Täglich Kunst in Düsseldorf: Susanne Ristow über ihre Serie 'Bist du ein Junge?'

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Täglich Kunst in Düsseldorf: Susanne Ristow über ihre Serie 'Bist du ein Junge?'

In der rheinischen Metropole Düsseldorf wird täglich Kunst großgeschrieben. Die Künstlerin Susanne Ristow präsentiert ihre neue Serie 'Bist du ein Junge?', die zum Nachdenken anregt und die Grenzen der Kunst erweitert. In dieser Serie setzen sich die Werke mit Fragen der Identität und Zugehörigkeit auseinander und regen den Betrachter an, seine eigenen Vorstellungen zu überdenken. Wir freuen uns, Susanne Ristow in einem exklusiven Interview zu begrüßen, in dem sie uns über ihre Inspirationen, ihre künstlerische Herangehensweise und die Hintergründe ihrer Serie 'Bist du ein Junge?' erzählt.

Susanne Ristow: Die Künstlerin hinter Bist du ein Junge?

Das Haus, in dem Susanne Ristow ihr Atelier untergebracht hat, fällt gleich ins Auge. Es ist das einzige in der Straße, das einen wild wuchernden Vorgarten hat. Irgendwie passt die Umgebung zu der vielseitig Kreativen, die hier in den vergangenen rund drei Jahren an einer Bilderserie in Öl gearbeitet hat.

Der Titel Are you a Boy? ist die Frage einer Künstlerin an weibliche Rollenbilder in Kunst und Medien. Gleichzeitig ist es auch die Frage einer Mutter an ihren Sohn. Denn Susanne Ristow hat ihren, wie sie selbst sagt, ebenso mutigen wie widerständigen Filius Konrad Bochynek überredet, für sie Modell zu stehen.

Und das in einer Zeit, die geprägt war von Umbrüchen und Unwägbarkeiten, irgendwo zwischen Pandemie, Schulabschluss, Neuorientierung, Auszug und Studienanfang.

Täglich Kunst: Susanne Ristow über ihre Serie Bist du ein Junge?

Täglich Kunst: Susanne Ristow über ihre Serie Bist du ein Junge?

Susanne Ristow ist Forscherin, Künstlerin, Performerin, Kunstvermittlerin, Museologin, wie sie selbst sagt, Publizistin und kreative Stadtführerin. Immer wieder entwickelt die Wahl-Düsseldorferin neue Formate und Projekte. Ihre Ausdrucksformen sind Malerei, Skulptur, Grafik, Zeichnung, Video, Installation und Performance.

Ihre Kunst fasst die Meiserschülerin der Kunstakademie Düsseldorf selbst als Bildnerei zusammen. Seit 1. Juli 2022 ist Susanne Ristow die Programmleiterin des Landesbüros für Bildende Kunst NRW.

Infos unter: www.susanneristow.com.

Ausstellungen

Vom 21. September bis 23. Oktober zeigt die Galerie Bengelsträter, Hermannstr. 23, die Ausstellung Are you a Boy?. Die Vernissage ist von 17 bis 21 Uhr. www.bengelstraeter.com.

Der Kunstraum Hilden zeigt vom 19. Januar bis 2. März 2025 unter dem Titel Are you a Boy? Extended Version weitere Arbeiten aus Ristows Serie im Kontext früherer Arbeiten. www.gewerbepark-sued.de/kunstraum.

Es war die Phase einer Abnabelung. Das Küken wird flügge, verlässt das sichere Nest und wagt sich allein raus in die Welt. Momente der Intimität zwischen Mutter und Sohn. Der Versuch, die gemeinsame Zeit noch ein wenig auszukosten, vor allem aber eine fruchtbare kreative Zusammenarbeit.

Zwei Menschen, die sich mit unterschiedlichem Blick auf die Darstellung von Weiblichkeit in der klassischen Kunst bis hin zur modernen Pop-Kultur ihrem gewählten Thema näherten.

Wer Susanne Ristow kennt, weiß, dass sie weniger von Sentimentalität, denn von ihrer Kreativität angetrieben war, als sie entschied, ihren Sohn zu bitten, für diese besondere Bilderserie Modell zu stehen.

Ich habe extra gewartet, bis er alt genug dafür war, sagt sie. Ganz bewusst zieht die gebürtige Lübeckerin Parallelen zu weiblichen Modellen in der europäischen Maltradition und zur modernen Darstellung der Frau in Kinofilm und Medien.

Dabei hat sie ihren Sohn Konrad aktiv mit einbezogen. Wir haben gemeinsam Bilder von Filmikonen und Medienstars angeschaut, erinnert sich Ristow.

