Mönchengladbach: Ulrich Clancett fordert im Denkanstoß erneut mehr Respekt
In der Diskussion um die Zukunft des Fußballs in Mönchengladbach hat Ulrich Clancett, Vorsitzender des Beirats der Borussia, erneut seine Stimme erhoben. Im Denkanstoß, einem Format der lokalen Zeitung, forderte er mehr Respekt für die Spieler, Trainer und Funktionäre des Vereins. Clancett kritisierte die fehlende Achtung gegenüber den Akteuren des Vereins und forderte eine bessere Kommunikation zwischen den Verantwortlichen und den Anhängern. Der Vorsitzende des Beirats betonte, dass nur durch eine solche Annäherung der Verein wieder zu alter Stärke finden könne.
Die Sprachlosigkeit politisch Verantwortlicher
In den letzten Tagen ist mir besonders aufgefallen: Die offensichtliche Sprachlosigkeit politisch Verantwortlicher. Konkrete Fragen werden nicht beantwortet – stattdessen hübsch gelernte Betroffenheitstexte abgespult.
Ein Beispiel: In der Aktuellen Stunde des WDR fragt der Moderator nach den zeitlichen Abläufen des unsäglichen Verfahrens rund um den Solinger Mörder. Am anderen Ende der Leitung die zuständige Landesministerin. Antwort: Eine Minute Betroffenheitstext. Wiederholung der Frage: Was ist in den fraglichen drei Monaten passiert? – Antwort: Das europäische Asylrecht… Nochmalige Wiederholung: Was ist in den drei Monaten passiert? Antwort… Das wiederholt sich dann noch mehrfach und treibt im ansonsten abgeklärten Profi-Moderator die Wut hoch.
Ich frage mich: Ist es so schwer, auch einmal zuzugeben, dass man etwas nicht weiß, dass man vielleicht auch kaum Verständnis für die Abläufe im eigenen Haus hat? Stattdessen: Weiterschieben auf die jeweils andere Ebene: die Kommunen, den Bund, Europa und überhaupt.
Die fundamentale Verunsicherung unserer Gesellschaft
Gerade in Zusammenhang mit den Solinger Geschehnissen war es schon erschreckend festzustellen, wie aussagelos Verantwortungsträger vor Mikrofone und Kameras treten. Vielleicht symptomatisch für die fundamentale Verunsicherung unserer Gesellschaft: Am besten gar nichts mehr sagen – sonst eckst du an und es wird unangenehm.
Klar: Wer den Kopf aus dem Fenster hält, muss mit Wind rechnen. Das aber ist der Effekt, der unweigerlich mit der Übernahme von Verantwortung verbunden ist. Das kann auch schon einmal unangenehm werden.
Das Fehlen von Respekt
Ein Phänomen, das sich wie ein roter Faden durchzieht: Vom Kegelclub, der Straßengemeinschaft, dem Schützen- oder Sportverein, politischen Parteien und Kirchen bis hin zu den Gremien unserer Demokratie. Menschen tun sich immer schwerer, überhaupt noch Verantwortung für irgendetwas zu übernehmen. Wegducken ist auf allen Ebenen angesagt – und das führt dann zu solch merkwürdigen Interview-Verläufen.
Was für meine Begriffe mit dieser sehr bedenklichen Entwicklung korrespondiert: ein ebenfalls zu beobachtender grassierender Schwund an gegenseitigem Respekt. Der greift gesamtgesellschaftlich immer mehr um sich – das bekommen dann in erster Linie Menschen zu spüren, vor denen ich nach wie vor Respekt habe: Lehrerinnen und Lehrer, Rettungskräfte, Polizistinnen und Polizisten, Feuerwehrleute, Politikerinnen und Politiker in leitender Verantwortung, Vereinsvorsitzende, Künstlerinnen und Künstler…
Ein Aufruf zu mehr Respekt
Und dann formiert sich langsam aber sicher ein Bild: Warum soll ich eigentlich noch überhaupt etwas in der Öffentlichkeit sagen, den Kopf aus dem Fenster stecken, wenn ich im nächsten Augenblick mit einem Sturm der Respektlosigkeit rechnen muss. Das Internet und die sogenannten Sozialen Netzwerke tun ihr übriges dazu, dass die Respektlosigkeiten weitgehend konsequenzlos verbreitet werden können.
Was angesichts dieser desaströsen Lage, die sich in solchen Symptomen zeigt, mein Denkanstoß ist? – Sprecht mal wieder miteinander, beschäftigt euch miteinander und erkennt auch die eine oder andere Leistung eures Gegenübers an. Auch wenn man selbst dafür lächerlich gemacht wird – wagt wieder mehr Respekt und begleitet das durch persönliche Kommunikation. Das fängt ganz klein an – in der Familie, der Nachbarschaft…
Und ich bin davon überzeugt, wenn wir uns so den Schreihälsen von den politischen Rändern entgegenstellen – ohne Geschrei, ganz einfach mit Respekt, dann werden wir auf lange Sicht überzeugen. Dazu braucht es natürlich Durchhaltevermögen und Rückgrat. Aber es wird funktionieren.
— Ulrich Clancett, Regionalvikar und Pfarrer in der GdG Jüchen.
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