Tobi Dahmen liest in Wesel aus dem Comicroman Columbusstraße Traducción: Tobi Dahmen lee en Wesel de la novela gráfica Columbusstraße

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Tobi Dahmen liest in Wesel aus dem Comicroman Columbusstraße

Am Donnerstag, den 22. April, wird der renommierte Autor Tobi Dahmen in der Stadt Wesel zu Gast sein, um aus seinem aktuellen Werk Columbusstraße zu lesen. Der Comicroman, der große Aufmerksamkeit in der Literaturszene erregt hat, erzählt die Geschichte einer Straße in einer deutschen Großstadt und den Menschen, die dort leben. Die Lesung bietet den Besuchern die Gelegenheit, den Autor persönlich kennenzulernen und tiefe Einblicke in sein Werk zu erhalten. Wir freuen uns auf einen Abend voller Literatur und Unterhaltung!

Tobi Dahmen liest aus dem Comicroman Columbusstraße in seiner Heimatstadt Wesel

Tobi Dahmen liest aus dem Comicroman Columbusstraße in seiner Heimatstadt Wesel

Für viele Rockbands ist das zweite Album das schwierigste. Sie überlegen: Setze ich einfach die Erfolgsformel fort oder ändere ich lieber den Stil und versuche etwas anderes? Für Autor Tobi Dahmen hat sich sein zweites Buch auch so angefühlt wie eben ein solches zweites Album, sagt er zu Beginn seiner Lesung bei der Kulturnacht in seiner Heimatstadt Wesel.

Hier stellt der 53-Jährige im Lesesaal des Stadtarchivs seinen Comicroman „Columbusstraße“ vor, der bundesweit glänzende Kritiken bekommen hat. Für ihn sei es immer etwas Besonderes in seine Heimatstadt zurückzukommen, sagt Dahmen und begrüßt die Besucher mit einem „Hallo Wesel“.

Viele Freunde und Bekannte sind unter den Zuhörern, einige von ihnen auch Protagonisten aus dem ersten Buch „Fahrradmod“ des Zeichners. Der Raum ist eigentlich zu klein, Stühle werden dazugestellt, so dass am Ende alle Platz haben und verfolgen können, wie Tobi Dahmen davon erzählt, dass auch er nach seinem ersten Buch vor der Frage gestanden habe: Was mache ich als nächstes?

Die Authentizität der Geschichte sei für ihn immer wichtig, sagt Dahmen. Er mache nun mal keine Comics über Außerirdische im Weltall. Er sei an den kleinen, persönlichen Geschichten interessiert. „Ich hätte jetzt auch noch eine weitere Graphic Novel mit lustigen Anekdoten aus meiner Jugend machen können“, erzählt er. Er entschied sich stattdessen dafür, über seinen Vater zu schreiben und über das, was dieser ihm hinterlassen hat.

Denn sein Vater war kurz vor der Veröffentlichung von Dahmens erstem Buch gestorben. „Es hätte ihn sicher gefreut, zu sehen, dass mein Buch ein kleiner Erfolg geworden ist“, berichtet der Zeichner. Auf einer langen Fahrt im ICE im Jahr 2005 hatte sein Vater ihm seine Lebensgeschichte erzählt. Tobi Dahmen hatte das Gespräch spontan auf seinem Ipod mitgeschnitten. Zusammen mit Erinnerungen seiner Mutter bildete diese Aufnahme das Gerüst für die Geschichte des Buches „Columbusstraße“.

Hinzu kamen zahlreiche Dokumente aus dem Nachlass seines Vaters. Briefe, Fotos, private Aufzeichnungen. Entstanden ist daraus eine Familienchronik, die auch eine Chronik des Zweiten Weltkrieges aus anderer Perspektive ist.

Dafür tauchte Tobi Dahmen ganz tief in die eigene Familiengeschichte ein. Er besuchte Gedenkstätten und Archive, reiste an fast alle Orte aus der Geschichte. Natürlich auch zu eben jenem Haus in der Columbusstraße in Düsseldorf, in dem sein Vater aufwuchs und das dem Buch den Namen gab. Das Gebäude steht noch immer.

„Es ist immer noch so eingerichtet, wie in den 20er und 30er Jahren, das machte es einfacher für mich, mich in diese Zeit hinein zu versetzen“, erzählt Tobi Dahmen.

Der Comicroman ist auch von dieser Farbgebung geprägt, die Grautöne betont. Es gebe es eben nicht schwarz oder weiß, sondern vor allem Grautöne. Auch sein Großonkel habe beispielsweise davon profitiert, dass er damals die Praxis des jüdischen Arztes Dr. Falkenstein in Wesel übernehmen konnte, weil dieser wegen der Nazis fliehen musste.

Vor dem Haus in der Fluthgrafenstraße sind heute Stolpersteine in den Boden eingelassen. Tobi Dahmen war wichtig, dass auch diese Passage Einzug in das Buch findet. Der Carlsen-Verlag hatte dafür sogar die eigentlich abgeschlossene Produktion des Buches noch einmal gestoppt und eine Sprechblase dazu eingefügt.

Wesel ist immer wieder Thema in dem Buch. Es ist erschreckend, die zu 97 Prozent zerstörte Stadt als karge Comiczeichnung zu sehen. Ohnehin ist es totenstill während der knapp 90-minütigen Lesung, die Tobias Dahmen mit einem Appell beendet.

„Nehmt euch Zeit mit euren Lieben, bewahrt die Erinnerungen auf, schreibt sie nieder, nehmt sie am besten auf“, sagt er. „Denn was bleibt von uns sonst in den heutigen Zeiten außer anonymen Daten bei Facebook und Google?“

Dahmen arbeitet bereits an der Fortsetzung des Buches. Es geht dann um die Nachkriegsgeschichte seiner Familie. 100 Seiten sind fertig. Bis allerdings dieses Buch erscheint, wird es wohl noch etwas dauern. Er schaffe etwa drei Seiten pro Woche, erzählt der Zeichner. 550 Seiten hatte das Buch Columbusstraße. Viel Arbeit also noch und viel Gelegenheit, in die Familiengeschichte einzutauchen.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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