- Köln: Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht durch Stammzellspende
- Eine außergewöhnliche Freundschaft: Von der Stammzellspende zum echten Freund
- Die Geschichte von Tina Kunath und Jan Wolfenstädter
- Die DKMS - maßgeblicher Teil ihrer Geschichte
- Der Anruf, der alles änderte
- Tina Kunaths Kampf gegen den Blutkrebs
- Die erste Begegnung
- Eine Freundschaft, die nicht aufhört
Köln: Eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht durch Stammzellspende
In der Domstadt Köln ist eine ungewöhnliche Freundschaft entstanden, die ihre Wurzeln in einer selbstlosen Tat hat. Durch eine Stammzellspende hat ein junger Mann einem Fremden das Leben gerettet. Doch was als akt des Selbstlosigkeit begann, entwickelte sich zu einer tiefen Freundschaft zwischen den beiden Männern. Die Geschichte dieser außergewöhnlichen Beziehung wird Ihnen in den folgenden Zeilen näher gebracht.
Eine außergewöhnliche Freundschaft: Von der Stammzellspende zum echten Freund
Manche Menschen verbindet die gemeinsame Schulzeit, andere schließen Freundschaft im Fußballverein oder am Arbeitsplatz. Bei Jan Wolfenstädter und Tina Kunath beginnt ihre gemeinsame Geschichte mit einer Diagnose.
Die Geschichte von Tina Kunath und Jan Wolfenstädter
Kunath war acht Jahre alt, als Ärzte Blutkrebs bei ihr feststellten. Das junge Mädchen brauchte einen Stammzellen-Spender. Sie fand ihn in Wolfenstädter - aber nicht nur das. Sie fand auch einen Freund fürs Leben. Für ihr nun zweites Leben.
Die Geschichte der Freundschaft von Tina Kunath und Jan Wolfenstädter - heute 21 und 34 Jahre alt - ist eine außergewöhnliche, das kann man sagen. „Man merkt, dass man noch einmal anders verbunden ist“, sagt Kunath, als sie in Köln bei einem Pfefferminztee ihre Geschichte erzählt. Wolfenstädter sitzt gegenüber bei einem doppelten Espresso und nickt.
Die DKMS - maßgeblicher Teil ihrer Geschichte
In der Stadt am Rhein haben sich die beiden in diesen Tagen bei der DKMS getroffen. Die Organisation, die sich dem Kampf gegen Blutkrebs verschrieben hat, ist maßgeblicher Teil ihrer Geschichte. Im Durchschnitt vermittelt die DKMS nach eigenen Angaben in Deutschland pro Tag 23 Stammzellen-Spender.
Das war auch bei Wolfenstädter und Kunath so - aber ihr Fall hat noch einmal eine besondere Note. Es gibt etwas zu feiern: Die Freundschaft der beiden besteht nun seit zehn Jahren.
Der Anruf, der alles änderte
Alles fängt 2011 an, als Wolfenstädter, der heute in Berlin lebt, einen Anruf bekommt, wie beide erzählen. Eigentlich gilt bei ihm während der Ausbildung strenges Handy-Verbot - aber die Nummer lässt ihn etwas ahnen. Es ist ein Tübinger Anschluss - dort steht die DKMS-Zentrale.
Wolfenstädter hatte sich vor nicht allzu langer Zeit als möglicher Stammzellen-Spender registrieren lassen. Also geht er ran. „Dann war es ein sehr kurzes Gespräch“, sagt er. „Im Kern ging es um die Frage, was ich nächste Woche denn mache.“
Tina Kunaths Kampf gegen den Blutkrebs
Bei Tina Kunath, die aus der Nähe von Köthen in Sachsen-Anhalt kommt, sieht es damals nicht gut aus. Eine Chemotherapie erzielt nicht den erhofften Erfolg. Ihr Leben muss sie in einem isolierten Zimmer verbringen. „Da habe ich auch als Kind den Ernst der Lage schon bemerkt“, sagt sie rückblickend.
Es ist ein leises, abgeschiedenes Leben für ein einstmals quirliges Kind. Dann aber kommt die Nachricht, dass ein möglicher Spender gefunden wurde. „Da wusste ich, dass das wohl jetzt eine neue Chance ist, dass es mir besser geht.“
Die erste Begegnung
Bei der DKMS-Veranstaltung sehen sich Wolfenstädter und Kunath, deren Leben längst miteinander verschlungen sind, erstmals in die Augen. Wolfenstädter sagt, dass ihm bei der Spende schon klar gewesen sei, dass damit womöglich ein Leben gerettet werden könne. „Aber es wurde wirklich erst so richtig bewusst, als wir uns dann kennengelernt haben. Wenn dann das Gesicht dazu da war.“
Er erinnert sich noch genau, wie bei der Veranstaltung Spender und Empfänger aufeinandertrafen. Er habe ja nur gewusst, dass es ein junges Mädchen sein müsse. Also blickt er eher nach unten als nach oben. Lange suchen muss er aber nicht. „Wir wussten sofort Bescheid“, sagt Wolfenstädter. „In der Sekunde.“
Eine Freundschaft, die nicht aufhört
Das Besondere ist, dass es nicht bei dieser einmaligen Begegnung bleibt. Tina Kunath und Jan Wolfenstädter sind nicht nur „genetische Zwillinge“, wie sie die DKMS im Zusammenhang mit der Stammzellen-Spende nennt - sondern sie sind sich auch grundsympathisch. Sie werden Freunde. Sie besuchen sich regelmäßig. Neulich war Kunath in Berlin, wo Wolfenstädter für einen Hersteller von Flugzeugtriebwerken arbeitet.
Sie feiern Geburtstage, reden über Musik. An diesem Morgen haben sie über das Kochen gefachsimpelt. Überlebenswichtige Stammzellenspende benötigt Deutsche Knochenmarkspenderdatei
Wenn man sie fragt, was das Fundament dieser Freundschaft ausmacht, sagt Kunath, dass Jan Wolfenstädter für sie in gewisser Weise auch eine Art weiterer großer Bruder sei. Der 34-Jährige beschreibt es ähnlich. „Es ist Freundschaft, aber es hat auch eine familiäre Komponente“, sagt er.
Es ist eine Art Verbindung, die man vielleicht auch nur verstehen kann, wenn man Teil davon ist. Getrennte Leben, unterschiedliche Stammbäume - und dennoch verbunden durch eine biologische Komponente. Durch Zellen.
Kunath studiert mittlerweile Jura in Halle (Saale), sie denkt daran, Anwältin zu werden. Zudem fährt sie regelmäßig Ski, eine große Leidenschaft von ihr, schon vor der Erkrankung. Sie spielt Tennis und ist oft draußen. „Das geht jetzt natürlich alles wieder zum Glück“, sagt sie. Tina Kunath gilt als geheilt. Ihr Leben ist jetzt wieder laut.
Auch, weil sie und Wolfenstädter nun schon zweimal auf einem Metal-Musikfestival waren. „Da hab' ich dich einfach mitgenommen“, sagt er zu ihr. „War auch mega.“
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