Partnersuche: Dating-Apps gegen Partnervermittlung – die Suche nach der großen Liebe

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Partnersuche: Dating-Apps gegen Partnervermittlung – die Suche nach der großen Liebe

In der heutigen digitalen Ära hat sich die Partnersuche revolutioniert. Die Frage, die sich viele Singles stellen, lautet: Sollte man auf die traditionelle Partnervermittlung setzen oder lieber auf moderne Dating-Apps vertrauen? Die Antwort ist nicht eindeutig, denn beide Optionen haben ihre Vor- und Nachteile. Während die Partnervermittlung oft durch persönliche Empfehlungen und eine sorgfältige Auswahl von Partnern auffällt, bieten Dating-Apps eine unübertroffene Vielfalt an Möglichkeiten und eine hohe Flexibilität. Doch welche Variante führt am Ende tatsächlich zur großen Liebe?

Partnersuche im Netz: Die Suche nach der großen Liebe oder die Falle des Online-Datings?

Er ist durch eine Zeit tiefer Trauer gegangen nach dem Tod seiner Frau. Doch irgendwann erwischte sich Hans dabei, dass er in der Tageszeitung an den Kontaktanzeigen hängen blieb. „Da habe ich gemerkt, dass ich so weit war und nicht mehr alleine leben wollte“, erzählt der 67-jährige frühere Beamte, der seinen Namen nicht öffentlich machen will.

DatingApps gegen Partnervermittlung: Was ist besser für die Suche nach der großen Liebe?

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In der Zeitung stieß er auch auf die Anzeige für eine Partnervermittlung – und rief an. Das war im November. Zehn Frauen hat er seitdem kennengelernt. Ist Spaziern gegangen, hat in Cafés gesessen, von sich erzählt. Eine Frau hat er auf eine Gassi-Runde begleitet – sie wählte einen Pfad, auf dem man nur hintereinander laufen konnte, das Lokal am Ziel hatte geschlossen. „Da hab ich gemerkt, dass die Dame unser Treffen wohl nicht so wichtig fand“, sagt Hans.

Die Suche nach dem Traumpartner: Erfahrungen und Tipps für eine erfolgreiche Partnersuche

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Heute kann er darüber lachen. Denn es gab Treffen Nummer elf. Auch mit dieser Frau ging er spazieren. „Wir konnten gleich sehr vertraut über alles reden. Da war gar keine Hürde“, sagt Hans. Seitdem sagt er wieder Sätze wie: „Ich fahre zu meiner Freundin.“ Nun lebt er wieder in einer festen Bindung.

Die meisten Menschen gehen heute im Internet auf Partnersuche. Laut Verbraucherzentrale gibt es in Deutschland 2500 Partnervermittlungen und Singlebörsen. Bei den meisten digitalen Dating-Apps füllen Menschen Fragebogen aus, erstellen ein Profil samt Foto von sich, ein Algorithmus errechnet Ähnlichkeiten zwischen den Profilen aus den riesigen Pools und macht den Nutzern Vorschläge.

Und dann beginnt ein Spiel, das für manche mit einer festen Beziehung endet. Manche aber auch frustriert und erschöpft. Denn die Suche im Netz stellt zwar unendliche Möglichkeiten in Aussicht und nährt damit die Hoffnung, dass unter all den Kandidaten schon der oder die Eine zu finden sein werden.

Die Fallen des Online-Datings

Doch dann gibt es auf ernsthafte Anfragen belanglose Antworten oder Anzüglichkeiten oder tolle Flirts und plötzlich Funkstille. Manche Nutzer fahren mehrgleisig, sind auf diversen Apps gleichzeitig unterwegs – und damit überfordert. Manche verabreden sich, tauchen dann aber nicht auf oder sagen in letzter Sekunde ab – während der andere gerade vor dem Spiegel steht und sich hübsch macht fürs Date.