Da prallten auch schon mal die Meinungen aufeinander, als es um das Rollenverständnis von Männern, Frauen und allen Geschlechtern dazwischen ging. Das fand die Mutter und Künstlerin sehr spannend.

Denn hier stritten nicht nur eine Frau und ein junger Mann, es war auch der Zusammenprall der Generationen. Die der Babyboomerin und der Generation Z.

Dabei sah der 19-Jährige sehr genau hin und entschied, wen er darstellen wollte. Denn ab den 1990ern, so stellten Mutter und Sohn fest, verschwammen die Rollenbilder, waren nicht mehr so eindeutig wie beispielsweise in den 1960er-Jahren.

Es hätte also keinen Sinn für die beiden gemacht, Motive zu wählen, die neueren Datums waren oder wie Konrad sagte, Charlies Engel sind nichts weiter als Typen mit Knarren. Würde ich sie darstellen, wäre ich nichts weiter als ein Typ in dieser Machopose, fasst Ristow die Überlegungen ihres Sohnes zusammen.

Dafür schlüpfte Konrad Bochynek beispielsweise in die Rolle einer Pop-Ikone der 60er: Twiggy und zeigte sich in einer typischen Madonna-Pose aus den 80ern.

Von Pop-Art ging die Reise zurück in die Klassiker der Malerei, zum Beispiel mit Rubens Venus im Pelz.

Auf einem Tisch im Atelier stapeln sich die Skizzen, die Ristow angefertigt hat, bevor sie sich an die Übertragung in Öl machte. Jede meiner Serien hat so ihre eigenen Spielregeln. Diesmal wollte ich, dass alles etwas Fließendes hat, erklärt die Künstlerin ihre Vorgehensweise und ergänzt.

Ich habe versucht, dass alle Bilder eine bestimmte Offenheit behalten, so dass das Leinen auch zum Thema wird.

Der Titel ihrer Reihe Are you a Boy? lehnt sich an einen Song von Wayne Rooney an. Inspiriert wurde Susanne Ristow durch dessen Platten, die ihr Mann Martin Bochynek in seiner Sammlung hat.

Er wird für die im Januar im Kunstraum Hilden geplante Zusatzausstellung Are you a Boy? Extended Version ein DJ-Set mit dem Titel Mother beisteuern.

Gefragt, wie es ist, so eng mit dem Teenager-Sohn zusammen zu arbeiten, gibt sie zu: Es waren schöne Momente, aber es hat auch schon mal Reibungen gegeben.

In Erinnerung an eine Szene muss sie schmunzeln. Um ein bekanntes Motiv aus der Malerei nachzustellen, musste sich Konrad im Garten in ein Wasserbecken legen.

Die Begeisterung hielt sich schwer in Grenzen. Seine Mutter erzählte ihm, dass das junge Mädchen, das für die historische Vorlage Modell war, so lange für den Maler im kalten Wasser liegen musste, bis es sich schwer erkältete.

Ihr Vater hat sich daraufhin eingemischt und sich bei dem Künstler beschwert, erzählt Ristow.

Dann springt sie auf, rückt ein Bild auf die Seite. Zum Vorschein kommt ein Ölgemälde mit einem Märchenmotiv der Brüder Grimm: Die Sterntaler.

Es zeigt ihren Sohn in der Pose, die unweigerlich vor dem inneren Auge erscheint, denkt man an den Märchenklassiker. Das kleine Mädchen fängt die Sterne mit dem Saum seines Kleides auf.

Doch bei aller Feminität, die in Susanne Ristows Bilderzyklus durchscheint, hat ihr Sohn durchaus maskuline Züge. Er schlüpft in viele Rollen und behält dennoch eine eigene Identität.

Das war besonders interessant für mich bei diesem Projekt, gibt seine Mutter zu und verrät: Konrad ist nicht queer und hat sogar manchmal eine Macho-Attitüde.

Dass er sich trotzdem für die gemeinsame Arbeit bereit erklärt hat, einmal eine weibliche Perspektive einzunehmen, habe er als Mutprobe bezeichnet.

Heike Schulze

Ich bin Heike, ein erfahrener Redakteur und der Chefredakteur der Website Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Branche sorge ich dafür, dass unsere Leser stets aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität erhalten. Meine Leidenschaft für den Journalismus und mein Engagement für qualitativ hochwertige Berichterstattung spiegeln sich in jedem Artikel wider, den wir auf Hol Aktuell veröffentlichen. Es ist mir wichtig, unseren Lesern verlässliche Informationen zu liefern und sie stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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