Westjordanland: Siedlergewalt und Abriss-Aktionen - Beduinendorf in existence Bedrohung

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Westjordanland: Siedlergewalt und Abriss-Aktionen - Beduinendorf in existence Bedrohung

In dem Westjordanland eskaliert die Gewalt gegen die Beduinen-Bevölkerung. Siedler und israelische Sicherheitskräfte treiben ihre Abriss-Aktionen voran, um Platz für weitere Siedlungen zu schaffen. Doch dies bedeutet für die ortsansässigen Beduinen die Existenzbedrohung ihrer Dörfer und ihrer Traditionen. Die Situation ist angespannt, und die internationale Gemeinschaft ruft nach einem Ende der Gewalt und einer Lösung für den Konflikt. In diesem Artikel werden wir die Hintergründe und Auswirkungen dieser Krisensituation genauer beleuchten und die Fragen stellen, die sich die Weltgemeinschaft stellt.

Westjordanland: Siedlergewalt und Abrissaktionen bedrohen Beduinendorf

Zunächst ließen die israelischen Streitkräfte in Umm al-Chair etwa ein Viertel der Häuser abreißen. Dann kamen die Siedler. Inzwischen sind Dutzende Menschen obdachlos, einige wurden durch Stockschläge oder Pfefferspray verletzt.

Israelische Siedler zerstören Beduinendorf - Menschen ohne Dach und ohne Schutz

Israelische Siedler zerstören Beduinendorf - Menschen ohne Dach und ohne Schutz

Die Leitung, die das im Westjordanland gelegene Beduinen-Dorf mit Trinkwasser versorgt hat, wurde zerstört. Wo soll ich hingehen?, fragt Jasser Hathaleen, vor den Trümmern des Hauses seiner Familie sitzend. Bei wem könnte ich mich beschweren? Ich möchte, dass ein Gesetz mich schützt. Wo sind die Menschen des Rechts?

Hathaleen und seine Nachbarn waren machtlos, als die Siedler kamen. Sicherheitskräfte waren zwar vor Ort. Aber sie schritten nicht ein, sondern ließen die Siedler gewähren.

Vertrieben und verletzt: Beduinen in Westjordanland unter dem Druck von Siedlern und israelischen Soldaten

Vertrieben und verletzt: Beduinen in Westjordanland unter dem Druck von Siedlern und israelischen Soldaten

Israels Siedlungspolitik verstößt gegen Völkerrecht. Umm al-Chair wurde in den 50er Jahren von Beduinen gegründet, die zuvor als Nomaden in der Negev-Wüste gelebt hatten. Von dort wurden sie im Rahmen des Krieges von 1948 vertrieben, der zur Gründung des israelischen Staates führte.

In den 80er Jahren entstand unmittelbar neben dem Dorf die israelische Siedlung Carmel. Seitdem kam es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen. Inzwischen haben diese aber eine neue Dimension erreicht.

Carmel ist von großen Häusern mit üppigen Gärten geprägt. Ein Stacheldrahtzaun trennt die jüdische Siedlung von dem überwiegend aus Wellblechhütten bestehenden Beduinen-Dorf. Umm al-Chair ist auch nicht an das israelische Wasserleitungsnetz angeschlossen.

Die aufgrund der Kontraste ohnehin gespannte Lage verschärfte sich, als jüdische Siedler auf der Kuppe eines nahegelegenen Hügels den Außenposten namens Roots Farm errichteten. Das einzige Ziel dieser Farm ist es, die Dorfgemeinschaft ins Visier zu nehmen, das Leben der Menschen zu stören und die Menschen jeden Tag anzugreifen und zu kränken, sagt der 21-jährige Tarik Hathaleen.

Am 1. Juli kam es laut Angaben von Bewohnern des Dorfes sowie von Aktivisten zu einem besonders brutalen Angriff, bei dem jüdische Siedler etwa zehn Menschen verletzten.

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Keine Einreise und eigefrorene Vermögen. Es lagen so viele Frauen auf dem Boden, auf der Erde, die kaum noch atmen konnten, sagt der palästinensische Aktivist Basel Adra, der an dem Tag vor Ort war.

