Selbsttest auf Rollator- und Demenzparcours in Schwalmtal macht Erkenntnisse

Index

Selbsttest auf Rollator- und Demenzparcours in Schwalmtal macht Erkenntnisse

In der Gemeinde Schwalmtal wurde ein eingehender Selbsttest auf einem speziell eingerichteten Rollator- und Demenzparcours durchgeführt. Ziel dieser Aktion war es, die Barrieren und Herausforderungen zu identifizieren, die Menschen mit Rollstuhl oder Rollator oder denen, die an Demenz leiden, im Alltag begegnen. Die Ergebnisse dieses Selbsttests haben wertvolle Erkenntnisse geliefert, die nun dazu beitragen sollen, die Infrastruktur und Dienstleistungen in Schwalmtal zu verbessern und eine bessere Teilhabe für alle Bürger zu ermöglichen.

Erlebnisparcours für Jung und Alt: Selbsttest auf Rollator und Demenzparcours in Schwalmtal

Am Donnerstag, 19. September, wird der Waldnieler Marktplatz zum großen Erlebnisparcours für Jung und Alt. Beim Mobilitätstag der Gemeinde können die Besucher am eigenen Leib erfahren, wie es beispielsweise ist, alt zu sein oder wie eingeschränkt die Sicht bei einem Rausch ist.

Mobilitätstag in Schwalmtal: Rollator und Demenzparcours für gesunde Menschen

Mobilitätstag in Schwalmtal: Rollator und Demenzparcours für gesunde Menschen

Insgesamt 22 Stationen werden von 16 bis 20 Uhr zu finden und vor allem auszuprobieren sein. Auch ein Pedelec- und ein Demenz-Parcours werden aufgebaut. Grund genug, dass wir zwei der Stationen einmal im Vorfeld selbst testen.

Ich habe mir den Demenz-Parcours und einen speziellen Parcours für die Fahrt mit einem Rollator herausgesucht. Ich bin weder dement noch körperlich irgendwie eingeschränkt. „Das wird also eine Klacks“, denke ich noch auf der Hinfahrt. Dass ich eine halbe Stunde später mit einem Rollator regelrecht den Marktplatz bekämpfen werde, ahne ich da noch nicht.

Erkenntnisse durch Erleben: Selbsttest auf Rollator und Demenzparcours in Schwalmtal

Erkenntnisse durch Erleben: Selbsttest auf Rollator und Demenzparcours in Schwalmtal

Im Haus Görissen angekommen, begrüßen mich Barbara Wenzel, Seniorenbeauftragte der Gemeinde Schwalmtal, und Alexandra Vahlhaus, Schwalmtals ehrenamtliche Beauftragte für Menschen mit Handicap. „Wollen wir direkt mit dem Demenz-Parcours starten?“, fragt Barbara Wenzel. Natürlich will ich, ich bin gespannt, was mich jetzt erwartet.

Auf dem Tisch stehen drei Holzboxen. Alle drei haben hinten einen schrägen Spiegel stehen, durch den ich auf das Innenleben schauen kann. Der Blick ist absichtlich indirekt, was da in der Box liegt kann ich ansonsten gar nicht sehen. Auto und Strecke sind nur durch den Spiegel zu sehen. Die Strecke exakt abzufahren ist gar nicht so leicht.

In der ersten Box muss ein Spielzeugauto über eine aufgemalte Strecke zum Ziel gefahren werden, das zunächst erürfelt wird. Die Zahlen der Ziele sind nur schwer zu erkennen, sind sie doch hellgelb auf weiß. „Menschen mit Demenz haben Probleme mit Kontrasten. Das ist hier nachempfunden“, erklärt die Seniorenbeauftragte.

Ich greife mir den nur durch den Spiegel zu sehenden kleinen Plastiksmart und steuere los. Vorne ist aber plötzlich hinten, rechts aber immer noch rechts – verwirrend. „Und genauso verwirrt sind Menschen mit Demenz. Das ist schnell frustrierend“, sagt Wenzel.

