Neuss: Evangelischer Präses vergleicht Kirche mit dem ZDF - Eine ungewöhnliche Äußerung von Oberkirchenrat Dr. Peter Steinbrecher

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Neuss: Evangelischer Präses vergleicht Kirche mit dem ZDF - Eine ungewöhnliche Äußerung von Oberkirchenrat Dr. Peter Steinbrecher

In einer überraschenden Äußerung hat der Evangelische Präses, Oberkirchenrat Dr. Peter Steinbrecher, die Kirche mit dem ZDF verglichen. Der oberste Repräsentant der Evangelischen Kirche im Rheinland äußerte sich in diesem Zusammenhang auf einer Konferenz in Neuss. Die ungewöhnliche Vergleich hatnun für Erstaunen und Kritik gesorgt. Was genau der Oberkirchenrat mit dieser Äußerung meinte und welche Konsequenzen diese haben könnte, erfahren Sie in unserem Artikel.

Neuss: Kirche und ZDF - Oberkirchenrat Dr. Peter Steinbrecher vergleicht die beiden

„Deutschland, wie hältst du es mit Religion und Kirche?“ – so lautete die Überschrift des Augustinusforums am Dienstagabend. Das Thema war aktuell wegen der unlängst veröffentlichten Studie der evangelischen und der katholischen Kirche.

An der Podiumsdiskussion beteiligt waren die Religionswissenschaftlerin und Autorin Regina Laudage-Kleeberg („Obdachlos katholisch“), Thorsten Latzel, Präses der evangelischen Kirche im Rheinland, Professor Jan Loffelt, Praktischer Theologe an der Universität Tilburg und als Moderator Ingo Brüggenjürgen, bis vor kurzem Chefredakteur des Dom-Radios in Köln.

Diskussion im Neusser Augustinusforum: Kirche und Glaube im Wandel

Diskussion im Neusser Augustinusforum: Kirche und Glaube im Wandel

Die eigentlichen Diskussion vorgeschaltet war eine kurze und kleine Fragerunde mit der evangelischen Pfarrerin Nadine Appelfeller, der Pastoralreferentin Christina Winkler und dem Geschäftsführer der Augustinus-Gruppe, Andreas Degemann.

„Es gibt immer weniger Menschen, die bereit sind, sich in der Kirche zu engagieren. Und auch die Zahl der Gottesdienstbesucher nimmt ab“, erklärte die evangelische Theologin. Die Kasualien spielten allerdings immer noch eine große Rolle. Auch der ökumenische Kinderbibeltag werde sehr gut angenommen.

Experten warnen vor Änderung des Grundgesetzes

Thorsten Latzel versuchte und schaffte den Spagat zwischen tiefer Betroffenheit und einer Spur von Optimismus als Reaktion auf die Studie. Bleiben Menschen, die aus der Kirche austreten, trotzdem religiös? Latzel verneinte dies: „Mit der Kirchenbindung geht auch die Religiosität zurück.“ Er suchte das Positive, nannte in diesem Zusammenhang den Religionsunterricht an den staatlichen Schulen: „Das ist keine Selbstverständlichkeit.“

80 Prozent hatten bei der Umfrage zu verstehen gegeben, dass sich an der Kirche viel ändern müsse. Der Präses weiß das. Und er hofft, dass möglichst bald evangelische und katholische Christen gemeinsam am Abendmahl teilnehmen dürfen. Die Ergebnisse der Umfrage wertet er als Weckruf. Und: „Wir haben einen Vertrauensverlust – und einen Relevanzverlust.“

Kirche kämpft gegen die Austrittswelle

Regina Laudage-Kleeberg mahnte, den Austritt so vieler Christen ernst zu nehmen. Sie gehöre zu einer Institution, zu der sie eigentlich nicht dazugehören möchte: „Ich bin noch nicht aus der Kirche ausgetreten und ich fühle mich im Glauben zutiefst geborgen“, sagte sie.

Thorsten Latzel verglich die Kirche mit dem ZDF: „Wir sind das ZDF und die Leute gucken zunehmend Netflix.“ Professor Jan Loffelt schätzt die Einstellung zur Kirche so ein: „Der liebe Gott kann vorkommen und wenn nicht, fehlt er auch nicht.“ Und: „Eine Gesellschaft ohne Gott wäre nicht die Hölle.“

Der Präses machte auf folgendes aufmerksam: „Wenn die zwei großen Religionen nicht wären, würde der soziale Kitt in der Gesellschaft fehlen.“ Er lobte in diesem Zusammenhang den lebendigen Gottesdienst.

Regina Laudage-Kleeberg sagte: „Die Leute sehnen sich danach, über ihren Glauben zu sprechen. Und sie lieben die katholische Liturgie sehr.“ Ihre Idee: „Es müsste Gottesdienste geben für Menschen, die aus der Kirche ausgetreten sind. Ich glaube, die wären gut besucht.“

Das Thema „Missbrauch“ wurde auch diskutiert. Jan Loffelt steuerte folgenden Gedanken bei: „Die Opfer müssen im Mittelpunkt stehen. Sie dürfen nicht den Eindruck bekommen, es gehe der Kirche nur um ihren Selbsterhalt.“ Dem stimmte Laudage-Kleeberg ausdrücklich zu. Ingo Brüggenjürgen hält es für immens wichtig, Vertrauen zurückzugewinnen: „Die Menschen dürfen nicht glauben, das sei alles ein Haufen, dem sie nicht vertrauen können.“

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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