Historische Dampflok auf Bergischer Runde
Am Solinger Hauptbahnhof nahm die historische Dampflok 38 2667 der Baureihe P8 aus dem Jahr 1918 ihre zahlreichen Fahrgäste auf – nicht etwa an Gleis neundreiviertel, wie Fans der Harry-Potter-Romane vielleicht erwarten würden.
Ein magischer Hauch umwehte die historische Eisenbahn, als sie wie von Zauberhand aufs Gleis gestellt, vor den Augen des Betrachters auftauchte – eingehüllt in ihren eigenen Dampf. Und auch stimmlich stellte sie mit einem ohrenbetäubenden Zischen jüngere Modelle locker in den Schatten.
Erster Einsatz seit 15 Jahren
Zum ersten Mal seit 15 Jahren schickte sich das rundliche Gefährt an, wieder über die Müngstener Brücke zu rattern. Das Eisenbahnmuseum Bochum-Dahlhausen stellte den historischen Dampfzug für die Sonderfahrten zur Verfügung.
Schon im Rahmen von Brückenfesten, die seit 1997 zu Ehren der Müngstener Brücke stattfinden, war die Dampflok der Baureihe P8 auf der Strecke unterwegs gewesen. Die letzte Fahrt der großen Dampflok hatte im Jahr 2009 stattgefunden. Eine kleine Lok fuhr 2022 wieder über die Brücke.
Ein Ausflug in die Geschichte des Bahnreisens
Die Rundfahrten fanden im Rahmen der Aktionen zum 650-jährigen Jubiläum der Klingenstadt statt – und das wollten sich die Eisenbahnfreunde aus der Region offensichtlich nicht entgehen lassen. Die vorab von der Stadt Solingen als Organisator online verkauften Tickets waren im rasanten Tempo vergriffen.
Kurzentschlossene jedoch konnten noch auf den Zug aufspringen – und kauften bei den stilecht in ihre dunkelblauen Uniformen mit roter Schärpe gewandeten Schaffnern ihre Tickets.
Ein Ausflug in die Vergangenheit
„Hier ist alles tipptopp, auch die Türen“, merkte Fahrgast Franz Kühn aus Langenfeld an – womöglich in Anspielung auf manch defekte, halbautomatische Schiebetür moderner Bahnen. „Bei mir weckt das hier nostalgische Gefühle“, verriet er, während sich der Zug leicht ruckelnd mit einem Fauchen in Bewegung setzte.
Die Fahrt erinnere ihn an eine Jugend-Reise nach Südtirol in den 1960er Jahren. „Und auch der Duft des Maschinenöls ist genauso wie damals“, fügte er schmunzelnd hinzu.
Ein Erlebnis für alle Sinne
„Das bespielt einfach alle Sinne“, urteilte später auch Jürgen Kissling. Er war mit Vater Jürgen und Sohn Ben am Bahnhof Schaberg zugestiegen.
Platz fanden die Drei auf der Bank direkt an der geöffneten Tür zur eisernen Bühne zwischen zwei Waggons. Hier fuhr der Wind den Passagieren durchs Haar, alles rauschte und knatterte, während Bäume und Sträucher buchstäblich vorbeiflogen.
„Ich habe so eine Fahrt zum letzten Mal vor 30 Jahren mitgemacht“, erzählte Kissling. Die analoge Technik, die immer noch funktioniere, die Ausstattung – all das sei faszinierend.
Da sein Vater ein eingefleischter Eisenbahnfan sei, habe es nahegelegen, den besonderen Ausflug mitzumachen.
Schreibe einen Kommentar