Immerhin, das Auto kommt kaum vom Weg ab und erreicht sein Ziel. Aber nur mit enormer Konzentration ist das möglich. Auf zur nächsten Box. „Hier müssen Sie nur eine Sonne malen“, werde ich aufgefordert. Wieder ist nur der Blick durch den Spiegel möglich. Der Kreis gelingt noch ganz gut, aber unsere Sonne hat ein Gesicht. Augen, Mund und auch die Strahlen machen mein Bild vielleicht zu einem preisgekrönten Meisterwerk – aber dann doch eher der bizarren Kunst.

Man muss sicher nicht darauf hinweisen, dass die Vorlage die rechte Sonne ist. Spiegelverkehrt zu zeichnen, erfordert eine hohe Frustrationstoleranz.

An Box drei muss ich endgültig die Segel streichen. Aus einer Glasschüssel soll ich mit einem Löffel Murmeln in kleine Becher füllen. „Kindergarten“, denke ich noch. Aber die Murmel will partout nicht auf den Löffel, weil ich diesen völlig falsch halte. Und das nur wegen des Blicks durch den Spiegel. „Darf ich die Hand dazunehmen? – „Machen Sie ruhig, das machen Menschen mit Demenz, die Erbsen essen auch immer wieder.“ Ich verstehe. „Wir müssen mit den Menschen mit Demenz einfach toleranter werden“, fordert Wenzel.

Mit diesem Parcours lernen gesunde Menschen, wie frustrierend einfachste Aufgaben werden können.

Rollator-Parcours: Ein Erlebnis für Gesunde

Rollator-Parcours: Ein Erlebnis für Gesunde

Draußen wurde derweil der Rollator-Parcours aufgebaut. „Oder wollen Sie den Rollstuhl nehmen?“, fragt Alexandra Vahlhaus. „Nein, das sieht mir dann doch zu krank aus“, sage ich und merke, wie ich selbst Menschen im Rollstuhl abwerte.

Meine Aufgabe jetzt: Mit dem Rollator einfach über den Marktplatz fahren, ein paar Hütchen umkreisen und ein paar größere Hindernisse überwinden. Mein Gott, ist der Marktplatz krumm und schief. Ohne Rollator hätte ich das nie bemerkt. Die sehr leichtgängigen Räder wollen überall hin, aber nicht in die Richtung, die ich einschlage. Wie bei einem schlechten Einkaufswagen eiert der rechte Vorderreifen ständig im Kreis. Jede minimale Kante lässt mich stocken. Wie soll das erst gehen, wenn ich gebrechlich bin?

Aber ich gebe nicht auf, Bremsen lösen und los geht’s. Als der Boden leicht nach links abschüssig wird, dreht der Rollator sofort nach links ab, dem Gefälle folgend. Na prima. Aber es gibt ein paar Tricks und Kniffe, die mir die Fahrt erleichtern. „Der Rollator muss natürlich richtig eingestellt sein, damit man aufrecht gehen kann“, das sagt mir Vahlhaus, nachdem ich mit krummem Rücken fest auf die Gehhilfe gestützt über den Platz geeiert bin.

Und direkt neben den Hinterrädern sind kleine Trittbretter, mit denen sich der Rollator am Vorderrad anheben lässt. Und wenn einen die Kraft verlässt, ist ein durch die Bremsen festgestellter Rollator auch eine prima Sitzgelegenheit. „Na toll, warum erfahre ich das erst jetzt?“, frage ich lachend.

An diesem Vormittag wird viel gelacht und der eine oder andere Spaß gemacht. Und genau darum geht es den Veranstaltern des Mobilitätstages auch. Mit viel Spaß und Freude aufmerksam machen und Verständnis wecken. Und bei der Fahrt mit dem Rollator oder auch dem Rollstuhl kann jeder Gesunde ganz einfach erleben, wie schwer es die haben, die wirklich darauf angewiesen sind.

InfoFakten zum Mobilitätstag:

Der Mobilitätstag in Schwalmtal ist am Donnerstag, 19. September von 16 bis 20 Uhr auf dem Marktplatz Waldniel. 22 Aussteller zeigen die unterschiedlichen Facetten der Mobilität. Neben zahlreichen Angeboten zur Mobilität von älteren Menschen, soll es auch eine Umfrage bei Jugendlichen zum ÖPNV geben. Dazu können die Besucher an zahlreichen Ständen selbst aktiv werden.

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Go up