Warum ein flexibler Schulstart unrealistisch ist.

Warum ein flexibler Schulstart unrealistisch ist.

Die Debatte über einen flexiblen Schulstart hat in den letzten Wochen an Fahrt aufgenommen, jedoch gibt es Argumente, die die Realisierbarkeit eines solchen Vorhabens in Frage stellen. Experten betonen, dass ein flexibler Schulstart logistische Herausforderungen mit sich bringen würde und die Chancengleichheit gefährden könnte. Zudem wird darauf hingewiesen, dass die sozialen Auswirkungen nicht zu unterschätzen sind, da nicht alle Familien die nötigen Ressourcen für eine individuelle Schulstartzeit haben. Trotz der gesundheitlichen Aspekte wird die Umsetzung eines flexiblen Schulstarts als unrealistisch betrachtet.

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Flexibler Schulstart in Deutschland: Wie realistisch ist die Umsetzung?

Im Morgengrauen aus dem Bett quälen, um pünktlich zu Beginn der ersten Stunde im Klassenzimmer zu sitzen: Für Generationen von Schülerinnen und Schüler in Deutschland war und ist das immer noch der ganz normale Alltag. In der Regel startet der Schulunterricht gegen 8 Uhr in der Früh. Wach und konzentriert sind um diese Zeit allerdings nur die wenigsten jungen Menschen.

Eine Schule in Baden-Württemberg macht jetzt möglich, wovon wohl Millionen Morgenmuffel in der Mittel- und Oberstufe träumen: An zwei Tagen in der Woche gilt am Gymnasium Plochingen ab sofort eine Gleitzeit-Regelung. Die Schüler können also selbst entscheiden, ob sie schon um 7.50 Uhr oder lieber erst um 9.40 Uhr mit dem Unterricht starten möchten. Das Prinzip: Die ganze Klasse bekommt dieselben Aufgaben gestellt. Wer sich für den frühen Schulstart entscheidet, kann sie mit Unterstützung einer Lehrkraft in der Schule erledigen. Wer lieber ausschlafen möchte, muss die Aufgaben zu einem anderen Zeitpunkt selbst bearbeiten.

Diese Regelung soll zunächst in einem sechswöchigen Modellversuch erprobt und im Anschluss auch von den Schülerinnen und Schülern evaluiert werden. Danach wird entschieden, ob der flexible Schulstart dauerhaft eingeführt werden kann. Der Modellversuch sorgt in den Medien für Furore, neu ist das Gleitzeit-Experiment allerdings nicht. Bereits 2016 hatte ein Gymnasium im nordrhein-westfälischen Alsdorf einen ähnlichen Versuch gestartet. Mit positivem Ergebnis.

Ein Modell, das in Zukunft weitere Nachahmer finden könnte. Denn von einem flexiblen Schulstart profitieren Schüler und Eltern gleichermaßen. Dass vor allem Jugendliche besser lernen, wenn sie morgens länger schlafen können, betonen Schlafforscher und Chronobiologen schon seit Jahren.

Neue Schulzeiten: Wie ein flexibler Schulstart den Schülern helfen könnte

Neue Schulzeiten: Wie ein flexibler Schulstart den Schülern helfen könnte

Als gesund gilt für Teenager eine Schlafdauer zwischen acht und zehn Stunden. Sie brauchen diese längeren Ruhephasen für die Entwicklung des Gehirns. Ausreichend Schlaf bekommen jedoch nur die wenigsten. Eine 2018 veröffentlichte Untersuchung der DAK Gesundheit hat ergeben, dass fast jeder dritte Schüler Schlafstörungen hat. Zudem leiden laut Schlafmedizinern der Uni Marburg viele Jugendliche und junge Erwachsene unter permanentem Schlafmangel, was sich ungünstig auf Gesundheit, Wohlbefinden und natürlich auch die Leistungsfähigkeit in der Schule auswirkt.

Für Eltern mag es naheliegend sein, den Nachwuchs abends einfach früher ins Bett schicken. Was bei Kindern funktionieren kann, ist bei Jugendlichen allerdings nicht die Lösung. Denn in der Pubertät verändert sich ihr Biorhythmus. Das führt dazu, dass vor allem junge Menschen im Alter von 14 bis 17 Jahren oft nicht vor 23 Uhr einschlafen können oder wollen.

Schlafmangel bei Schülern: Warum ein flexibler Schulstart eine Lösung sein könnte

Schlafmangel bei Schülern: Warum ein flexibler Schulstart eine Lösung sein könnte

Wenn dann um kurz nach sechs der Wecker klingelt, sind sie noch mitten in der Tiefschlafphase. Kein Wunder also, dass einige von ihnen gereizt reagieren, wenn Mutter oder Vater sie morgens zur Eile antreiben. Dabei könnte schon eine kleine Verschiebung des Unterrichtsbeginns einen großen Unterschied machen. Würde die Schule morgens nur 20 Minuten später starten, wären Schüler Forschenden der Universität Basel zufolge deutlich ausgeschlafener und fitter. Ein flexibler Schulstart käme nicht nur ihren schulischen Leistungen, sondern sicherlich auch dem Familienfrieden zugute.

Mehr Schlaf und bessere Zensuren – den Schülerinnen und Schülern wäre es zu wünschen, dass das Gleitzeitmodell in Deutschland Schule macht. Realistisch erscheint das angesichts des damit verbundenen Organisationsaufwands für Schulen und Eltern aber vorerst nicht.

Holger Hofmann

Ich bin Holger, ein erfahrener Redaktionsleiter von Hol Aktuell, einer generalistischen Zeitung mit nationalen und internationalen Nachrichten. Mein Team und ich sind bekannt für unsere strenge und objektive Berichterstattung. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Journalist habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, unseren Lesern stets aktuelle und relevante Informationen zu bieten. Meine Leidenschaft für den Journalismus treibt mich jeden Tag an, die besten Geschichten zu finden und sie professionell aufzubereiten.

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