Wie die Niederländer vorschlagen, auf Tempo 130 zu fahren
In den Niederlanden wird derzeit über eine radikale Änderung der Verkehrspolitik diskutiert. Einige Politiker vorschlagen, die Höchstgeschwindigkeit auf bestimmten Autobahnabschnitten auf Tempo 130 zu erhöhen. Dieser Vorschlag stößt auf gemischte Reaktionen. Während einige die Erhöhung der Geschwindigkeit als Chance sehen, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Verkehrseffizienz zu verbessern, warnen andere vor den Folgen für die Verkehrssicherheit und den Umweltschutz. Wir werfen einen Blick auf die Hintergründe dieser Debatte und die möglichen Konsequenzen einer solchen Maßnahme.
Niederländische Regierung will Autobahn-Geschwindigkeit auf 130 km/h erhöhen
Die niederländische Regierung in Den Haag will, dass auf Autobahnen bald wieder schneller gefahren werden darf. Die Zeiten des Tempolimits von 100 Stundenkilometern sollen zügig vorbei sein, so steht es im „Hoofdlijnenakkoord“, dem Koalitionsvertrag der Mitte-Rechts-Regierung von Ministerpräsident Dick Schoof.
Dort heißt es: „Die Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn wird nach Möglichkeit auf 130 Kilometer pro Stunde erhöht.“
Gilt auf Hollands Autobahnen bald wieder 130 km/h?
Erst Anfang 2020 wurde die Höchstgeschwindigkeit auf niederländischen Autobahnen („snelweg“) von 130 auf 100 km/h gesenkt, zumindest zwischen sechs und 19 Uhr. Ansonsten gilt zu Tagesrandzeiten je nach Streckenabschnitt eine Höchstgeschwindigkeit von 100, 120 oder 130 km/h – in ländlichen Gebieten darf man meist schneller fahren, in der Metropolregion Randstad mit den Städten Amsterdam, Den Haag und Rotterdam eher nicht.
Doch mittlerweile ist klar, dass die Aufhebung des Tempolimits keine leichte Aufgabe für den Verkehrsminister Barry Madlener ist, der von der rechtspopulistischen PVV gestellt wird. Er dämpfte nun die Erwartungen. Längst nicht auf allen Autobahnabschnitten könne künftig wieder 130 km/h gefahren werden. Und die westliche Großstadtregion Randstad, wo immerhin acht Millionen Menschen leben, dürfte ganz außen vor sein.
„Ich erwarte es allein außerhalb der Randstad, um ehrlich zu sein“, sagte Madlener mit Blick auf das Tempolimit von 130 km/h. „Probleme mit Stickstoff und Lärm gibt es vor allem in dicht besiedelten Gebieten.“
Hintergrund: Stickstoff-Probleme
Im Jahr 2019 beschloss das Kabinett, die Höchstgeschwindigkeit tagsüber auf 100 km/h zu senken, um Stickstoffkapazitäten für Bauvorhaben zu schaffen. Denn: Der Ausstoß ist gesetzlich limitiert. Wenn der Verkehr für hohe Emissionen sorgt, bringt das Baugenehmigungen in Gefahr.
„Letztendlich hoffe ich, dass es überall möglich sein wird“, sagte Madlener. „Dafür brauchen wir aber Stickstoffkapazitäten und auch Lärm ist hier ein Problem. Auf jeden Fall ist es ein Anfang, und ich hoffe, es ist der Anfang von mehr.“
Der PVV-Politiker versprach, zügig einen Vorschlag machen zu wollen, wo tagsüber dann wieder 130 Stundenkilometer gefahren werden darf.
Kritik aus dem Parlament
Übrigens: Eine Mehrheit des Parlaments, die Tweede Kamer in Den Haag, will, dass die Höchstgeschwindigkeit erst angehoben wird, wenn die Stickstoff-Probleme der Landwirtschaft und der Fischerei gelöst sind. Noch sind die aber nicht vom Tisch – auch das könnte den Kurswechsel auf den Autobahnen zumindest verzögern. Zumal auch die Regierungsparteien VVD und NSC diesem Problemfeld Priorität einräumen.
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