Neuss: Katja Heinrich liest aus Tagebüchern jüdischer Schülerinnen

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Neuss: Katja Heinrich liest aus Tagebüchern jüdischer Schülerinnen

In der Stadt Neuss findet am kommenden Wochenende ein besonderes literarisches Ereignis statt. Die deutsche Schriftstellerin Katja Heinrich liest aus ihren Tagebüchern, die die Geschichte von jüdischen Schülerinnen in Deutschland während der Zeit des Nationalsozialismus dokumentieren. Die Lesung ist Teil eines umfassenden Programms, das sich dem Gedenken an die Opfer des Holocaust widmet. In diesem Rahmen wird Katja Heinrich aus ihren Tagebüchern lesen, die die Erinnerungen und Erfahrungen von jüdischen Schülerinnen zwischen 1933 und 1945 schildern. Die Veranstaltung wird am Sonntag, den 12. Februar um 11 Uhr in der Stadtbibliothek Neuss stattfinden.

Die Stimmen der Vergangenheit: Katja Heinrich liest Tagebücher von jüdischen Schülerinnen

Die Stimmen der Vergangenheit: Katja Heinrich liest Tagebücher von jüdischen Schülerinnen

Im Gymnasium Marienberg in Neuss erinnern sich die Schülerinnen an ihre ehemaligen jüdischen Mitschülerinnen, die von den Nationalsozialisten verfolgt wurden. Auf einer Wand der Erinnerung sind ihre Namen noch heute präsent. Doch was ist so eine knappe Erwähnung im Vergleich zu der Möglichkeit, eines dieser Mädchen noch einmal sozusagen zu Wort kommen zu lassen?

Die Schauspielerin Katja Heinrich las auf Einladung der Schule aus den Tagebüchern von Lieselotte Katz vor, die das Mädchengymnasium besuchte, bis es ihr von den Nationalsozialisten verboten wurde. Als Adolf Hitler am 30. Januar 1933 Reichskanzler wird, ist Lieselotte Katz zunächst bester Laune. Seit dem 23. haben wir Grippeferien! Das ist doch einfach fabelhaft, notiert sie in dem Tagebuch, das sie gerade erst geschenkt bekommen hat.

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten, von der sie im Radio hört, nimmt die damals 16-Jährige noch unbekümmert auf. Da haben sich gewiss viele Leute von uns erschreckt! Aber wozu das? Man sagt bei uns: fast alle Führer der einzelnen Parteien haben es versucht, dann soll Hitler auch mal versuchen, eine Besserung zu schaffen. Dass Hitler judenfeindlich ist, weiß sie natürlich. Aber seine Drohungen wird er hoffentlich nicht so ausführen.

Die Hoffnung verfliegt rasch. Nur zwei Monate später steht das Mädchen in der elterlichen Wohnung an der Orkener Straße in Grevenbroich sechs bewaffneten SA-Angehörigen gegenüber. Sie ist mit ihrem Bruder Walter allein, die als wohlhabend geltenden Eltern haben einen Termin in Bedburg. Die Eindringlinge muss das Mädchen durch die ganze Wohnung führen und zusehen, wie sie Möbel aufbrachen, Geld und Schmuck an sich nahmen.

Das Schicksal von Lieselotte Katz, die ihre Eltern im Holocaust verlor, selbst aber 1938 nach Palästina fliehen konnte, ist gut dokumentiert. Dazu trug auch die Facharbeit von Romy Hemmer bei, die vor Jahren im Geschichtskurs entstand.

Im vergangenen Sommer konnte Schulleiter Norbert Keßler am Marienberg auch Joan Noble empfangen, die Tochter von Lieselotte Katz, die der Geschichte ihrer Mutter nachspürte und auch Einblick in die Stammrolle der Schule nahm.

Keiner will hier Vergangenes vergessen oder hinter sich bringen“, sagte Geschichtslehrer Martin Vliegen. „Selbst die Lesung überlieferter Texte hat uns sehr berührt“, fügt er mit Blick auf die Veranstaltung mit Katja Heinrich hinzu. „Die Mädchen zeigen eine geschichtliche Verantwortung, die wir Erwachsenen ihnen oft nicht zugetraut haben.“

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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