Hörnum auf der Sylt: Ein Ort, der bodenständig und authentisch geblieben ist

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Hörnum auf der Sylt: Ein Ort, der bodenständig und authentisch geblieben ist

Im Norden der beliebten nordfriesischen Insel Sylt befindet sich der idyllische Ort Hörnum, der sich trotzt der zunehmenden touristischen Entwicklung als einer der letzten bodenständigen und authentischen Orte der Insel präsentiert. Durch seine abgeschiedene Lage am südlichen Ende der Insel, fernab von den großen Touristenzentren, hat Hörnum seinen ursprünglichen Charme bewahrt. Der charakteristische Friesenwall, die spezielle Kultur und die traditionellen Fischerei- und Landwirtschaft-Traditionen prägen das Bild des Ortes und machen ihn zu einem besonderen Juwel auf der Sylt.

Hörnum auf der Sylt: Ein authentischer Ort, der bodenständig geblieben ist

„Dahinten, das war das Bullenkloster“, sagt Knud Remmer und zeigt auf einen roten Backstein-Riegel am Horizont. Der bärtige Hüne schaut in viele fragende Gesichter, zögert die Erklärung – dramaturgisch geschickt – kurz hinaus. „Kaserne für ledige Offiziere“, knurrt sein Friesen-Bass dann grinsend.

Sylts Südspitze: Eine Ecke, die sich weigert, modern zu werden

Sylts Südspitze: Eine Ecke, die sich weigert, modern zu werden

Der Leuchtturm-Führer präsentiert die klein unter ihm liegenden Straßen, Häuser und Hügel wie der stolze Besitzer seine Modelleisenbahn: Weiß getünchte Häuser Richtung Weststrand und mitten im Ort auf einer Düne – dem „Lametta-Hügel“. Benannt nach reichlich Gold und Silber auf den Schulterklappen der Kommandeure, die ihn seit den 1930er-Jahren lange bewohnten. Heute erholen sich Urlauber hier in modernisierten Ferienwohnungen.

Statt ebenem Exerzierplatz wellt sich ein Golfplatz in den Dünen, statt Kasernen-Kantine öffnet das „KAI3“, ein Restaurant im Fünf-Sterne-Hotel Budersand. Hier erkochte sich der erst 30 Jahre alte Felix Gabel einen Michelin-Stern. Gabels „Große Aromenreise“ etwa ist ein siebengängiger Gaumenschmaus, der sich liest wie eine kulinarische Achterbahnfahrt.

Hörnum: Ein Ort, der an die Natur erinnert, bevor sie verloren geht

Für zwei Gänge bittet der Sterne-Koch zwischendurch in seine Küche und erzählt mit verschmitztem Jamie-Oliver-Lächeln, wie er seine Kreationen erfindet. So wie er haben alle Hotelmitarbeiter hier den speziellen Budersand-Sound: Erfrischend normal treten sie ihren Gästen gegenüber, nicht vornehm-aufgesetzt.

Passt, denn Hörnum bleibt – trotz Wandels – eine ehrliche Haut: rostige Ankerketten und algenverklebte See-Tonnen im Hafen. Krabben vom einheimischen Fischhändler Matthiesen, nicht vom sonst auf Sylt allgegenwärtigen Gosch. Und: „Kampen-Kringel“ (um den Hals geknoteter Kaschmir-Pulli) über lachsfarbener Bundfalte und die „Hamburger Eis-Ente“ (Perlen-Ohrring, blonder Zopf über marineblau-gelbem Hermes-Halstuch) sind an Sylts Südspitze eher seltene Arten.

Info:

Anreise: Mit der Bahn oder dem Autozug über den Hindenburgdamm. Hin- und Rückfahrt pro Pkw 118,38 Euro, www.syltshuttle.de

Essen: Im Café Lund gibt es Kuchen, leckere Fischsuppen, Buchweizen-Pfannkuchen oder Deichlamm. www.lund-sylt.de

Erleben: Der Hörnumer Leuchtturm kann montags, mittwochs und donnerstags besichtigt werden. Infos und Tickets unter www.hoernum.de

Strandrallyes, Fahrten zu Seehundbänken, naturkundliche Führungen, Bernstein-Workshops und viele weitere Veranstaltungen auf www.schutzstation-wattenmeer.de

Allgemeine Infos: www.sylt.de

Es sei denn, man heiratet im Hörnumer Leuchtturm. „Bieten wir seit 2002 an“, sagt Knud Remmer. In der Hochsaison sorgt er bei sieben Hochzeiten pro Woche dafür, dass alles klappt, eskortiert die Paare über 138 Wendeltreppenstufen zu einer – gefühlt – Telefonzellen-kleinen Ecke mit Sylt-Fahne, Bänkchen und einem Stehplatz für die Standesbeamtin am Elektro-Radiator.

„Maximal neun Personen dürfen hoch – da sind schon mal seltsame Vögel dabei“, brummt Remmer. Der Bräutigam etwa, der der Standesbeamtin dauernd dazwischen quatschte. Ob er sich lieber selbst trauen wolle, fragte die ihn schließlich genervt.

Dann erinnert Remmer sich an die Braut mit ultrakurzem Stretch-Minirock, den sie sich beim Treppensteigen immer wieder runterziehen musste. Ach ja, und der Bräutigam mit verlorenem Trauring. Ihm hat Knud Remmer während der Trauung in der Leuchtturm-Werkstatt fix einen Ersatzring aus Kupferdraht geflochten, damit er seiner Braut wenigstens etwas Rundes auf den Finger stecken konnte.

Ja, beherzt und zupackend sind die Menschen hier in Hörnum. Müssen sie auch, sonst gäbe es den Ort wohl nicht mehr. Denn jede Sturmflut reißt Stücke von Sylts Südspitze, der Hörnum-Odde, ins Meer. „Sie hat seit 1972 etwa 80 Prozent ihrer Fläche verloren“, sagt Dennis Schaper, Leiter der Schutzstation Wattenmeer auf seiner Strandwanderung, „seit 2015 rutschten umgerechnet sechs Fußballplätze in die Nordsee.“ Weniger wird Meer, sozusagen.

Dagegen kann Sylts Süden nur saisonale Stillhalte-Abkommen mit der Natur schließen: für jährlich sechs Millionen Euro saugen Baggerschiffe draußen vor der Küste Sand an, pumpen und spucken ihn über Unterwasser-Rohre auf Sylts Strände, wo er von Bulldozern vor der Feriensaison verteilt wird. Aufgetürmt ergäbe der Spülsand ein Fußballfeld, etwa so hoch wie Hörnums Leuchtturm.

Martin Weiß

Ich bin Martin, Autor bei Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Bei uns findest du aktuelle Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel decken eine Vielzahl von Themen ab und bieten fundierte Informationen für unsere Leser. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Streben nach Genauigkeit bemühe ich mich, relevante und gut recherchierte Inhalte zu liefern. Folge mir für die neuesten Entwicklungen aus aller Welt!

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