Warum der Eurovision Song Contest längst nicht mehr unpolitisch ist
Der Eurovision Song Contest, eines der größten und bekanntesten Musikwettbewerbe der Welt, wird oft als unpolitische Veranstaltung wahrgenommen. Doch diesem Bild widerspricht die Realität. Tatsächlich ist der Wettbewerb längst kein reiner Musikwettbewerb mehr, sondern ein politisch aufgeladenes Event. Die Politik spielt bei der Auswahl der Teilnehmer, der Songauswahl und sogar bei der Punktevergabe eine große Rolle. In diesem Artikel werden wir enthüllen, warum der Eurovision Song Contest längst nicht mehr unpolitisch ist und wie die Politik den Wettbewerb beeinflusst.
Der Eurovision Song Contest: Politik und Musik vermischen sich
Der wichtigste Beitrag Deutschlands zum Eurovision Song Contest am Samstagabend war nicht nur der stimmgewaltige und überaus respektable Auftritt von Isaak auf der Bühne in Malmö. Es waren auch die zwölf Punkte, welche die immerhin acht Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer hierzulande an Eden Golan aus Israel vergaben – ein starkes Zeichen der Solidarität.
Zumal es sich beim Song-Finale traditionell um ein eher jüngeres Publikum handelt. Es ist zugleich ein Statement gegen antisemitische Häme und Hass, denen die 20-jährige Sängerin aus Tel Aviv vor und während der Show in beschämender Weise ausgesetzt war.
Auch das Verhalten einiger ESC-Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenüber ihrer israelischen Kollegin war unwürdig.
Politik auf der Bühne
Zu glauben, der ESC könnte in diesen Zeiten eine rein musikalische Veranstaltung bleiben, erschien indes von Anfang an blauäugig.
In Europa herrscht allenthalben Aufruhr, nicht nur, aber keineswegs zuletzt wegen des Kriegs in Gaza.
Ein künstlerisches Großereignis, das schon als „Grand Prix Eurovision de la Chanson“ enorme mediale Aufmerksamkeit genoss, als Friede-Freude-Eierkuchen-Event inmitten erbittert geführter Debatten?
Kaum vorstellbar. War der Ausschluss Russlands von der Teilnahme am ESC 2022 durch die Europäische Rundfunkunion nach dem Überfall auf die Ukraine keine politische Entscheidung?
Spielte Politik beim ESC-Triumph der Ukraine im selben Jahr etwa keine Rolle?
Schließlich: Lässt sich der Sieg der mitreißenden non-binären Person Nemo beim diesjährigen Wettbewerb außerhalb eines politischen Kontextes denken?
Die nach wie vor vorhandene Begeisterung für ein europäisches Projekt, das künstlerisch und zumindest nicht unpolitisch daherkommt, an dem sich Debatten entzünden, an deren Ende nicht die Einpeitscher die Oberhand behalten – das ist keine schlechte Bilanz.
Der Europawahl in wenigen Wochen kann man Ähnliches nur wünschen.
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