Manchmal kommt es zu Ghosting, zum plötzlichen Abbruch ohne Begründung. Kontakt gelöscht für immer. Die Kölner Professorin für Wirtschaftspsychologie, Wera Aretz, hat ein große Online-Befragung zu Dating-Apps mit knapp 2500 Teilnehmern gemacht, Tiefeninterviews geführt und von vielen Erfahrungen gehört, die Menschen ins Dating-Burn-out treiben.

Von der Trauer zur neuen Liebe: Der jährige Hans und seine Geschichte der Partnersuche

„Die ständige Verfügbarkeit der Dating-Apps auf dem Smartphone führt dazu, dass viele ständig nachsehen, ob sich andere für sie interessieren“, sagt Aretz. Das entfalte einen Sog, der viele überfordere. Hinzu kommen negative Erfahrungen wie Kontaktabbrüche, übertriebene Hoffnungen, die bei der realen Begegnung jäh zerbrechen. Übrig blieben oft Selbstzweifel und Frust.

Im Schnitt gaben die Teilnehmer ihrer Befragung pro Monat 46 Euro für Dating-Angebote aus, manche probierten bis zu zehn Jahre auf mehreren Apps gleichzeitig, ihren Traumpartner zu finden. „Für manche fühlt sich das an wie ein Nebenjob“, sagt Aretz.

Viele klagten irgendwann über die Monotonie, in die ihre Partnersuche irgendwann mündet. „Das Spiel geht immer wieder von vorn los, dieselben Kennenlernfragen, dieselben Nachrichten – hey, wie war Dein Tag? – und ehe man eine Enttäuschung verarbeitet hat, steht schon die nächste Verabredung an“, erzählt Aretz.

Manche Nutzer können dann irgendwann nicht mehr. Doch der unerfüllte Partnerwunsch bleibt. „Ich würde nicht generell von Online-Dating abraten“, sagt Aretz, „aber man sollte reflektieren, worauf man sich einlässt.“

Partnersuche im Internet gehorche spezifischen Regeln, die man kennen sollte, um keine übertriebenen Erwartungen zu haben und sich nicht in die eigene Erschöpfung zu manövrieren. Klassische Partnervermittlungen versuchen, als kuratierte Form der Kontaktanbahnung die Fallen des Online-Datings zu umgehen und damit wieder Kunden für sich zurückzugewinnen.

Denn natürlich bedeuteten die Dating-Apps mit ihren riesigen Mitgliederzahlen und vergleichsweise geringen Gebühren zunächst einen Einbruch vor allem bei jungen Kunden. „Zu uns kommen inzwischen viele, die genug haben von der Unverbindlichkeit der digitalen Partnersuche oder die unbedingte Diskretion suchen, Lehrkräfte etwa oder Politiker“, erzählt Simone Janssen, von der Kölner Partnervermittlung „Wir2-Partnertreff“.

Sie sitzt auf einem weichen Sofa in einem hellen Raum, eine Mischung aus Wohn- und Therapiezimmer. Hier finden die Erstgespräche statt. Menschen erzählen, was sie bisher in Beziehungen erlebt haben, welchen Partner sie sich wünschen, welche Eigenschaften sie wichtig finden, wo sie Kompromisse machen würden. Janssen und ihre Mitarbeiter lernen die Menschen so kennen, füllen einen Fragebogen aus, füttern die Daten in ihr eigenes System.

Klassische Partnervermittlung als Alternative

Bei zwei Kriterien wollen ihre Kunden meist keine Abstriche machen: Körpergröße und Nähe des Wohnorts. „Natürlich nehmen wir das ernst“, sagt Janssen, „aber wenn eine Frau von einem 1,80-Meter-Mann träumt und wir wüssten jemanden, der 1,78 ist, reden wir darüber – ein Computerprogramm würde einfach ausschließen.“

Auch Partnervermittlung arbeiten heute mit technischer Unterstützung. Ihr eigenes System schlägt Simone Janssen Menschen vor, deren Angaben übereinstimmen. Aber dann kommt der Mensch ins Spiel. „Ich kenne ja die Leute und weiß, da ist die Übereinstimmung vielleicht hoch, aber das Auftreten passt nicht zueinander. Bei einem Vorschlag mit geringerer Passgenauigkeit glauben wir dagegen, dass es funken könnte“, erzählt Janssen.