Videos, die von Bewohnern des Dorfes aufgenommen und an die Nachrichtenagentur AP geschickt wurden, zeigen, wie ein Mann, der als Anführer des Außenpostens gilt, mit einem Gewehr in der Hand an israelischen Soldaten vorbei nach Umm al-Chair stiefelt.

Die israelischen Streitkräfte erklärten auf Anfrage der AP, die Soldaten seien vor Ort gewesen, um für die Sicherheit aller Bewohner des Gebiets zu sorgen sowie zur Vermeidung von Terrorismus und von Aktivitäten, die die Bürger Israels gefährden.

In einem anderen Video vom 3. Juli ist zu sehen, wie junge Siedler sich an den Wasserleitungen des Beduinen-Dorfes zu schaffen machen, während Soldaten wiederum tatenlos zusehen.

Aus Sicht von Tarik Hathaleen arbeiten die Siedler und der israelische Staat gemeinsam daran, die Dorfgemeinschaft von ihrem Land zu vertreiben. Einige Bewohner legen der AP handgeschriebene Dokumente vor, laut denen das Land einst an den Gründer des Dorfes, Tariks Großvater, verkauft wurde – in einer Zeit, in der das Westjordanland von Jordanien kontrolliert wurde.

Die Soldaten haben keine rechtliche Basis dafür, uns von unserem Land zu vertreiben, sagt Hathaleen. Also versuchen die Siedler, uns das Leben so schwer wie möglich zu machen, damit wir am Ende von selbst gehen.

Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen im vergangenen Oktober haben jüdische Siedler ihre Netzwerke von unautorisierten Außenposten ausgeweitet. Gleichzeitig hat die Regierung, in der Vertreter der Siedler wichtige Posten besetzen, den Bau von offiziellen Siedlungen auf Gebieten vorangetrieben, die die Palästinenser für einen künftigen eigenen Staat beanspruchen.

Laut UN-Angaben sind in dieser Zeit 1260 Menschen aus Beduinen-Dörfern wie Umm al-Chair durch Siedlergewalt vertrieben worden. Insgesamt haben die Vereinten Nationen im Westjordanland in den zurückliegenden neun Monaten etwa tausend Angriffe durch jüdische Siedler dokumentiert – also im Durchschnitt etwa vier pro Tag.

Nach Angaben von palästinensischen Aktivisten wurden bei diesen Angriffen insgesamt zehn Menschen getötet, darunter zwei Kinder. Außerdem erlitten 234 Menschen Verletzungen.

Mit der Errichtung neuer Außenposten bringen jüdische Siedler weitere Gebiete unter ihre Kontrolle – und lassen die Chancen auf die Gründung eines zusammenhängenden palästinensischen Staates in noch weitere Ferne rücken.

Die Außenposten seien inzwischen eine der zentralen Vorgehensweisen Israels, um Gebiete im Westjordanland zu übernehmen und Palästinenser zu vertreiben, heißt es in einem aktuellen Bericht der israelischen Menschenrechtsorganisation B’Tselem.

Naomi Kahn von der israelischen Siedlerorganisation Regavim bezeichnet Umm al-Chair als ein illegales Dorf auf Land, das zu Israel gehöre. Nach den jüngsten Abriss-Aktionen von offizieller Seite erklärten auch die israelischen Streitkräfte gegenüber der AP, die betroffenen Gebäude seien illegal gewesen und unter vollständiger Missachtung der Gesetze errichtet worden.

Viele Bewohner des Westjordanlandes kritisieren allerdings schon lange, dass es nahezu unmöglich sei, für Bauvorhaben in dem palästinensischen Gebiet eine israelische Genehmigung zu bekommen.

Für viele Betroffene ist es eine zermürbende Situation. Trotzdem wollen sie nicht aufgeben. Sie reißen unsere Häuser ab und wir bauen sie wieder auf, sagt der Schafhirte Bilal Hathaleen. Sie kommen, um sie erneut abzureißen und wir bauen sie erneut wieder auf. Wir gehen nirgendwohin.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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