Kühe kuscheln: Stressabbau durch Tierkuscheln - So funktioniert das Konzept

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Kühe kuscheln: Stressabbau durch Tierkuscheln - So funktioniert das Konzept

In Zeiten von Stress und Burnout suchen viele Menschen nach neuen Wegen, um ihre psychische Gesundheit zu stärken und ihre Lebensqualität zu verbessern. Eine innovative Möglichkeit, um Spannungen und Ängste abzubauen, ist das Konzept des Tierkuschelns. Durch die interaktion mit Tieren, wie zum Beispiel Kühen, können Menschen ihre Stresslevel reduzieren und ihre Wohlbefinden steigern. Doch wie funktioniert dieses Konzept genau und welche Vorteile bietet es?

Kühe kuscheln: Stressabbau durch Tierkuscheln

Melanie John geht mit Monty auf Schmusekurs. Der Ochse wiegt locker um die 600 Kilo, liegt friedlich im Sand und lässt sich von der 25-Jährigen kraulen. „Seine Ruhe brauche ich jetzt gerade“, sagt die Sozialarbeiterin.

Kühe als Therapeuten: Wie Kuscheln mit Rindern Stress abbauen kann

Kühe als Therapeuten: Wie Kuscheln mit Rindern Stress abbauen kann

Die Agrarwissenschaftlerin und Therapeutin Jessica Exner bietet auf ihrem „Hof der Verbundenheit“ im südbrandenburgischen Dörfchen Wildenau bei Schönewalde an. „Ich bin halt ein totaler Rinderfan“, sagt sie.

Bei Melanie John, die in Dresden lebt, sind Berührungsängste schnell verflogen, als sie zum Kuscheln an Monty heranrückt. „Wir kennen unsere Tiere und wissen, wie es ihnen geht“.

Tierische Therapie: Kühe helfen bei Stress und Angstgefühlen

Tierische Therapie: Kühe helfen bei Stress und Angstgefühlen

„Sie strahlen eine Ruhe aus“, schwärmt Jessica Exner. Man fühle sich bei ihnen gut aufgehoben, weil die Tiere untereinander auch ein Sozialgefüge und Familiensystem aufbauten.

Neben Monty leben auf dem Hof im Elbe-Elster-Kreis auch der Ochse Baldur - also ein kastriertes männliches Rind - und die Kühe Isolde und Barbara. Teils wurden sie vor der Schlachtung gerettet, wie die Hofbetreiberin erzählt.

Kuscheln mit Kühen: Eine neue Art von Therapie

Kuscheln mit Kühen: Eine neue Art von Therapie

Monty ist noch in der Pubertät, wie die 42-Jährige erzählt, die eine Ausbildung zur Heilpraktikerin für Psychotherapie absolviert hat. Da er als Kälbchen krank zur Welt gekommen sei, stecke in ihm auch eine Kämpfernatur.

Baldur sei der Herdenchef und sehr intelligent. Barbara gilt als die Fürsorgliche. Isolde sei manchmal noch ein bisschen ängstlich und schüchtern.

Ruhe und Kraft bei Kühen finden

Melanie John, die als Sozialarbeiterin in einem Seniorenheim arbeitet, lächelt nach der Kontaktaufnahme mit dem 600-Kilo-Tier zufrieden. Aber wie ist das mit der Angst? „Ich hab' gemerkt, er will mir nichts Böses“, sagt John.

„Ich mach' das auf jeden Fall mal wieder.“ Auch ihre Mutter Simone John erzählt vom Wunsch, einer Kuh, die man sonst nur von der Ferne sieht, ganz nah zu kommen.

„Ich habe es sehr genossen, das ist ein unbeschreiblich schönes und entspanntes Gefühl, ein Glücksgefühl. Das geht so richtig tief.“

Tiere als Unterstützung therapeutischer Arbeit

Hof-Besitzerin Jessica Exner sieht ihre Tiere auch als eine therapeutische Unterstützung, etwa wenn Menschen in Lebenskrisen und mit psychischen Erkrankungen Hilfe suchen.

„Wenn Menschen Freude am Umgang mit Tieren haben, dann macht halt jegliche Form von Therapie mit einem Tier gemeinsam mehr Freude“, sagt sie.

Sie nutze Tiere vor allem als Brücke, um in eine Beziehung zu einem Menschen zu treten. Wichtig sei aber immer, dass nicht das Tier an sich der Therapeut sei, sondern immer noch der Mensch.

Hunde, Pferde, Esel, Alpakas oder Delfine sind längst im Einsatz für therapeutische und pädagogische Projekte.

Die Arbeit mit Kühen sei noch nicht so weit verbreitet, teilte der Verband mit. Die Wesensmerkmale dieser Tiere - wie Ruhe, Empathie, Geduld und Neugierde - können aus Sicht des Verbands aber dazu beitragen, eine heilsame Umgebung für Menschen zu schaffen und therapeutische Prozesse fördern.

Auch die Stiftung Bündnis Mensch & Tier mit Sitz in Bremen berichtet von einem größer werdenden Netzwerk von Begegnungshöfen in Deutschland, die bestimmte Qualitätskriterien und Anforderungen an die tiergerechte Haltung erfüllen müssen.

„Rinder sind tolle Tiere, sensibel und achtsam“, sagt die Stiftungsleiterin Carola Otterstedt, die zahlreiche Publikationen zur Mensch-Tier-Beziehung veröffentlicht hat.

Doch ganz einfach sei ihr Einsatz nicht. Denn allein durch ihr hohes Gewicht könne ein Zwischenfall mit einem Rind ernste Folgen haben.

Wichtig sei es, die non-verbalen Ausdrucksweisen der Tiere zu verstehen. Die Brandenburgerin Jessica Exner erzählt, bei ihr seien allenfalls mal blaue Flecken zurückgeblieben, weil sie sich selber ungeschickt verhalten habe.

„Meine Rinder haben einen freundlichen Charakter und passen alle gut für meine Arbeit.“ Auf ihren Hof kämen viele jüngere Leute und längst nicht nur gestresste Großstädter.

Ochse Baldur spaziert durchs Dorf

Ihr Grundstück im brandenburgischen Elbe-Elster-Kreis will Exner künftig zu einem Jugend- und Seminarhaus weiterentwickeln, damit mehr Projekte für junge Leute entstehen können.

„Ich möchte gerne, dass mehr Menschen die Ruhe genießen dürfen, dass mehr Menschen mit meinen Tieren in Kontakt treten dürfen.“

Ihre Praktikantin Sara, die seit einigen Monaten in einer Wohngruppe in der Nähe lebt, hat keine Angst mehr vor den großen Tieren. Mit dem Ochsen Baldur habe sie sich angefreundet, erzählt sie. Inzwischen geht sie mit ihm im Dorf spazieren.

„Dass er mir so vertraut, ist ein sehr schönes Gefühl.“

Ursula Herrmann

Ich bin Ursula, Journalistin bei der Webseite Hol Aktuell. Als Generalistin berichte ich über nationale und internationale Nachrichten mit Strenge und Objektivität. Meine Artikel sind immer aktuell und informativ, um unseren Lesern die wichtigsten Ereignisse des Tages zu präsentieren. Mit meiner Leidenschaft für Journalismus und meinem Engagement für die Wahrheit strebe ich danach, unsere Leser stets gut informiert zu halten.

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