Sie sprechen darüber im Team, machen ihren Kunden telefonisch Vorschläge, wenn beide Seiten es versuchen wollen, werden Telefonnummern verschickt – per Post. „Wir senden keine Fotos, bitten unsere Kunden, nicht zu googeln, sondern sich ganz auf die reale Begegnung einzulassen“, sagt Janssen.

Sie hält das für einen Schlüssel zum Erfolg. Fotos seien ja nur Momentaufnahmen und schluckten Wesentliches wie Körpersprache, Stimme, Gestik, Humor. „Wir erleben immer wieder, dass weniger fotogene Menschen schnell vermittelt werden, wenn sie Ausstrahlung haben und offen sind“, sagt Janssen.

Auch Dating-Apps arbeiten mit immer ausgefeilteren Algorithmen, die auf psychologischer Forschung basieren. Und es gibt inzwischen Varianten, die etwa mit Sprachnachrichten arbeiten, erst in einer späteren Phase gibt es Fotos. Partnervermittler wie „Wir2“ setzen dagegen auf Erfahrung, Menschenkenntnis, Intuition und begleiten ihre Kunden mit Beratungsgesprächen nach den Treffen.

Außerdem setzt Janssen auf Entschleunigung: Partner werden nur nacheinander vermittelt, die Kunden müssen eindeutige Entscheidungen treffen und Rückmeldungen geben, sonst geht der Prozess nicht weiter. Und wenn jemand viele Versuche unternommen hat, verordnet Janssen auch schon mal eine Pause.

Doch diese enge, persönliche Betreuung hat ihren Preis. Einen mittleren, vierstelligen Betrag müssen die Kunden investieren. Wenn alle Vermittlungsversuche scheitern, bleiben die Kunden in einem „Passivpool“. Manchmal ergibt sich noch eine Vermittlung. Sonst ist das Geld futsch.

InfoVerbraucherzentralen informieren über Umgang mit Dating-Apps und Vermittlungen

Simone Janssen leitet die Vermittlung „Wir2-Partnertreff“ mit Hauptsitz in Köln. Foto: Simone Janssen

Verbraucherschützer Die Verbraucherzentrale gibt zahlreiche Tipps zum Online-Daten, etwa zu Kostenfallen und dazu, wie man seriöse Partnervermittlungen erkennt. www.verbraucherzentrale.de

Über den Preis hat auch Hans zunächst geschluckt. „Aber dann habe ich mir gedacht, dass diese Hürde auch bedeutet, dass die anderen es ernst meinen“, sagt er. Ihn selbst hätten die Gespräche mit den „Wir2“-Mitarbeitern gezwungen, über sich und die eigenen Wünsche nachzudenken.

Simone Janssen hält das für einen zentralen Effekt der Partnersuche. „Wir erleben öfter, dass Menschen sich vermitteln lassen – und dann im Freundeskreis einen Partner finden“, sagt Janssen. Am Ende entscheidet womöglich nicht die Fülle an Kontakten über die Liebe, sondern Selbstreflexion und die Offenheit für echte Begegnung.

Die eigene Haltung also – und etwas, das man Glück nennen kann, Zufall, Schicksal. Etwas, das sich nicht berechnen lässt. Und sich womöglich sogar dem Kalkül der Wahrscheinlichkeit entzieht. Manche nennen es Fügung.

Kerstin Klein

Ich bin Kerstin, ein leidenschaftlicher Experte für aktuelle Nachrichten und Autor bei Hol Aktuell. Als Generalist verfasse ich Artikel zu nationalen und internationalen Themen mit Strenge und Objektivität. Meine Begeisterung für Journalismus treibt mich dazu an, fundierte und gut recherchierte Informationen zu liefern, die unsere Leser informieren und zum Nachdenken anregen. Mit einem Auge für Details und einem starken Sinn für Ethik strebe ich danach, die Leserschaft von Hol Aktuell stets auf dem neuesten Stand zu halten.

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