Thüringer Landtagswahlen 2024: Bodo Ramelow (Die Linke) sagt: 'Man muss mich nicht lieben'

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Thüringer Landtagswahlen 2024: Bodo Ramelow (Die Linke) sagt: 'Man muss mich nicht lieben'

In wenigen Monaten finden die Thüringer Landtagswahlen 2024 statt, bei denen die Bürger des Freistaates Thüringen über die Zukunft ihres Bundeslandes entscheiden werden. Ein wichtiger Akteur in diesem Wahlkampf ist Bodo Ramelow, der Spitzenkandidat der Partei Die Linke. In einem aktuellen Interview äußerte sich Ramelow zu seiner Rolle als politischer Führer und machte eine überraschende Aussage: Man muss mich nicht lieben. Damit gab er zu verstehen, dass er nicht unbedingt die Zustimmung aller Bürger benötigt, um erfolgreich zu sein. Diese Aussage wirft Fragen auf über die Rolle des Politikers in der Gesellschaft und die Erwartungen, die an ihn gestellt werden.

Ramelow kämpft für sein Überleben: Linke-Politiker wirbt mit unkonventionellem Wahlspot

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kämpft mit allen Mitteln: Die glänzende Sonnenbrille sitzt perfekt auf der Nase, die Ärmel sind aufgekrempelt, die Coolness im Gesicht ist so wie in den 80ern: „Da, Da, Da singt Ramelow ins Mikrofon. Gemeinsam mit der Erfurter Band Donata hat er ein Cover des berühmten Trio-Songs aufgenommen. Am Ende des Videos heißt es: „Du musst mich nicht lieben, Demokrat sein reicht.“

Thüringer Landtagswahl: Ramelow will Absturz seiner Partei bremsen

Thüringer Landtagswahl: Ramelow will Absturz seiner Partei bremsen

Ramelow will mit dem unkonventionellen Wahlwerbespot eine junge und linke Wählerschaft adressieren. Denn der beliebte Landesvater steht mit dem Rücken zur Wand. Der 68 Jahre alte Politiker, geboren im Westen, hat der Linken zu großen Erfolgen verholfen. Nun aber steht er vor seiner wohl schwierigsten Bewährungsprobe: Bei der Landtagswahl in eineinhalb Wochen muss Thüringens Ministerpräsident als Spitzenkandidat den drohenden Absturz seiner bundesweit kriselnden Partei bremsen.

Bodo Ramelow: Der Ministerpräsident mit dem coolen Gesicht und einer schwierigen Zukunft

Bodo Ramelow: Der Ministerpräsident mit dem coolen Gesicht und einer schwierigen Zukunft

Ramelows eigene Umfragewerte sind gut, er ist mit Abstand beliebtester Spitzenkandidat in dem Bundesland. Seine Partei jedoch liegt mit Werten um 15 Prozent nur auf dem vierten Platz - weit abgeschlagen hinter AfD und klar hinter CDU und dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). Auch die Frage nach Koalitionspartnern ist offen: SPD und Grüne sind in Umfragen schwach, den Grünen droht sogar das Aus im Parlament. Für die CDU kommt die Linke wiederum als Partner nicht in Frage, das Verhältnis zum BSW ist ungeklärt.

Sahra Wagenknecht will mitreden: BSW-Gründerin Sahra Wagenknecht will auf mögliche Koalitionsverhandlungen nach den Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen persönlich Einfluss nehmen. Sie werde nach den Wahlen mit am Tisch sitzen, kündigte Wagenknecht an.

Die Umfragewerte der Linken täten ihm „weh“, sagt Ramelow. Er sei jedoch weit davon entfernt, deshalb das Handtuch zu werfen. Er wolle sein Amt verteidigen und werde bis zur Wahl „kampflächelnd durchs Land ziehen“. Vor allem auch, um einen Sieg der Rechten zu verhindern - dies ist sein Herzensanliegen.

AfD-Scharfmacher sieht seine Zeit gekommen: Björn Höcke vor der Thüringen-Wahl

Ramelow fand über eine Gewerkschaft den Weg in die Politik. In den 80er Jahren war der gelernte Einzelhandelskaufmann zunächst Gewerkschaftssekretär in Mittelhessen, bevor er 1990 nach Thüringen ging. Auch dort blieb er zunächst der Gewerkschaft treu, zog dann aber 1999 für die damalige PDS in den Erfurter Landtag ein, wo der angriffslustige Politiker bald Fraktionschef wurde.

Nach einem Intermezzo in der Bundespolitik kehrte er nach Thüringen zurück. 2014 wurde Ramelow dann in Thüringen zum ersten und bislang einzigen Ministerpräsidenten der aus der SED-Nachfolgepartei PDS hervorgegangenen Linken gewählt.

Und doch folgte im thüringischen Landtag im Februar 2020 ein Drama, das sogar die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit in ihren Sog riss: FDP-Politiker Thomas Kemmerich wurde von AfD, CDU und FDP zum Ministerpräsidenten gewählt. Für Ramelow ein Schlag sondergleichen.

Das sind die Spitzenkandidaten zur Thüringer Landtagswahl: Vom Landesvater bis zum AfD-Rechtsaußen

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Die Folge regierte Ramelow im Landtag nur mit einer Minderheitsregierung mit SPD und Grünen. Parallel wurde die AfD um ihren Landeschef Björn Höcke in den Umfragen immer stärker und liegt vorn, während die Linke durch die Abspaltung des Bündnisses Sahra Wagenknecht (BSW) zuletzt noch einmal erheblich geschwächt wurde.

Mit seinem unideologischen Regierungsstil verschafft sich Ramelow aber Anerkennung - selbst von eher ungewöhnlicher Seite. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) nannte ihn einmal einen „klugen Mann“.

„Sahra Wagenknecht ist eine Phantom-Kandidatin“: Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow

Doch beliebt ist Ramelow in seiner eigenen Partei nicht überall. Bei Parteitagen wurden ihm zuletzt längere Redebeiträge verwehrt, er gilt als pragmatischer Politiker, was bei der Linken nicht unbedingt als Kompliment gilt. In vielen Positionen unterscheidet er sich von seiner Partei, so zeigt er beispielsweise Verständnis für Waffenlieferungen an die Ukraine.

Bekannt ist auch Ramelows Impulsivität, manche sprechen von Explosivität. Im Thüringer Landtag etwa zeigt er 2020 einem AfD-Abgeordneten den Mittelfinger. Später gibt er sich zwar reumütig, betont aber ausdrücklich seine „antifaschistische Grundhaltung“.

Er sagt auch Journalisten immer ziemlich unverblümt seine Meinung - ist aber gleichzeitig konziliant und anderen Standpunkten gegenüber aufgeschlossen. Ob Ramelow sein Ziel erreicht, ist offen - aber kämpfen kann er. Das hat er spätestens in den vergangenen Jahren der Minderheitsregierung gelernt.

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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