. So sicherte er sich die Gelder.

Die Geschichte des Nauenhofes ist eine Geschichte voller Intrigen und Streitigkeiten. Doch sie ist auch eine Geschichte von Erbpacht, Intrigen und Geld. Der Nauenhof in Meerbusch – ein Bauernhof mit einer reichen Geschichte.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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